Nun aber spiegelt sich in uns allen des Herrn Klarheit mit aufgedecktem Angesicht, und wir werden verklärt in dasselbe Bild von einer Klarheit zu der andern, als vom Herrn, der der Geist ist. (2. Korinther 3, 18 LUT)
So völlig soll die Liebe bei uns werden, so mächtig müssen wir Gott in uns sein lassen, so ausschließlich des Herrn sein, daß es uns schwerfällt, ja, unmöglich wird, mit Dingen unser Herz zu beschäftigen, die uns das Bewußtsein und den Segen der Gegenwart Gottes schwächen. Die Wegwanderung unserer Gedanken von Gott ist auf den Einfluß der finsteren Macht zurückzuführen und hindert Gottes Werk in uns ungemein. Von dieser Satansmacht werden wir durch Gottes Macht frei; es bedarf aber eines ernsten Willens und viel Gebets. Die Klarheit und Herrlichkeit Gottes kann sich erst in uns spiegeln, wenn die Seele in Gott ruht. Dann geht die Umwandlung in das Bild Gottes vor sich. Die Hindernisse schwinden. Durch des Herrn Geist geschieht diese Umbildung. Es ist nicht eine eigene, es ist Gottes Kraft. Der Herr, der der Geist ist, macht’s. Da geht es von Klarheit zu Klarheit, von Herrlichkeit zu Herrlichkeit. Und wenn unsere Seele und unsere innere Welt eine solche Umgestaltung erfährt, sollte da nicht auch der Körper und das äußere Leben hiervon etwas verspüren? Sollte nicht die innere Klarheit und Herrlichkeit durchscheinen, so daß auch unsere Umgebung etwas davon ahnt, was in uns ist. Lichteskinder müssen an einem heiteren, frohen, sanften, demütigen Wesen leicht erkannt werden. Ihre allezeit frische, von Gottes Liebe bewegte Seele gibt auch dem Körper ein frisches und heiteres Aussehen. Die Wiederherstellung des Bildes Gottes in der Seele zieht die Wiederherstellung der äußeren Herrlichkeit nach sich.
Gott hat den Menschen nach Seinem Bilde geschaffen, damit Er einen Gegenstand der Liebe, der Freude und des Wohlgefallens habe. Auf Seinem Gebilde ruhte Seine Liebe, an ihm hatte Er Seine Freude und Sein Wohlgefallen. So sollte auch der Mensch ein Spiegel sein, der getreu die Strahlen widergibt, die ihn beleben, erfreuen und verherrlichen. Das ist Gottes Freude: durch Offenbarung Seiner Herrlichkeit wahres Glück zu schaffen; und das ist für ein Gottesgebilde die wahre Glückseligkeit: an Gott sein Wohlgefallen und seine Freude zu haben und durch echte Gegenliebe den Herrn der Herrlichkeit zu verherrlichen.
Aber Gottes Bild ist verblichen; das ist unser Jammer. Gottes Liebe ist geblieben; das ist unser Trost! Der in die Welt gekommene Gottes-Sohn will und kann das Satansbild zerstören und Gottes Bild im Menschen wieder herstellen. In dem gekreuzigten, auferstandenen, zur Rechten Gottes erhöhten Christus können und sollen wir gegründet werden, und ist jemand in Christo, so ist er ein neues Geschöpf. Wir dürfen unseren tiefen Fall nicht verkleinern, es handelt sich um nichts Geringeres als darum, daß wir aus Kindern des Teufels Kinder Gottes werden. Das Werk des Teufels muß auch in uns zerstört und das Bild Gottes in uns wieder hergestellt werden. Unsere Seele wird durch das teure Blut Jesu Christi so gänzlich von aller Unreinigkeit los, daß sie als ein reiner Spiegel das Licht, die Gnadenherrlichkeit, das Bild Christi getreulich aufnimmt.
Wende dich hin zu Jesus, richte Auge und Herz auf Ihn; Er sei deine Liebe und deine Freude.
