Ich bin verwelkt und grüne
Doch wie ein Tannenbaum;
Das macht die Gottessühne
Die läßt zum Himmelsraum
Mich wieder aufwärts steigen
Mit neuverjüngter Kraft;
In Krone, Stamm und Zweigen
Treibt frischer Lebenssaft.
Wie wenn vom Blitz getroffen
Ein Baum nicht untergeht,
Mit allen Adern offen
Den Elementen steht,
Und Erd und Himmel reichen
Kraft, Nahrung, Heilung dar;
Er grünt wie Seinesgleichen,
Er übergrünt sie gar.
Und dennoch will mir dünken,
Es sei ein eitler Schein,
Und bei dem ersten Winken
Sinkt aller Zauber ein:
Er ist einmal berühret
Vom heil’gen Opferstrahl
Und trägt, wie sichs gebühret
Das ernste Todesmal.
Mehr als mein halbes Leben
Steht schon auf ew’gem Grund:
Das ist es, was mich eben
Macht fröhlich und gesund.
Wie Wind und Wetter gehe,
Was kümmert das den Kern;
Ich falle oder stehe
Mit Freuden meinem Herrn.
Liedtext: Albert Zeller (1804-1877)
Quelle: Albert Zeller, Lieder des Leids, S. 14f. (Druck und Verlag von Georg Reimer, Berlin 1865) [Digitalisat]