25. August

Gott hat mein Herz blöde gemacht, und der Allmächtige hat mich
erschrecket. (Hiob 23, 16)

Es ist gar keine ungewöhnliche und seltene Erscheinung, daß auch solche Personen, welche die kräftigsten und durchdringendsten Versicherungen von ihrer bei dem Herrn erlangten Gnade, empfangen haben, doch hernach von heftigen Zweifeln angefochten werden, welche jedoch nichts gegen die Richtigkeit ihrer Begnadigung beweisen.

Denn Zweifel sind keine Beweise. Gnade haben und wissen, dass man Gnade hat, ist zweierlei, und Ersteres kann gar wohl ohne Letzteres sein und ist es nicht selten. Zwar sollte man es kaum für möglich halten, daß jemand, der ein oder gar mehrmals von der erlangten Gnade Versicherung empfing, die jeden Zweifel daran, so zu reden, unmöglich machte, doch wieder tüchtig daran zweifeln könne. Es geschieht aber doch wohl, bald wegen eines begangenen Fehlers, bald auch ohne dies. Und das ist auch heilsam aus vielen Ursachen.

Der Christ soll nicht auf seine erlangte Versicherung, sondern auf Christum sein Vertrauen allein setzen, und sobald jene daran hindert, ist es nützlich und nötig, daß sie angefochten wird. Es dient auch zu seiner Demütigung. Er lernt seine Schwachheit kennen, um auch das nur fest zu halten, was er doch so fest zu haben meinte; seine Abhängigkeit von dem Herrn, da er nichts nehmen kann, was ihm nicht von oben herab gegeben wird. Es ist aber etwas ungemein Köstliches und Nötiges, mit David sagen zu können:

Da, zu der Stunde, unter den Umständen, nachdem das und das vorgegangen war, da vergabst du mir die Missetat meiner Sünde, und das hatte bei mir die und die fröhlich-, heilig- und seligmachende Wirkung, und brachte eine ganze Umänderung bei mir zuwege. Mag das denn auch nachher bestritten werden, so bleibt es doch fest, sollte die Seele sich auch gerade nicht daran halten können.

Ich lag in Not, er kam mit Hilf‘ hernieder;
Drum, Seele, kehr‘ zu deiner Ruhe wieder,
Gott tut dir wohl, er ist dein höchstes Gut.

Andacht aus: Tägliches Manna für Pilger durch die Wüste. Schatzkästlein aus Gottfried Daniel Krummachers Predigten, Seite 239. Neu herausgegeben von J. Haarbeck, Pastor in Elberfeld, im November 1899 (Verlag der Buchhandlung des Erziehungsvereins, Neukirchen, Kreis Mörs)

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