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In diesem Kapitel erläutert Paulus den Unterschied zwischen Gesetz und Evangelium, altem und neuem Testamente. Das Gesetz nennt er Buchstabe, weil es die Vorschrift äußerlich dem Menschen vorhält, ohne sein Herz zu ändern; das Evangelium Geist, weil durch die Versöhnung mit Gott ein lebendig- und seligmachender Geist dem Menschen mitgeteilt wird. Das Gesetz tötet; denn mit seinem strengen und ernsten: du sollst! und: du sollst nicht! bringt es nur unsern Tod, unsere Unfähigkeit zum Guten, zum Ausbruch und zur Offenbarung, und spricht das Todesurteil aus über die, die es nicht halten und durch eigne Kraft nicht zu halten vermögen; das Evangelium aber oder die Freudenbotschaft von der Erlösung und Versöhnung durch Christum macht durch den heiligen Geist, den es mit sich bringt und einpflanzt, die toten Herzen geistlich lebendig.
Dennoch besaß das Gesetz eine große Herrlichkeit, wie man schon an Moses Verklärung sehen konnte, wenn auch dieser Glanz erblich und verging: wie viel größer muß erst die Herrlichkeit des Evangelii sein, das den Menschen umgestaltet und erneuert, ihm Rechtfertigung vor Gott und ewiges Leben schenkt! Dort ist Sternen-, hier Sonnenglanz. Dort verhüllende Bilder, hier freie Geistesenthüllung. Dort Demütigung, hier Erhebung. Beides müssen wir an uns selbst erfahren, sowohl den tötenden Buchstaben des Gesetzes, als den lebendig machenden Geist des Evangeliums. In der Buße wird uns Gottes Gesetz ein tötender Buchstabe, indem es unser Gewissen aufweckt, alle Sünden vor Augen stellt und um derselben willen Tod und Verdammnis androht; im Glauben wird uns das Evangelium zu lauter Geist und Leben. Darum fürchte ich als Christ den tötenden Buchstaben des Gesetzes nicht mehr, sondern halte ihm entgegen den Geist des Evangeliums, der mir das geistliche und ewige Leben schenkt. Amen.
(Johann Friedrich Wilhelm Arndt)
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Wenn uns die Gabe und Wirkung Jesu erfaßt, so verschwindet die Decke vor unserem Gesicht. Jetzt sieht unser Auge und hört unser Ohr, und deshalb wenden wir unser Gesicht ihm zu und seine Herrlichkeit bestrahlt uns wie einen Spiegel, in dem er sein Bild erzeugt. Was entsteht in uns als Jesu Bild? Nicht seine Gottheit, nicht die Gottessohnschaft des Eingeborenen, nicht seine Wundermacht, seine Allgegenwart, sein königliches Herrscherrecht. Dem Wirken Jesu, durch das er sich uns zeigt, wenden wir unser aufgedecktes Antlitz zu. In der Weise, wie er zu uns spricht und an uns handelt, berühren uns die Strahlen seiner Herrlichkeit, gleichen uns ihm an und machen uns zu seinem Bild. Aus seiner Gottessohnschaft wird meine Gotteskindschaft. An seiner Gewißheit Gottes lerne ich glauben, an seinem Gebet beten, an seinem Gehorsam gehorchen. Sein Gericht, mit dem er meine Sünde straft, gibt mir das Vermögen, mich in tapferer Buße zu richten, und sein Vergeben verleiht mir, daß ich im Frieden Gottes stehe und alles Hadern mit ihm stille. An seiner Barmherzigkeit gewinne ich den barmherzigen Blick im Verkehr mit allen, und aus seinem Dienen entsteht mein Dienen. Das ist Herrlichkeit; denn das ist Gottes Art und macht Gottes Größe und Gnadenmacht offenbar. Wie könnte ich anders begehren, wo Größeres finden? Ich will mich hüten, das Finsternis und Schwachheit zu heißen, was Klarheit und Herrlichkeit ist.
Die große Gabe Deiner Gnade gibt mir das Recht, mein Gesicht zu Dir zu erheben. Weil der Strahl Deiner allmächtigen Liebe mein Gesicht berührt, fällt die Decke von ihm ab. Ich weiß nichts, was herrlicher ist als Du, weiß nichts, was mein Leben mit Kraft und Segen füllen könnte als die Ähnlichkeit mit Dir. Glanz Gottes, sende Deine Strahlen zu mir. Amen.
