1. Korinther 11, 19

Denn es müssen Parteien unter euch sein, auf daß die, so rechtschaffen sind, offenbar unter euch werden. (1. Kor. 11, 19)

Seiner Weisheit, Güte und Macht, das Uebel zu einer Gelegenheit zu machen, etwas Gutes darzustellen. Paulus hoffte dergleichen etwas bei der korinthischen Gemeinde, in welcher nach V. 18. Spaltungen entstanden, wenn die Christen zusammen kamen. Die Wirkungen derselben aber waren die Rotten. Wenn sie nämlich mit Worten unter einander stritten, wenn der Eine dieses, der Andre jenes behauptete, so war das Ende des Streites dieses, daß ein jeder Haufe bei seiner Meinung blieb, und eine besondere Rotte oder Parthei ausmachte. Ist es nun recht, wenn es so zugeht? Ist es Gott wohlgefällig, wenn bei Zusammenkünften Trennungen entstehen, und die Leute nach der Trennung in Rotten zertheilt bleiben? Nein, denn Paulus sagt V. 17., solche Zusammenkünfte bessern nichts, sondern machen den Zustand einer Gesellschaft ärger. Hier denkt aber eine jede Rotte, die Andern alle sollten sich zu ihr schlagen, damit eine Einigkeit entstehe; allein die andere Rotte denkt auch so. Eine jede Rotte denkt, diejenigen, die zu ihr gehören, seien die Rechtschaffenen; allein Paulus gibt in seinem ganzen ersten Brief an die Korinther zu verstehen, daß die Rechtschaffenen nicht diejenigen seien, welche sagen: wir sind paulisch, wir sind kephisch, wir sind apollisch, sondern daß diese Alle noch fleischliche Leute und junge Kinder in Christo seien, und nach menschlicher Weise wandeln, 1 Kor. 3,1.2.3. Welches sind also die rechtschaffenen oder bewährten und reifen Christen? Diejenigen sind es, welche mit den Schwachen, die sich trennen und Partheien machen, Geduld haben, sie wegen ihres Eifers, Zanks und Zwietracht freundliche bestrafen und warnen, sich unverrückt an Christum als das Haupt halten, Andere auch auf Ihn weisen, und dabei sanftmüthig warten, bis Alle zu einerlei Glauben und Erkenntniß des Sohnes Gottes gelangen, und ein vollkommener Mann werden, der nach dem Maß des vollkommenen Alters Christi sei. Der Sinn der Rechtschaffenen besteht nicht in der Gleichgiltigkeit gegen die Wahrheit, sie halten vielmehr ein jedes Brosamlein derselben für kostbar, und opfern keines derselben der brüderlichen Liebe auf: doch drängen sie auch kein Stück der Wahrheit Andern auf, und wenn sie davon zeugen, so thun sie es ohne Herrschsucht und Zank. Paulus redet freilich, da er von dieser Sache handelt, von erweckten Leuten, unter denen auch der Schwächste begnadigt war; wie denn die Rechtschaffenen, die bei den Rotten offenbar wurden, den jungen Kindern in Christo, die noch viel Fleischliches an ich haben, entgegen gesetzt sind. Wenn unter Leuten die ganz fleischlich sind, Rotten entstehen, so ist insgemein die Hoffnung, daß sie bald vergehen, weil sich solche Leute vom Geist Gottes nicht strafen lassen. HErr Jesu, erhalte uns in dem Glauben der Wahrheit und in der Liebe. Bringe, was zertrennt ist, zur Einigkeit. Entdecke durch Dein Licht, was echte und unechte Weisheit und Gerechtigkeit sei, und mache zur Ehre Deines Namens aus jungen Kindern, die noch viel Fleischliches an sich haben, rechtschaffene und gegründete Christen!

Quelle: Glaubensstimme – Die Archive der Väter