für die Jugend zu Schwäbisch-Hall. Von Johann Brenz, Prediger zu Hall.
1. Cor. 14. Werdet nit Kinder am Verständniß, sondern an der Bosheit seid Kinder, an dem Verständniß aber seid vollkommen.
Fragstück für die jungen Kinder, den Glauben, die Gebot Gottes, das Vater unser und des Herrn Nachtmahl betreffent. (Catechismus minor.)
I.
Fr. Was bist du?
A. Der ersten Geburt nach bin ich eine vernünftige Creatur oder Mensch von Gott erschaffen, aber der neuen Geburt nach bin ich ein Christ.
Fr. Warum bist du ein Christ?
A. Darum, daß ich in dem Namen Christi getauft bin und glaub an Jesum Christum.
Fr. Was ist die Taufe?
A. Ein Bad der Wiedergeburt, dadurch ein Gläubiger wird eingeleibt und eingesegnet in die Güter der himmlischen Bürgerschaft und ewigen Seligkeit.
Fr. Was glaubst du?
A. Der 1. Artikel.
Ich glaub an Gott, den allmächtigen Vater, Erschaffer Himmels und der Erde.
Der 2. Artikel.
Und an Jesum Christum, seinen einigen Sohn, unsern Herrn.
Der. 3. Artikel.
Der empfangen ist von dem heiligen Geist, geboren aus Maria der Jungfrau.
Der 4. Artikel.
Der gelitten hat unter Pontio Pilato, gekreuziget, gestorben und begraben.
Der 5. Artikel.
Er ist abgestiegen zu der Höll, am dritten Tag von den Todten auferstanden.
Der 6. Artikel.
Er ist aufgestiegen in die Himmel, da sitzt er zu der Rechten Gottes, seines allmächtigen Vaters.
Der 7. Artikel.
Von dannen er zukünftig ist zu richten die Lebendigen und Todten.
Der 8. Artikel.
Ich glaub an den heiligen Geist.
Der 9. Artikel.
Eine heilige christliche Kirche, eine Gemeinschaft der Heiligen.
Der 10. Artikel.
Verzeihung der Sünden.
Der 11. Artikel.
Auferstehung des Fleisches.
Der 12. Artikel.
Und ein ewiges Leben.
Fr. Was thut der Glaub?
A. Er macht einen neuen Menschen aus uns, daß wir fromm werden und nit mehr wandeln in Sünden, sondern recht thun, Unrecht lassen und erfüllen die Gebote Gottes.
II.
Fr. Was sind die Gebote Gottes?
A. Das 1. Gebot.
Du sollt glauben an einen Gott.
Das 2. Gebot.
Du sollt den Namen des Herrn nit vergeblich in Mund nehmen.
Das 3. Gebot.
Du sollt den Sabbath heiligen.
Das 4. Gebot.
Du sollt Vater und Mutter in Ehren halten.
Das 5. Gebot.
Du sollt nit tödten.
Das 6. Gebot.
Du sollt nit ehebrechen.
Das 7. Gebot.
Du sollt nit stehlen.
Das 8. Gebot.
Du sollt kein falsch Zeugniß geben.
Das 9. Gebot.
Du sollt deines Nächsten Ehegemahls nit begehren.
Das 10. Gebot.
Du sollt nit fremdes Gut begehren.
Fr. Wodurch erfüllen wir die Gebote Gottes, aus unsern eigenen Kräften oder aus Kraft und Stärke der Gnade Gottes?
A. Aus der Kraft und Gnade Gottes.
III.
Fr. Wie überkommt man aber die Gnade des Herrn?
A. Mit dem Gebet durch unsern Herrn Jesum Christum, denn er hat gesagt: Was ihr den Vater bittet in meinem Namen, das wird er euch geben.
Fr. Wie betet man?
A. Wie uns unser Herr Jesus Christus gelehrt hat: Vater unser, der du bist im Himmel.
Die 1. Bitt.
Dein Name sei heilig.
Die 2. Bitt.
Dein Reich komme.
Die 3. Bitt.
Dein Wille geschehe auf Erden, wie im Himmel.
Die 4. Bitt.
Unser täglich Brot gib uns heut.
Die 5. Bitt.
Und vergib uns unsre Schuld, wie wir unsern Schuldigern vergeben.
