Und es erschien ein anderes Zeichen im Himmel, und siehe, ein großer, roter Drache, der hatte sieben Häupter und zehn Hörner und auf seinen Häuptern sieben Kronen; und sein Schwanz zog den dritten Teil der Sterne des Himmels hinweg und warf sie auf die Erde. Und der Drache trat vor das Weib, die gebären sollte, auf daß, wenn sie geboren hätte, er ihr Kind fräße.
(Offenbarung 12, 3.4)
Aber das ist bezeichnend: Von Anfang bis zum Ende hat die Gemeinde den Drachen sofort gegenüber, das Bild der göttlichen Gegenmacht, der satanischen Widergewalt, des Feindes Gottes. Vom Anfang bis zum Ende geht die Gemeinde im Kampf, in der Anfechtung, in der Versuchung, im Gegenüber, im Streiten und Kämpfen ihren Weg. Der rote Drache, rot als Zeichen, daß er ein Mörder ist von Anfang, wie Jesus Johannes 8, 44 sagt, mit zehn Hörnern (10 ist die Vollzahl der Welt), mit der ganzen Macht des Weltreiches ist er angetan: 7 Häupter, die Gott nachgeäfffte Weisheit, und auch 7 Kronen, die Gott nachgemachte und von Gott hergerissene Herrschaft: Die Weltmacht, sagen diese Bilder, ist immer in Gefahr, sich an Gottes Stelle zu setzen, zu sein wie Gott, und darum das Kind und das Weib zu vernichten.
Das ist das Thema der Kirchengeschichte, das Gegenüber von Weib und Drache, von Gottesgemeinde und widergöttlicher Gewalt und Macht. Es wird von diesem Drachen gesagt, er habe mit seinem Schweif die Sterne, ein Drittel der Sterne vom Himmel gerissen, offenbar ein Hinweis auf das furchtbare Geheimnis, daß die Dämonen Lichtengel waren, gefallene Morgensterne, wie es es Jesaja 14, 12 heißt; daß diese ganzen bösen Mächte der Tiefe von oben kommen, aber verführte und gestürzte Geister sind.
(Karl Hartenstein: Der wiederkommende Herr)
„Und es erschien ein anderes Zeichen im Himmel, und siehe, ein großer feuerroter Drache, der hatte sieben Häupter und zehn Hörner, und auf seinen Häuptern sieben Diademe“. (V. 3.)
Hilf Gott, was für ein Schreckensbild! Wie schauerlich in seiner feuerroten Farbe, die auf lauter Blutdurst zu deuten scheint, wie entsetzenerregend in seiner Drachengestalt ist dieses Tier, diese greuliche Schlange ! Sieben Häupter, die erraten lassen, daß der, welcher durch diesen Drachen bezeichnet wird, mit bedeutender Einsicht, mit vielfachen Erkenntniskräften ausgestattet ist! Seine zehn Hörner lassen uns auf seine ungemeine Starke schließen und deuten darauf, daß eine ganze Zahl von finsteren Gewalten zu seiner Verfügung steht. Sieben Diademe auf seinen Häuptern, was wollen sie sagen? – Wohl kaum etwas Anderes, als daß er ein siebenfaches Regiment sich anzumaßen sucht, das den sieben Geistern, die vor Gottes Throne sind, Widerstand leisten soll.
Dieses scheußliche Bild erfüllt uns mit Schauer, so daß wir ungern auch nur bei seiner Beschreibung verweilen. Allein – es hilft nichts. Eine solche schreckliche Macht ist in Wahrheit vorhanden, wir können sie damit nicht aufheben oder vernichten, wenn wir keine Notiz von ihr nehmen. Wir müssen uns waffnen gegen dieselbe, und wir vermögen es. Das Wort Gottes beschreibt uns den Weg dazu. Man lese Epheser 6, 10-18 und gebrauche die dort beschriebenen Mittel, so kann man Stand halten, auch diesem Drachen gegenüber. Aber ein voller Ernst, ein entschiedener Glaube, ein Wandel im Lichte wird dazu erfordert; denn hören wir weiter:
„Und sein Schwanz zieht das dritte Teil der Sterne des Himmels, und warf sie auf die Erde. Und der Drache stand dem Weibe gegenüber, das gebären sollte, damit, wenn sie geboren hätte, er ihr Kind fräße. (V. 4.)
Über den ersten Teil dieses Verses bemerkt J. A. Bengel: „Die Sterne, die der Drach‘ zum Teil auf die Erde wirft, sind nicht seine Engel, als die erst hernach mit ihm auf die Erde geworfen werden, sondern es sind ansehnliche Glieder des heiligen Volks. Große, sternenmäßige Würde, aber auch große Gefahr und hohe Ursache, sich wohl zu verwahren! Wir haben Ursache, uns mit Gebet und Wachsamkeit zu wappnen, daß er uns nicht auf seinen Schwanz laden und auf die Erde schleudern möge. Ob einer schon im Guten stünde, wie ein Stern am Himmel, so kann er doch noch auf die Erde geworfen werden. Der ganze himmlische Beruf zieht uns auf das, was droben ist: deswegen ist der Sohn Gottes aus der Höhe zu uns gekommen, damit Er uns durch sich in die Höhe führen möchte. Wenn nun eine Seele durch den großen Sieg des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes hoch gestiegen ist, und dann erst wieder auf die Erde geworfen wird, so ist es jämmerlich und kläglich. Widerstehet dem Teufel fest im Glauben. Widerstehet ihm, so wird er vor euch fliehen. Ein Glaubensfünklein, noch so klein, nur lebendig, ist dem Feuer-Drachen überlegen“.
Aber wie frech der Drache ist, das zeigt der zweite Teil unseres Verses. Denn er entblödet sich nicht, dem Weib, mit der Sonne bekleidet, gerade gegenüber zu treten und da auf der Warte zu stehen. Das merkt er wohl, daß er ihr selbst, um ihres Lichtkleides willen, Nichts anhaben kann; auch weiß er, daß er die Geburt ihres Kindes nicht zu verhindern vermag. Aber darauf zielt er los, in dem Augenblick der Geburt über das Kind herzufallen und dieses zu fressen oder dem Tode zu überliefern, dessen Macht er zuvor gehabt hatte, ehe sie ihm durch den Tod Christi entrissen wurde. Ist ihm der Versuch bei Christo selbst schmählich mißlungen, so will er es doch bei diesem Kinde noch einmal versuchen, weil er eine Ahnung davon hat, daß dasselbe seinem Reiche einen weiteren, mächtigen Abbruch zu tun bestimmt ist, und das Wagnis, dieses Kind anzufallen und aufzufressen, erscheint ihm darum nicht allzugroß, weil ihm bei den Sternen des Himmels so viel gelungen ist.
Verweise
Bibelverse zum Thema: Anfechtung
Übersicht Offenbarung 12