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Paulus sagte (2. Kor. 3, 7), das Amt des Moses sei dadurch sehr veredelt worden, daß er ein glänzendes Angesicht von dem Berg Sinai herabgebracht habe, bezeugte aber auch, daß dieser Glanz oder diese Herrlichkeit des Angesichts Mose’s vergänglich gewesen sei, und bei Weitem nicht an die Herrlichkeit hingereicht habe, welche das Amt des Neuen Testaments den Dienern Gottes verschaffe. Er erinnerte ferner, daß Moses sein glänzendes Angesicht mit einer Decke verhüllt habe (2. Kor. 3, 13), und sagte, den Juden zu seiner Zeit gehe es noch ärger als ihren Vätern. Gleichwie diese das glänzende Angesicht Mose’s wegen der Decke, die darauf lag, nicht haben sehen können, also sehen jetzt die Juden nicht das Ende oder Ziel des Alten Testaments, welches hat aufhören sollen, das ist, sie sehen oder erkennen Christum in Seiner Herrlichkeit nicht, welcher des Gesetzes Ende sei, ja sie verstehen das Alte Testament nicht, wenn sie es schon lesen. Es liege gleichsam eine Decke vor ihren Herzen, weswegen sie nicht einsehen, wie alle Propheten durch Vorbilder und Weissagungen von Christo gezeugt haben (2. Kor. 3, 14+15) .
Wenn sie sich aber zum HErrn bekehren, so werde die Decke abgetan, gleichwie auch Jesajas Kap. 25, 7 weissagt, daß Gott dereinst die Hülle wegtun werde, damit alle Völker verhüllt seien, und die Decke, damit alle Heiden zugedeckt seien; da dann alle gelehrten Glossen, wodurch Juden und Heiden die Bibel verdrehen oder austrocknen, von sich selbst verschwinden werden. Uebrigens, sagt Paulus, habe die Decke, womit Moses sein Angesicht hat verhüllen müssen, angezeigt, daß die Herrlichkeit desselben etwas Schreckendes gewesen, und die Israeliten dadurch in eine knechtische Furcht vor Gott, dessen Herrlichkeit sich in Moses Angesicht abgedruckt habe, haben gesetzt werden sollen: jetzt aber offenbare sich der HErr nicht mehr in einem schreckenden sichtbaren Glanz, sondern sei lauter Geist, wo aber der Geist des HErrn sei, da sei Freiheit, im Gegensatz gegen die furchtsame Knechtschaft. Es spiegle sich aber jetzt unter dem Neuen Testament die Herrlichkeit des HErrn in allen Seinen Knechten, so daß Er ihre Sonne und sie Seine Spiegel seien, und so bekommen sie Alle einerlei Bildung, und werden von einer Herrlichkeit zu der andern verwandelt, das ist, sie werden so verwandelt, daß sie von Zeit zu Zeit eine größere Herrlichkeit bekommen; diese Herrlichkeit aber sei kein sichtbarer Glanz, sondern so beschaffen, wie sie von einem HErrn, der lauter Geist ist, herrühren könne. Dabei seien aber die Knechte Gottes sehr freimütig, V. 12. Sie verhüllen ihre Herrlichkeit nicht. Mit aufgedecktem Angesicht wandeln sie unter den Menschen, und lassen das Bild oder die Herrlichkeit des HErrn, die in ihnen sei, durch das Evangelium, welches sie mit Ueberzeugung und Kraft predigen, durch ihren Wandel, ja auch durch ihre Mienen von sich ausstrahlen.
Wo sind aber nun jetzt solche Knechte Gottes? Wer kennt, liebt und ehrt sie als Spiegel der Herrlichkeit des HErrn? In einem jeden Christen, wenn er schon kein Prediger des Evangeliums ist, soll sich die Herrlichkeit des HErrn spiegeln, Sein Bild eingedrückt sein, und die Verwandlung von einer Herrlichkeit zur andern ihren Fortgang haben, damit erfüllt werden, was Römer 8, 29 gesagt ist.
Quelle:
Schriftstellen
Und er wird auf diesem Berge die Hülle wegtun, damit alle Völker verhüllt sind, und die Decke, damit alle Heiden zugedeckt sind. (Jesaja 25, 7)
Und tun nicht wie Mose, der die Decke vor sein Angesicht hing, daß die Kinder Israel nicht ansehen konnten das Ende des, das aufhört; (2. Korinther 3, 13)
Übersicht: Der 2. Korintherbrief – 2. Korinther 3
Diese Schriftstelle ist der Tagesvers vom 31. Januar 2025