2. Korinther 6, 4

Sondern in allen Dingen beweisen wir uns als die Diener Gottes: in großer Geduld, in Trübsalen, in Nöten, in Ängsten, … (2. Kor. 6, 4)

Ein Mensch ist leicht zu bewegen, daß er sich zuweilen und in einigen Stücken als ein Diener Gottes beweisen will; denn wer sollte nicht auch zuweilen eine löbliche Tat tun wollen? Wer sollte nicht auch zuweilen Barmherzigkeit oder Gerechtigkeit ausüben wollen, da doch das Gewissen dazu treibt, und der Mensch seine Zufriedenheit, seine Ehre und seine Belohnung dabei findet? Aber in allen Dingen sich als einen Diener Gottes beweisen, ist etwas Großes, und erfordert mehr als nur den Trieb des Gewissens, den alle Menschen haben, und die Vernunft und Kraft, die der Mensch nach seinem natürlichen Zustand hat. Es begegnen einem Diener Gottes allerhand Leiden, vor denen die Natur ein Grauen hat, und sich deswegen zurückzieht. Man muß Arbeiten tun, für die man weder Dank noch Lohn von den Menschen empfängt. Man muß sich in Erkenntnis (oder praktischer Klugheit), in Langmut, in Freundlichkeit, in dem Heiligen Geist, insofern er heilige Affekten erregt, in ungefärbter Liebe, in dem Wort der Wahrheit, (das man glaubt und bekennt, in der Kraft Gottes, durch Waffen der Gerechtigkeit zur Rechten (womit man angreift) und zur Linken (womit man sich selbst schützt) als ein Diener Gottes beweisen, wie Paulus 2. Kor. 6. ausführlich sagt. Hier darf man wohl sagen: wer ist hiezu tüchtig?

Niemand, als wen der Geist Gottes treibt, und die Liebe Christi drängt. Aber lasset uns doch unter dem Trieb dieses Geistes und unter dem Drang dieser Liebe uns als Diener Gottes in allen Dingen beweisen; denn gute Arbeit gibt herrlichen Lohn. Muß man dabei viele Arbeiten übernehmen, so ist die Ewigkeit lang genug zum Ruhen. Muß man sich dabei vielen Leiden unterwerfen, so wird der herrliche Gnadenlohn Alles ersetzen. Muß man, wenn die Welt ihre Diener belohnt, zurückstehen, so wird das himmlische Erbe allen erlittenen Schaden erstatten. Man muß freilich vor allen Dingen Gnade empfahen, hernach aber diese zum Dienst Gottes anwenden; damit man sie nicht vergeblich empfangen habe, und viel beten, damit man in der angenehmen Zeit des Neuen Testaments erhört werde, und dadurch Licht und Kraft, Segen und Trost vom HErrn bekomme. Ob man aber gleich bei dem Dienst Gottes vornämlich auf Gott sehen und Ihm gefällig sein soll, so soll man sich doch auch hüten, den Menschen ein Aergerniß zu geben, Verse 1.2.3., dabei aber nicht so gefällig gegen sie sein, daß man sich in die Gemeinschaft ihrer bösen Werke, oder in eine sündliche Verbindung mit ihnen einflechten lasse, V. 14-17. Ein Diener Gottes ist auch ein Kind Gottes, V. 18., folglich ist sein Dienst kein unlustiger und gesetzlicher Dienst, gleichwie auch der HErr Seiner Diener schonet, wie ein Vater seines Sohnes schonet, der ihm dienet. Wir wollen dafür halten, Paulus rufe auch uns zu: in allen Dingen, folglich nicht nur in denjenigen, die man zum eigentlichen Gottesdienst rechnet, sondern in allen Dingen, die täglich vorkommen, lasset uns beweisen als die Diener Gottes. Es geschehe also durch des HErrn Gnade!

(Magnus Friedrich Roos)

Quelle: Glaubensstimme – Christliche Texte aus 2000 Jahren

Eingestellt am 9. März 2022