Markus 9, 3

Und seine Kleider wurden hell und sehr weiß wie der Schnee, daß sie kein Bleicher auf Erden kann so weiß machen.

Wohl war das Wort Fleisch geworden, um unter uns zu wohnen. Nur so konnte es von uns verstanden werden. Aber hier auf dem Berge verklärte für einige Augenblicke der in Ihm wohnende Geist der Herrlichkeit auch Jesu äußeres Wesen. Er strahlte wie die Sonne. In seinen Kleidern wurde jeder Farbton so von dem Licht verschlungen, daß sie glänzend und weiß wurden, wie sie kein Bleicher auf Erden machen konnte. Nun sah das Auge der Jünger, daß die einstige Schechina, die Herrlichkeit Gottes, die in den Tagen der Väter während deren Wanderung durch die Wüste im Heiligtum zeltete, in dem Propheten von Nazareth wohnte.

Was diese wunderbare Verwandlung für Jesus selbst bedeutete, blieb wohl für immer sein eigenes, persönliches Geheimnis. Und doch forscht unser Geist nach diesem Geheimnis und sucht es zu verstehen. Er möchte erfassen, welche Bedeutung die Verklärung für Jesus selbst und in Ihm für uns alle hatte. Jedenfalls stand sie im engsten Zusammenhang mit seinem Innen- und Geistesleben. Kann man doch bei innerlich abgeklärten und geheiligten Persönlichkeiten die Wahrnehmung machen, daß in ihrem ganzen Wesen und in ihrer ganzen Art ein Abglanz der Ewigkeit liegt. Es spricht aus ihrem Auge und ihrem Angesicht eine Reinheit und Klarheit, ein Friede und eine Harmonie der Seele, eine Ruhe und eine Entschlossenheit des Handelns, wie sie der gewöhnliche Mensch nie besitzen kann. Es gibt einen Heiligenschein, der zwar nicht von Künstlerhänden gemalt werden kann, den aber ein heiliges, harmonisches Geistesleben in einer Weise ausstrahlt, daß dadurch die ganze Persönlichkeit wie verklärt erscheint.

Quelle:

Jakob Kroeker, Allein mit dem Meister