2. Petrus 1, 19

Und wir haben desto fester das prophetische Wort, und ihr tut wohl, daß ihr darauf achtet als auf ein Licht, das da scheint in einem dunklen Ort, bis der Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe in euren Herzen. (2. Petrus 1, 19)

Recht eindrücklich vermögen uns die einmalig wichtige Bedeutung des prophetischen Wortes für unsere Zeit die beiden nachstehenden Zitate aufzuzeigen:

„Viele Übelstände, die die Gemeinde von heute kennzeichnen, rühren daher, daß Christen sich damit begnügen, die Lehre – als etwas rein Objektives – in sich aufzunehmen. Sie streben nach einer äußerlichen, verstandesmäßigen Erkenntnis der Schrift, wenden das Wort Gottes aber nicht auf ihr persönliches Dasein an […] Wenn sie in ihrer Auffassung konservativ oder schriftgerecht sind, dann meinen sie sie, es sei alles in Ordnung […] Aber in den Augen Gottes bemißt sich ihre geistliche Höhe lediglich danach, inwieweit sie zu einer wahrhaften inneren Erkenntnis Christi gelangt sind; alles andere zählt nicht. Ihre Schriftauffassung mag durchaus korrekt sein, aber wenn sie das Leben nicht haben, dann fehlt ihnen das Höchste, das, was allein wesentlich ist […] Der Buchstabe – auch der fundamentalistische – tötet; Leben gibt nur der Geist (2. Kor. 3, 6). Wollen wir anderen Leben bringen, dann dürfen wir das Wort nicht nur so verkündigen, wie Gott es vor Jahrhunderten gesagt hat im Hinblick auf seine damaligen besonderen Zwecke, sondern wir müssen auch wissen, was es den Menschen von heute zu sagen hat.
Denn ein Prophet ist im Neuen Testament einer, der wie Elia oder J0hannes der Täufer kundmacht, was Gott in der jeweils gegenwärtigen Zeit vorhat. Drei Dinge kennzeichnen einen Propheten: eine persönliche Geschichte mit Gott, eine innere Bürde und von Gott eingegebene Worte, die jene Bürde ausdrücken und erklären, so daß der Prophet, wenn er das Gotteswort übermittelt hat, von seiner Bürde befreit ist. Für einen solchen Dienst ist heute Schriftstudium wesentlich“. 1)

„Die Propheten – die Zeugen des prophetischen Amtes in der Gemeinde Jesu Christi – kann man vergkeichen mit Verkehrsschildern an der Straße des wandernden Gottesvolkes. Sie warnen vor Gefahren auf dem Weg, sie weisen die Richtung zum Ziel. Schon immer standen Zeugen des prophetischen Amtes an den Straßen des Volkes Gottes: warnend, aufrüttelnd, gewissenschärfend, strafend im Widerspruch, wegweisend und mutmachend in die Zukunft“. 2)

1) Watchman Nee, in: Der persönliche Auftrag des Christen, R. Brockhaus, 1967.
2) Th. Klenk, in: „Der Gärtner“, Witten, Nr. 36/1968

Quelle:

Salomon, Gerhard: Die Gefahren der Endzeit für die Gläubigen. Kommissionsverlag der St. Johannis-Druckerei C. Schweickhardt, Lahr-Dinglingen (Baden). 1. Auflage 1972.

Eingestellt am 9. September 2022