Offenbarung 13, 1.2

1 Und ich trat an den Sand des Meeres und sah ein Tier aus dem Meer steigen, das hatte sieben Häupter und zehn Hörner und auf seinen Hörnern zehn Kronen und auf seinen Häuptern Namen der Lästerung. (Daniel 7.3-7)
2 Und das Tier, daß ich sah, war gleich einem Parder und seine Füße wie Bärenfüße und sein Mund wie eines Löwen Mund. Und der Drache gab ihm seine Kraft und seinen Stuhl und große Macht.

Allein des Menschen Macht in offener Empörung übergibt sich dem Teufel, und wird das Werkzeug des Krieges, welchen dieser gegen Gott und seinen Gesalbten erhebt. Hier ist nicht bloß die Ungerechtigkeit und verübte Sünde, sondern die offene Empörung des Grundsatzes der Sünde. Unter welcher Gestalt immer der Mensch in Beziehung zu Gott stehe, so wird dieses Tier sich Mühe geben, in sich gleichsam alle Gott widerstrebenden Kennzeichen zu vereinigen. Wo es sich um Gott handelt, spottet es seiner und empört sich wider ihn. Betrifft es die Heiligen, so verfolgt und vertilgt es dieselben (V. 7). Seine Absicht ist, alles umzustürzen und sich selbst empor zu schwingen. Es ist der König, welcher handelt nach seiner Willkür; Satanas gibt ihm seinen Thron, da er vierthalb Jahre vor dem Gerichte aus dem Himmel verjagt ward; und, ob ihm gleichwohl nur kurze Zeit vergönnt ist, so wütet er dennoch, hebt den Bösen auf seinen Thron der Erde, beweist sich überall als ein satanischer Geist, beseelt den Menschen, stellt ihn als den Herrn aller Dinge voran und reißt jegliche Beziehung zu Gott darnieder. Deshalb sehen wir im 2. Briefe an die Thessalonicher (V. 2) die auf Abtrünnigkeit gegründete Empörung wider Gott, wie derselbe durch das Christentum gekannt worden; dann erhebt sich der Mann der Sünde und stellt sich als Gott auf im Tempel Gottes; alle, die nicht die Liebe zur Wahrheit empfangen haben, werden durch die lügenhaften Vorspiegelungen der Macht des Satans verführt.

Hier verwirklicht sich das, was wir im 13. Kapitel der Offenbarung finden: Satanas nämlich gibt seinen Thron dem Menschen, und so erscheint, wie ich glaube, in jeder Beziehung das Ereignis der vollen Empörung, welche offen an den Tag tritt. Vorerst wirkt solches in Grundsätzen und geheimnisvoll; wenn aber des Satans Thron vorhanden ist, wenn Satanas aus dem Himmel gejagt worden, wie er es wenigstens vierthalb Jahre vor dein Ende sein wird, und wenn sodann das Gericht im Himmel über ihn ergangen ist, so kann er nicht mehr in religiöser Weise betrügen, indem er sich zu Gott in der Höhe macht; und da in Folge hiervon die Heiligen im Himmel d.h. an himmlischen Orten keine Kämpfe mehr zu streiten haben, so gibt er seinen Thron dem Tiere. Dann ist die offene Empörung vorhanden, und diese Empörung geht wider Gott; ich will sagen, das Tier wird nun vorzüglicher Weise der Böse oder der Böse wird offenbart werden, und Gott vertilgt ihn. Hierauf wird der Thron des Menschen Sohne übergeben werden.

Gott in seiner Gnade läßt uns, meine Freunde, wahrnehmen, wohin der Welt Lauf führt. Glaubt sicher, daß der Mensch nicht nötig hat, äußerlich brutalisch zu werden, um dem Satan zu dienen oder die erwähnten Dinge herbei zu rufen. Dieses Horn hatte menschliche Augen, die volle Vernunft des Menschen, alle seine Fähigkeiten, all seinen Scharfsinn; alle Geistesgaben fanden sich an diesem Menschen in Vollkommenheit vor und zeichneten ihn aus; nichts aber desto minder verwarf er Gott, das heißt sein Gewissen war durchaus nicht in Tätigkeit. Ihm mangelte vollständig das Gefühl der Verantwortlichkeit vor Gott, welche er rundweg verläugnete, und in seinem Drange nach Erhebung jede Spur der Liebe in sich erstickte. Es ist ganz der Fall Adams, der Gott bei Seite setzen und selbst Gott sein wollte.

Dann wird herbeikommen das Gericht, und Christus wird offenbart werden in all seiner Herrlichkeit. Dieses erwarten wir in Ansehung der Dinge hienieden. Als Christen haben wir, Gott sei Dank, ein besseres Teil, welches darin besteht, zu sein wie Christus und ewig bei Ihm zu sein.

Quelle:

John Nelson Darby: Vorlesungen über den Propheten Daniel. In neun Abenden, S. 59f. Aus dem Französischen übersetzt. Düsseldorf, 1849. In Commission der J. Buddensschen Buch- und Kunsthandlung (Eduard Schulte.) [Digitalisat]

Der Verfasser, ein Engländer, welcher durch seine tiefe Kenntnis der heil. Schrift bekannt ist, hielt diese Vorlesungen in der französischen Schweiz.

Verweise:

John Nelson Darby: Betrachtung über Offenbarung (Synopsis) – Kapitel 13