Johannes 3, 5-7: Erwachen zum Leben (Thiele-Winckler)

Jesus antwortete: Wahrlich, wahrlich ich sage dir: Es sei denn, daß jemand geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen. Was vom Fleisch geboren wird, das ist Fleisch; und was vom Geist geboren wird, das ist Geist. Laß dich’s nicht wundern, daß ich dir gesagt habe: Ihr müsset von neuem geboren werden. (Joh. 3, 5-7)

Das größte Ereignis ist das Erwachen zum Leben, die Wiedergeburt aus Gott. Es ist ein Geheimnis, wie solches zugeht; aber das Wort aus dem Munde der Wahrheit bleibt bestehen für alle vier Gruppen* und ihre Vertreter: „Ihr müsset von neuem geboren werden“ (Joh. 3, 7). Es ist allemal ein Wunder, wenn der göttliche Lebensfunke in ein totes Herz fällt; der Irdischgesinnte, der verlorene Sünder, der Unbefriedigte, der selbstgerechte Fromme, sie alle können, sollen, müssen dieses Wunder erleben, irgendwann, irgendwie von neuem geboren werden.

*) Mutter Eva teilt die nicht wiedergeborenen Menschen in vier Gruppen ein:
1. Die Irdischgesinnten – 2. Die Verlorenen – 3. Die Unbefriedigten – 4. Die Religiösen

Dieses Erlebnis bringt einen völligen Umschwung mit sich. Der Irdischgesinnte wird himmlisch gesinnt. Das Irdische, welches ihn vorher völlig einnahm, verliert seinen Reiz und seine Macht. Der in Sünden Verlorene kommt zur Buße und findet in dem Sünderheiland den Befreier aus satanischer Knechtschaft und in dem Blute Jesu die Reinigung von allen, auch den blutroten Sünden. Der Unbefriedigte findet jubelnd in Christo die Antwort auf alle seine Fragen, die Lösung aller seiner Rätsel, die Erfüllung aller seiner Sehnsucht. Und der Selbstgerechte? Ach, er bricht an einem Gnadentag zusammen und erkennt das Vergebliche all seiner eigenen Bemühungen! Die besten Werke verbrennen im Feuer des Gerichtes Gottes, aber aus den Flammen geht etwas Neues hervor, ein geretteter Sünder, ein begnadigtes Gotteskind, das in ganz neuem Sinn das Wort verstehen lernt:

„An mir und meinem Leben
ist nichts auf dieser Erd‘;
was Christus mir gegeben,
das ist der Liebe wert!“

Ja, wenn Er, der das Leben ist, hineintritt in ein Menschendasein, dann wird alles neu, und man feiert Ostern – Auferstehung, und man verläßt das Grab der Sünden und lebt! Auf Golgatha hat man das Gericht erfahren über alles eigene Naturwesen und Wirken.

Gerichtet – gerettet! – aus dem Tode zum Leben hindurchgedrungen! – Halleluja! (Joh. 5, 242. Kor. 5, 17)

(Eva von Thiele-Winckler)

Eingestellt am 28. Juni 2022