Ludwig Hofacker über die „neue Theologie“

»Was meinen Kampf mit der neuen Theologie angeht, meine ich, daß man die Lügen des Teufels enthüllen muß. Soll man denn warten und schweigen, bis der Antichrist kommt? Und gibt es denn keine Anhänger der neueren Theologie unter den einfachen Leuten? Hat nicht der Geist der Zeit alles durchdrungen und alle angesteckt: Magister, Schreiber, Ärzte, Pfaffen, Soldaten und Bauern? Ist nicht die Furcht vor Gott, vor der Hölle, vor dem Jüngsten Tag größtenteils verschwunden? Wenn mir jemand sagt, daß ich im Ton zu frech, zu unverschämt spreche, siehe, das kann ich gerne annehmen. Es ist mir aber unerträglich, wenn sie mich in der Sache angreifen. Denn ich habe solches nicht aus törichten Einfällen heraus gesprochen, sondern ich hoffe, daß ich mir, wenn Gott Kraft schenkte, für meine Überzeugung auch den Kopf herunterschneiden lassen wollte. Wir leben in einer Zeit, wo man uns immerfort Winke geben will. Es wird gewinkt und gewinkt, aber wenn man genau hinsieht, weiß man nicht, was sie wollen. Wir aber, liebe Brüder, wollen, solange wir können, unseren Brüdern in dieser sehr finsteren Zeit mit dem Holzschlegel winken. Denn das tut not. Das können freilich manche nicht leiden. Aber was ist zu machen? Unsere liebe Bibel winkt auch mit dem Holzschlegel. Denn sie spricht sehr klar und so bestimmt, wie Gott selber im Gericht sprechen wird. O Brüder! Es ist mir recht elend zumute, wenn ich in die ganze neue Theologie hineinblicke. Sehe ich nach Tübingen, ach, was ist denn das? Ein Teil der Professoren streitet gegen den Heiland, ein anderer Teil kämpft für ihn, indem sie ihn der Vernunft so erträglich machen wollen, daß sogar noch der Teufel mit ihm zufrieden sein kann. Ich will einseitig werden, ganz einseitig, ganz auf die Seite des Herrn Jesu, welcher sei hochgelobt in Ewigkeit, trotz allen Feinden und Winkern! Der Heiland wolle mir die Gnade erweisen, daß er mich auch einst an seinem Tage zu seiner rechten Seite stehen lasse!

(zit. in Rolf Scheffbuch: Ludwig Hofacker – Der Mann, Die Wirkung, Die Bewegung. Hänssler, Neuhausen-Stuttgart 1988) (Digitalisat)