Esther 4, 16

So gehe hin und versammle alle Juden, die zu Susan vorhanden sind, und fastet für mich, daß ihr nicht esset und trinket in drei Tagen, weder Tag noch Nacht; ich und meine Dirnen wollen auch also fasten.
Und ich will zum König hineingehen wider das Gebot; komme ich um, so komme ich um. (Esther 4, 16)

Dies schöne, wahrhaft königliche Wort stempelt das schlichte Judenmädchen, Hadassa, das in stürmischer Zeit, als Königin Esther, an den höchsten Thron der Erde berufen worden war, zu einer Heldin und zu einem Vorbild hingebender Überzeugungstreue. Es galt das Leben ihres Volkes, und dafür setzte sie willig ihr Leben ein.

Ähnlicher Heldenmut hat sich in der Geschichte der christlichen Kirche wiederholt geoffenbart. Er hat sich auch in aller Stille und Verborgenheit in mancher Familiengeschichte bewährt. Ja, es gibt unbekannte und ungenannte Helden, die in der Gesinnung: Komme ich um, so komme ich um! ihr Leben gewagt und tatsächlich hingegeben haben für ihre Brüder. In den ernsten Zeiten, die wir durchleben, ist es gut, sich auf mancherlei Prüfungen und Gefahren gefaßt zu machen und sich den Glauben stärken zu lassen an dem Beispiel derer, „die überwunden haben durch des Lammes Blut, durch das Wort ihres Zeugnisses und dadurch, daß sie ihr Leben nicht geliebt haben bis in den Tod“ (Offenbarung 12, 11).

(Dora Rappard)

Wenn einst das letzte Reich der Welt
Dem Völkermeer entsteigt,
Wenn zu der Seinen bitt’rer Not
Der Herr der Welten schweigt,
Dann schreitet fest des Lammes Schar
Wie Esther zu dem Brandaltar.

Dräut dann der Tod, so sei es! –
Drum Sei doch der Schritt gewagt.
Und komm ich um, so komm ich um!
Ich bin des Herren Magd;
Entschlossen will zum Herrn ich stehn,
Ihm nach durch Tod zum Leben gehn.

(S. L.)

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Esther trat bescheiden näher und berührte nur die Spitze des goldenen königlichen Zepters zum Beweis ihres Vertrauens, die Ehrerbietung nicht vergessend, die sie dem König schuldig war. So sollen auch wir, wenn wir auch wie Kinder vor Gott als unserem uns liebenden Vater treten dürfen, nie die Ehrfurcht, die wir dem heiligen und gerechten Gott schuldig sind, vergessen. Es geziemt uns nicht, zu fordern oder gar zu drängen: “Du musst!“. Bei allem Vertrauen auf Sein Wort und Seine Liebe müssen wir unsere Wünsche ganz in Seine Hände legen und es Ihm überlassen, zu handeln, so wie es Sein Wille für gut befindet. Vergessen wir nicht, wir vermögen die Tiefen und Höhen Seiner Gedanken nie zu ergründen.

(Adolf Küpfer)

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Eingestellt am 18. Juni 2021 – Letzte Überarbeitung am 12. Juni 2023