Johannes 1, 18

Niemand hat Gott je gesehen; der Eingeborene, der Gott ist und in des Vaters Schoß ist, der hat es verkündigt. (Johannes 1, 18 LUT)

(Tagesvers vom 1. November 2023)

So wurde nun das ewige Lebenswort, in welchem und durch welches alles bestanden und erschaffen ist, Mensch und wohnte 33 Jahre lang auf der Erde. Das größte Wunder ist das, daß sich die Gottheit und Herrlichkeit so zurückziehen und verbergen konnte, da sie sich doch von Anfang seines Lebens an stufenweise mit ihm vereinte und er bei seiner Taufe mit dem heiligen Geist ohne Maß gesalbt wurde. Doch offenbarte er einigemale seine Herrlichkeit; nur sahen sie nicht alle. Bei seiner Verklärung muß seine Jünger etwas durchgangen haben, das nimmer verging. Diese Herrlichkeit ist voller Gnade und Wahrheit; denn Gott hat in Ihm alle seine Verheißungen erfüllt.

Hier ist nun eine Fülle, aus der wir alle nehmen können. Es ist eine unerschöpfliche, nie versiegende Quelle, die allen höchst nötig ist. Daher kommt es, daß bei manchen kein Wachstum da ist; sie wollen nicht von dieser Gnade leben. Wir brauchen sie aber jeden Augenblick, wie unser leibliches Leben die Luft. Wer daher meint, es sei genug, wenn er sich morgens auf den ganzen Tag Gnade erbitte, ist dem gleich, der auf einen ganzen Tag Luft einziehen und nur einmal atmen will. Wir dürfen nur im Glauben zugreifen; aber der Stolze will das nicht. Wir dürfen uns auch nicht fürchten; denn es ist eine andere Herrlichkeit als die Blitze auf Sinai: dort die Gerechtigkeit, hier die Barmherzigkeit und Liebe.

Früher konnte niemand den Vater sehen; es war alles gleichsam verschlossen. Nun aber sagt Jesus: „Wer mich siehet, der siehet den Vater“; denn er, der eingeborene Sohn, ist des Vaters Ebenbild. Er ist selbst der Weg, die Wahrheit und das Leben.

 

(Immanuel Gottlieb Kolb)


Übersicht Johannes-EvangeliumJohannes 1

Eingestellt am 1. November 2023 – Letzte Überarbeitung am 14. April 2024