Die 6. Bitt.
Führe uns nicht in Versuchung.
Die 7. Bitt.
Sondern erlös uns von dem Uebel. Denn dein ist das Reich, die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Fr. Darf der Mensch auch gegen Gott bitten, dieweil er ein Sünder ist?
A. Ja, denn so er Gnad begehrt, und glaubt, so werden ihm die Sünden vergeben.
Fr. Wer verzeiht die Sünden?
A. Gott unser Herr, wie er denn selbst spricht durch den Propheten Jesaiam, 43,25. Ich selbst, ich selbst vertilg deine Sünden von meinetwegen, und will deiner Sünden nimmer gedenken.
Fr. Warum verzeiht Gott den Menschen die Sünden, um seiner Frömmigkeit oder guten Werke willen?
A. Nein, sondern von wegen der Gnad Christi, welcher seinen Leib für die Sünder gegeben hat, und sein Blut zur Verzeihung der Sünden vergossen hat.
Fr. Sind auch dir deine Sünden vergeben?
A. Ja, denn Christus hat seinen Leib, an welchem das Leben hanget, und sein Blut, an welchem die Verzeihung der Sünden hanget, nit allein für mich geben und vergossen, sondern mir auch zu einem Eigenthum geschenket.
Fr. Wie hat er dir aber die Schenk übergeben?
A. Durch das Evangelium und das Sacrament des Nachtmahls.
IIII.
Fr. Was ist das Nachtmahl?
A. Es ist ein geistlich Mahl, darin uns geistlich Speis und Trank werden mitgetheilt.
Fr. Warum nennest du es geistlich Speis und Trank, so doch Brot und Wein, die man im Nachtmahl austheilt, leiblich Speis und Trank sein?
A. So man will urtheilen nach dem Geschmack des Munds, so sein sie leiblich, aber dieweil unser Herr Jesus Christus das Brot des Abendmahls zu seinem wahrhaften Leib und den Wein zu seinem wahrhaften Blut durch sein göttlich allmächtig Wort gesegnet und verordnet hat, auf daß das Abendmahl nit soll sein ein Speis des Leibes zur Fülle, sondern ein Speis der Seel zur Erhaltung der geistlichen Güter, uns durch die Tauf mitgetheilt, und mit dem Glauben angenommen, so werden sie billig ein geistlich Speis und Trank genannt.
Fr. Wozu ist das Nachtmahl von Jesu Christo eingesetzt?
A. Es ist eingesetzt, daß man von wegen des gegenwärtigen LEibs und Bluts Christi soll dabei gedenken und verkündigen den Tod unsers Herrn Jesu Christi, und aller der Gutthaten, so uns durch den Tod Christi erworben sein.
Fr. Woher weißt du solchs?
A. Aus den Worten des Nachtmahls.
Fr. Wie lauten die?
A. In der Nacht, da der Herr JEsus verrathen ward und mit seinen Jüngern zu Tisch saß, da nahm er das Brot in seine heilige Hand, sagt Dank seinem himmlischen Vater, segnets, brachs, gabs seinen Jüngern und sprach: Nehmet hin und esset, das ist mein Leib, der für euch geben wird. Solchs thut zu meinem Gedächtniß. Desgleichen nach dem Nachtmahl nahm er den Kelch in seine heilige Hand, dankt und sprach: Nehmet hin und trinket alle daraus, das ist der Kelch des neuen und ewigen Testaments in meinem Blut, das für euch und für Viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden; solches thut, so oft ihr trinkt, zu meinem Gedächtniß.
Fr. Begehrst du auch solche Güter einznehmen und deinen Glauben zu stärken?
A. Ja, ich begehr’s vom Herzen.
Fr. Was Ursach bewegt dich dazu?
A. Daß ich ein brechenhaftiger armer Sünder bin, und mag ohn die Gnad Gottes kein Augenblick beständig bleiben.
Fr. Was gebührt dir nach den empfangenen Gütern zu thun?
A. Daß ich die Güter wohl anleg, in der Furcht Gottes leb und fromm sei, auch daß ich meinem Nächsten verzeihe, wie mir Gott verziehen hat.
Quelle: Hartmann, Julius – Aelteste katechetische Denkmale der evangelischen Kirche