Ruhe hier, mein Geist, ein wenig (Tersteegen, Württ. Gesangbuch 1912 #185)

Passion.

1) Ruhe hier, mein Geist, ein wenig
und beschau dies Wunder groß,
wie dein Herr und Ehrenkönig
hängt am Kreuze bleich und bloß,
den sein Lieben hat getrieben
zu dir aus des Vaters Schoß.

2) Ob dich Jesus liebt von Herzen,
kannst du hier am Kreuze sehn:
schau, wie bittre Todesschmerzen
ihm bis in die Seele gehn,
wie die Schrecken ihn bedecken;
höre doch sein Klaggetön!

3) Dies sind meiner Sünden Früchte,
die, mein Heiland, ängsten dich;
dieser Leiden schwer Gewichte
sollt zum Abgrund drücken mich;
diese Nöten, die dich töten,
sollt ich fühlen ewiglich.

4) Doch du hast für mich besieget
Sünde, Tod und Höllenmacht;
du hast Gottes Recht genüget,
seinen Willen ganz vollbracht,
durch dein Sterben mich zum Erben
deines Lebens dort gemacht.

5) Ach, ich Sündenkind der Erden!
Jesu, stirbst du mir zugut?
Soll dein Feind erlöset werden
durch dein eigen Herzensblut?
Ich muß schweigen und mich beugen
für dies unverdiente Gut.

6) Seel und Leben, Leib und Glieder,
alles gibst du für mich hin;
sollt ich dir nicht schenken wieder
alles, was ich hab und bin?
Ich bin deine ganz alleine;
dir verschreib ich Herz und Sinn.

7) Laß in allen Leidenswegen
deine Leiden stärken mich,
daß mein Leiden mir zum Segen
mag gedeihen stetiglich,
daß mein Herze auch im Schmerze
ohne Wanken liebe dich.

8) Wenn mich schrecken meine Sünden,
wenn mich Satans List anficht,
ich nicht Kraft noch Gnad kann finden,
wollst du mich verlassen nicht;
laß dein Sterben mir erwerben
Trost im Tod und im Gericht.

9) Zeuch durch deines Todes Kräfte
mich in deinen Tod hinein;
laß mein Fleisch und sein Geschäfte,
Herr, mit dir gekreuzigt sein,
daß mein Wille sanft und stille
und die Liebe werde rein.

10) Jesu, nun will ich ergeben
meinen Geist in deine Hand;
laß mich dir alleine leben,
bis ich nach dem Leidenstand
bei dir wohne mit der Krone
dich beschau im Vaterland!

Liedtext: Gerhard Tersteegen (1697-1769)
Melodie: 1738, bei B. König
Andere Melodie: Melchior Johann-Abraham (1835-1853)

Liedtext der Verse 1-9: nach Lied Nr. 185, in: Gesangbuch für die evangelische Kirche in Württemberg, Schmuckausgabe, S. 194f. (Verlagskontor des evangelischen Gesangbuchs, Stuttgart 1912)

Lied Nr. 134: Gesangbuch der Evangelischen Kirche; herausgegeben von der Deutschen Evangelischen Synode von Nord-Amerika. Eden Publishing House, St. Louis, Missouri/U.S.A., 1908. Denomination: Evangelical Synod of North America (externer Link zu Hymnary.org)

Das Lied umfaßt hier insgesamt 12 Strophen. Eingefügt sind die folgenden Verse:

Als Strophe 3:

Seine Seel, von Gott verlassen,
ist betrübt bis in den Tod,
Und sein Leib hängt gleichermaßen
voller Wunden, blutig rot;
Alle Kräfte, alle Säfte,
sind erschöpft in höchster Not.

Als Strophe 11:

Wann mich schrecken meine Sünden,
Wann mich Satans List anficht,
ich nicht Kraft noch Gnad‘ kann finden,
wollst du mich verlassen nicht!
Laß dein Sterben mir erwerben
Trost im Tod und im Gericht!

Melodie: „Sieh, hier bin ich“

Weblinks und Verweise:

Liedeintrag bei Hymnary.org

Liedeintrag bei liederindex.de

Notensatz, 4stimmig (pdf, externer Link zu liederindex.de)

Audiofile der Melodie (Abraham, mp3, externer Link zu liederindex.de)

Eingestellt am 17. September 2021