„Es ist aber nahe gekommen das Ende aller Dinge. So seid nun besonnen und nüchtern zum Gebet.“ (1. Petrus 4, 7)
Man kann sich durchaus fragen, ob wir uns der Unbeständigkeit der Dinge um uns herum und des nahenden Endes ebenso bewußt sind wie die ersten Christen. Am Ende des Jahres oder eines anderen Zeitabschnitts mögen wir davon noch einen Eindruck haben; aber es ist sehr zweifelhaft, ob wir täglich in dem Bewußtsein leben, daß alle Dinge schnell auf das machtvolle Eingreifen des Herrn zur Aufrichtung seines Reiches zusteuern.
Diese Wahrheit und die Lehre der Heiligen Schrift sind uns zwar bekannt, denn das Thema wird oft im Gespräch und in der Wortverkündigung erörtert; und doch fallen wir auf die eine oder andere Weise wieder in die Vorstellung zurück, daß alles so bleibt, wie es von Anfang der Schöpfung an gewesen ist (vgl. 2. Petrus 3, 4). Das hat dann zur Folge, daß wir aufhören, aktiv die Wiederkunft unseres gelobten Herrn und Erlösers zu erwarten, daß wir unseren Pilgercharakter verlieren und die Hintergründe der Umstände, durch die wir gehen, nicht mehr wahrnehmen. Es gibt wohl nur wenige, die dies bestreiten würden, denn überall sieht man das traurige Phänomen, daß Christen ihr Herz an den persönlichen Aufstieg, den Erfolg und die Anerkennung in dieser Welt hängen, so daß es selbst unter Christen kein Problem mehr darstellt, weltlich zu sein. Eine kurze Betrachtung der Gesinnung und des Wandels der frühen Heiligen in Bezug auf diese Dinge kann daher dazu dienen, uns die Tatsache unseres Abfalls und geistlichen Verfalls vor Augen zu führen.
Petrus schreibt zwar an die „Fremdlinge in der Zerstreuung“, d. h. an die gläubigen Juden, die über verschiedene Provinzen Kleinasiens verstreut waren. Aber diese waren Christen, und ihre Lebensumstände trugen dazu bei, die beiden Merkmale, die allen Christen eigen sind, zu verdeutlichen, nämlich daß sie Fremde und Pilger waren. (Siehe Kapitel 2, 11) Sie waren Fremde, weil sie – wie wir hier – keine bleibende Stadt hatten, denn ihre Heimat war in der Höhe; und sie waren Pilger oder Gäste und Fremdlinge, weil sie auf dem Weg zu der Heimat waren, auf die sie warteten, und in die sie bei der Wiederkunft des Herrn eingeführt werden würden. Solange sie diesem Selbstverständnis treu blieben, war es für sie eine Ermutigung, daran erinnert zu werden, daß das Ende aller Dinge nahe ist. Es half ihnen, die Lenden ihres Gemüts zu umgürten, nüchtern zu sein und bis zum Ende auf die Gnade zu hoffen, die ihnen bei der Offenbarung Jesu Christi zuteil werden sollte. (Kapitel 1, 13). Auch in der nachfolgenden Epistel, in der er vom Kommen des Tages des Herrn spricht, an dem die Himmel mit großem Getöse vergehen, die Elemente mit glühender Hitze zerschmelzen und auch die Erde und die Werke, die auf ihr sind, verbrennen werden, legt er ihnen in Anbetracht dieser Dinge mit großem Ernst die Ermahnung ans Herz: „Wie sollt ihr dastehen in allem heiligen Wandel und in der Frömmigkeit!“
(Edward Dennett)