Johannes 9, 4

Ich muß wirken die Werke des, der mich gesandt hat, solange es Tag ist; es kommt die Nacht, da niemand wirken kann. (Joh. 9, 4)

So merkwürdig solch ein Wort klingt, wenn Jesus es auf sich selbst mitanwendet – es hat doch auch dann einen Sinn. Sein Tagewerk auf Erden mußte er vollenden. Nachher hätte er nichts mehr von dieser Art nachholen können. Was seither der Heilige Geist an Jesu Gemeinde wirkt, entnimmt er dem Stoff von Jesu Erdenarbeit.

Das ist auch eine Predigt an uns! Leben wir immer unsere Arbeitstage und Arbeitsgelegenheiten mit dem Bewußtsein, daß sie so nie ganz wiederkehren? Solang es Tag ist, gilt es, die Tagesleistung zu vollenden, und dazu gibt es Hilfe: wie deine Tage sein werden, wird deine Kraft sein! Nicht mehr und nicht weniger. Ach, daß wir von Jesu nicht nur den Stoff und die Anregung, sondern auch die Treue nähmen, daß uns doch keine verträumte Gelegenheit einst mit hohlen, leeren Augen anzusehen braucht: An mich hast du nichts von deiner Teilnahme und deinem Herzblut gewandt! Dazu kommt noch das eine, daß wir nicht wissen, wie lange unser Tag noch dauert und wann der Tag anderer anbricht, und daß wir gar nicht absehen können, wie groß das Tagewerk ist, das wir hätten leisten sollen.

O Herr Jesu, mach mich treu in Kleinigkeiten von Zeit und Kraft, und öffne mir die Augen zu sehen, was ich soll! Das Wissen soll mich dann treiben zum Tun! Ein Tagewerk für den Heiland! Herr Jesu, segne mir Arbeit und Gelegenheit um deinetwillen! Amen.

(Samuel Keller)


Weblinks und Verweise

Andacht zum Vers von Jörgen Bauer: Wirken, solange es Tag ist (externer Link zu auftanken.de)

Schriftstellen

Gebet dem HERRN, eurem Gott, die Ehre, ehe denn es finster werde, und ehe eure Füße sich an den dunklen Bergen stoßen, daß ihr des Lichts wartet, so er’s doch gar finster und dunkel machen wird. (Jeremia 13, 16)

Ein finstrer Tag, ein dunkler Tag, ein wolkiger Tag, ein nebliger Tag; gleichwie sich die Morgenröte ausbreitet über die Berge, kommt ein großes und mächtiges Volk, desgleichen vormals nicht gewesen ist und hinfort nicht sein wird zu ewigen Zeiten für und für. (Joel 2, 2)

Zur selben Zeit, spricht der HERR HERR, will ich die Sonne am Mittag untergehen lassen und das Land am hellen Tage lassen finster werden. (Amos 8, 9)

So geht dann der Mensch aus an seine Arbeit und an sein Ackerwerk bis an den Abend. (Ps. 104, 23)

Alles, was dir vor Handen kommt, zu tun, das tue frisch; denn bei den Toten, dahin du fährst, ist weder Werk, Kunst, Vernunft noch Weisheit. (Pred. 9, 10)

Gleich als ein Mensch, der über Land zog und verließ sein Haus und gab seinem Knecht Macht, einem jeglichen sein Werk, und gebot dem Türhüter, er sollte wachen. (Mark. 13, 34)

Bibeltext: Luther 1912 (bibeltext.com)
Eingestellt am 19. Mai 2021 – Letzte Überarbeitung am 27. Juni 2022