1. Petrus 4, 7b (Ludwig Hofacker)

So seid nun mäßig und nüchtern zum Gebet. (1. Petr 4, 7b)

Die jetzige Gestalt der Kinder Gottes ist gleich den Menschen, die auf ihren Herrn warten, auf daß, wenn er kommen wird, er sie bereit finde und ihre Lichter brennen und ihre Lenden umgürtet seien (Lukas 12, 35). Darum wiederholt sich in der heiligen Schrift so oft die Ermahnung: „Wachet und betet“; denn durch’s Gebet bleibt man in Verbindung mit ihm, auch wenn er ferne ist; durch das Gebet wird das geistige Leben erhalten und vor dem Einschlafen gesichert.

Das Gebet ist der Odem des geistigen Lebens; wer nicht betet, der lebt auch nicht. Freilich heißt bei gewissen Menschen Alles beten. Sie lesen in einem Buche, und das heißt beten; sie sagen Formeln her, die sie nicht verstehen, deren Sinn sie nicht überdacht haben, und sind, während sie sie hersagen, mit ihren Gedanken bei ihren Geschäften, bei ihren Gesellschaften, in der Werkstätte, auf dem Felde, im Stalle, in der Schreibstube, und wo es sonst noch sein mag. Das heißt aber nicht gebetet, wenigstens ist es nicht im Geist und in der Wahrheit gebetet. Das Gebet aber ist stets von zweierlei Art gewesen: Einmal, wenn man sich eigentlich Zeit dazu nimmt, mit dem HErrn zu reden, wenn man in das Kämmerlein geht, wenn man sich vor ihm beugt und demütigt und sein Herz ausschüttet vor ihm, der auch in’s Verborgene schaut; für’s Andere ist auch dies Gebet zu nennen, wenn man in beständigem Umgang mit dem HErrn bleibt, auch unter den Geschäften und Arbeiten immer wieder mit verborgenen Seufzern sein Angesicht sucht und so von seinen Augen und seiner Nähe sich leiten und regieren läßt. Beides ist notwendig, wenn das innere Leben soll erhalten werden, wenn man das Ende vor Augen haben und behalten soll.

Ja, Gott will gebeten sein
Wenn er was soll geben.
Er verlanget unser Schrei’n,
Wenn wir wollen leben.
Nur Gebet, Früh und spät
Hilft Fleisch, Welt und Sünden
Kräftig überwinden.

Drum, so laßt uns immerdar
Wachen, Flehen, Beten,
Weil die Angst, Not und Gefahr
Immer näher treten.
Denn die Zeit ist nicht weit,
Da der HErr wird richten
Und die Welt vernichten.

(Ludwig Hofacker)

Quellen:

Andacht zum 7. November, aus Ludwig Hofacker, Pfarrer in Rielingshausen: Erbauungs- und Gebetbuch für alle Tage, nebst einem Anhang von besondern Gebeten. Aus den hinterlassenen Handschriften und aus den Predigten des sel. Verfassers herausgegeben von G. Klett, Pfarrer in Barmen. Dritter Abdruck, Stuttgart 1879.

Liedstrophen aus: Mache dich, mein Geist, bereit
1695, Johann Burchard Freystein (1671-1718)


Eingestellt am 8. Dezember 2023