Christian Andreas Bernstein (1672-1712)

Bernstein, Christian Andreas, Informator am Pädagogium, gebürtig aus Domnitz, zwei gute Meilen von Halle an der Halberstädter ,wo sein Vater, Daniel Bernstein aus Gutenberg im Saal=Kreis, Pfarrer war.  Nachdem er seine Studien, die er gleich nach Eröffnung der theologischen Vorlesungen auf der neugestifteten Universität Halle 1692 begonnen, vollendet hatte, machte ihn Francke 1695 gleich bei Stiftung des Königl. Pädagogiums zum Informator an demselben. Als aber sein 72-jähriger Vater seiner Hülfe bedurfte, wurde er 1699 demselben als Adjunkt substituirt, starb aber noch im selbigen Jahr, 18. Okt 1699 zu Domnitz, während ihn der alte Vater noch um 12 Jahre überlebte und erst 12. Febr. 1712 im 44. Jahr seines Amtes und im 85. Jahre seines Alters ihm nachfolgte. Unter allerlei Körperleiden zeitigte er frühe schon für den Himmel und erbat sich in Glauben und Hoffnung dieß Eine nur vom Herrn, was er im Schlußvers seines Liedes: „Mein Vater! zeuge mich“ ausgesprochen:

Mein Ein und Alles! laß mit dir mich Eins hier werden,
So wird mir alles nichts, du aber Alles seyn.
Und nimmt mich deine Güte von der Erden,
So geh ich friedenvoll in deine Freude ein.

Er war eine jugendliche Feuerseele, welcher geistvolle, glaubens- und liebesfeurige Lieder entströmt sind, durch die er, so kurz sein Leibesleben hienieden war, heute noch fortlebt unter der Gemeinde der Geistesverwandten. Freylinghausen nahm 6 in den 1. Theil seines G[esangbuch]s 1704. auf, von welchen, theilweise auch noch durch ihre Melodien, folgende 4 weitere Verbreitung erlangten:

„Großer Immanuel! schaue von oben“ ─ Zions Klagen.
Ihr Kinder des Höchsten wie steht’s um die Liebe ─ von der brüderlichen Liebe.
„Mein Vater, zeuge (bilde) mich, dein Kind, nach deinem Bilde“ ─ im Abschnitt: Von Jesu, dessen Namen und Aemtern.
„Zuletzt geht’s wohl dem, der gerecht auf Erden“ ─ von der Geduld und Beständigkeit.

Aus: Geschichte des des Kirchenlieds und Kirchengesangs der christlichen, insbesondere der deutschen evangelischen Kirche. Von Eduard Emil Koch, Dekan, ordentlichem Mitglied der historisch-theologischen Gesellschaft zu Leipzig. Erster Haupttheil: Die Dichter und Sänger. Vierter Band. Dritte umgearbeitete, durchaus vermehrte Auflage. Stuttgart. Druck und Verlag der Chr. Belser’schen Verlagshandlung. 1868. [S. 365f.; Digitalisat]


Eingestellt am 7. Januar 2024