Suchet in der Schrift; denn ihr meinet, ihr habet das ewige Leben darin; und sie ist’s, die von mir zeuget.
Betrachtung von Charles Haddon Spurgeon:
Das griechische Wort, das hier durch „suchen“ wiedergegeben ist, bezeichnet ein aufmerksames, eifriges, begieriges, angestrengtes Suchen, wie wenn Menschen Gold suchen, oder Jäger dem Wild nachspüren. Wir dürfen uns nicht damit begnügen, daß wir ein oder mehrere Kapitel mit flüchtiger Aufmerksamkeit durchlesen, sondern wir müssen mit dem Leuchter des Heiligen Geistes den verborgenen Sinn des Wortes mit allem Fleiß erforschen. Die Heilige Schrift will erforscht sein; vieles in derselben lernt man nur durch sorgfältige Betrachtung verstehen. Sie enthält Milch für die jetzt geborenen Kindlein, aber auch starke Speise für die Vollkommenen. Die jüdischen Schriftgelehrten sagen, daß jedes Wort, ja, jeder Buchstabe einen Berg von Inhalt umfasst. Der Kirchenvater Tertullian ruft aus: „Ich erstaune über die Fülle des Inhaltes der Schrift!“
Niemand, der im Buch der Bücher bloß blättert, kann daraus Belehrung empfangen; wir müssen graben und bohren, bis wir die verborgenen Schätze finden. Die Tür des Worts öffnet sich nur dem Schlüssel des Fleißes. Die Heiligen Schriften verlangen ernstes Forschen. Sie sind die Schriften Gottes und tragen das göttliche Siegel der Echtheit, wer darf sie mit Geringschätzung behandeln?
Wer sie verachtet, verachtet Gott, der sie geschrieben hat.
Gott verhüte, daß einer von uns sich von dem teuren göttlichen Wort abwende und es gegen sich Zeugnis ablegen lasse am großen Tag der Rechenschaft. Aber das Wort Gottes belohnt ein fleißiges Suchen. Gott heißt uns nicht einen Berg von Spreu sichten, um hier und da ein Körnchen Weizen darin zu finden, sondern die Heilige Schrift ist geworfeltes Korn; wir brauchen nur die Vorratskammer aufzutun, so finden wir’s. Die Heilige Schrift wächst unter der Betrachtung. Sie ist voll Überraschungen. Unter des Heiligen Geistes Belehrung leuchtet sie dem suchenden Auge mit dem Glanz der Offenbarung entgegen, wie ein weiter Tempel, der mit gewirktem Golde bekleidet, mit Rubinen, Smaragden und allerlei Edelsteinen geschmückt ist. Keine Kaufmannsgüter gleichen an Wert der Schriftwahrheit. Endlich offenbart uns die Schrift den Heiland. „Sie ist’s, die von mir zeuget.“ Wer Jesum findet, findet das Leben, den Himmel, alles. Selig, wer in der Schrift den Heiland findet.
Parallelstellen (Luther 1912):
Luk. 24, 27: Und fing an von Mose und allen Propheten und legte ihnen alle Schriften aus, die von ihm gesagt waren.
2. Tim. 3, 15: Und weil du von Kind auf die heilige Schrift weißt, kann dich dieselbe unterweisen zur Seligkeit durch den Glauben an Christum Jesum.