2. Korinther 5, 2

Und darüber sehnen wir uns auch nach unsrer Behausung, die vom Himmel ist, und uns verlangt, daß wir damit überkleidet werden; (2. Korinther 5, 2)

Paulus sagt 2. Kor. 5, 1: „Wir wissen, so unser irdisches Haus dieser Hütte“ (des sterblichen Leibes) zerbrochen wird (durch den Tod), daß wir einen Bau haben, von Gott erbauet, ein Haus, nicht mit Händen gemacht, das ewig ist im Himmel. Hernach sagt er V. 2.: „Wir sehnen uns nach unserer Behausung, die vom Himmel ist, daß wir damit überkleidet werden“.

Was er also einen Bau und ein Haus genannt hatte, nennet er auch ein Kleid, gleichwie auch der sterbliche Leib in dieser Rede des Apostels sowohl ein Haus als auch ein Kleid der Seele genennet wird. Es gibt also etwas im Himmel, in das man als in ein Haus einziehen, und das man zugleich als ein Kleid anziehen kann. Paulus nennt dieses Himmlische 1. Kor. 15, 54 die Unverweslichkeit und die Unsterblichkeit, das ist etwas, das nicht zerstört werden und nicht sterben kann, und sagt daselbst, der auferstandene Leib werde es anziehen, gleichwie er auch 2. Kor. 5, 2. spricht, er wünsche damit überkleidet zu werden, das ist, dasselbe über den sterblichen Leib anzuziehen, da dann das Sterbliche von dem Leben verschlungen würde, V. 4. Gleichwie also der Leib, den wir jetzt als ein Kleid tragen, und von dem unsere Seelen im Tod so entkleidet werden, daß sie hernach bloß oder nackend sind, sterblich ist: also ist das himmlische Kleid lauter Leben, und wenn man dieses Kleid über den sterblichen Leib anziehen kann, wie bei den Gerechten, die den jüngsten Tag erleben werden, wirklich geschehen wird, so wird das Sterbliche oder die sterbliche Beschaffenheit desselben von dem Leben verschlungen oder aufgehoben. So wünschte es Paulus zu erfahren; allein dieser Wunsch Pauli wurde nicht erfüllt; denn er mußte seinen sterblichen Leib ausziehen; und so geht es Allen, die vor dem jüngsten Tage sterben.

Er wußte auch solches wohl, und sagte deswegen V. 8.: „Wir sind aber getrost, und haben viel mehr Lust, außer dem Leibe zu wallen, und daheim zu sein bei dem HErrn“. Also war’s dem Paulo nicht bange, wenn er dachte, daß er sterben und hernach außer dem Leibe sein werde. Er hatte ein Verlangen nach diesem Zustand, und wußte, daß er alsdann bei dem HErrn daheim sein und das ewige Haus im Himmel bewohnen werde, V. 1. Warum seufzte er aber? Warum sehnte er sich, mit dem himmlischen Haus überkleidet zu werden? Darum, weil er wußte, daß diejenigen, die in der Hütte des Leibes sind, beschwert seien, V. 4. Der sterbliche Leichnam beschwert die Seele, wie der Verfasser des Buchs der Weisheit Kap. 9, 15 sagt, und niemals beschweret er sie mehr, als wenn es nahe dabei ist, daß er zerbrochen werden solle, und wenn er wirklich zerbrochen wird. Dieser Beschwerde wünschte Paulus durch die Ueberkleidung mit dem himmlischen Haus überhoben zu werden, wobei er sich’s doch auch gefallen ließ, daß Gott sein irdisches Haus oder seine schwache Hütte zerbreche, und er alsdann außer dem Leibe bei Ihm sei. Auch ich fühle die Beschwerde, welche mit dem irdischen Leben verbunden ist, täglich: da mir nun Gnade widerfahren ist durch Christum Jesum meinen HErrn, warum sollte ich mich nicht nach meiner Behausung, die im Himmel ist, und bei der Auferweckung meines Leibes sich vom Himmel herab lassen wird, sehnen? Dieselbe wird eine gute Wohnung und ein herrliches Kleid sein. Indessen soll ich mich befleißigen, dem HErrn wohl zu gefallen, es sei nun, daß ich bald heimgehe, oder länger ein Pilgrim sein muß, und an den Richtstuhl Christi fleißig gedenken.

(Magnus Friedrich Roos)


Übersicht 2. Korintherbrief

Eingestellt am 15. Dezember 2023