Fahr fort, vollende doch (Michael Hahn, Christliches Hausbüchlein #38)

Leben und Wandel im Geist.

Weise: »O Gott, du frommer Gott«

Nr. 38

1. Fahr fort, vollende doch,
Was du hast angefangen;
Laß doch durch Gnade mich
Zum schönen Ziel gelangen!
Ach führe doch dein Werk
Beständig fort in mir,
So will ich, Jesu, dann
Dort ewig danken dir!

2. Ich bin vom Vater dir
Zu eigen übergeben;  (1. Petrus 2, 9; Titus 2, 14)
Du sollst Bewahrer sein
Von meinem Geistesleben.
Was dem zuwider ist,
Das räume aus dem Weg!
Ach sorge selbst für mich
In deiner Priesterpfleg‘.

3. Mach mit mir, was du willst,
Nur wollst du mich vollenden;
Du magst mich nach Begehr
Im Tiegel drehen, wenden;
Schick Alles über mich,
Was zur Vollendung not,
Und rette mich doch nur
Von Sünde, Höll‘ und Tod.

4. Was nun mein Heil betrifft,
Mit dir in Gott verborgen,
Dafür laß, Jesu, ich
Dich nur alleine sorgen,
Es liegt dir selber ob,
Daß du bewahrest mich;
Du mußt für meine Seel‘
Dereinsten stellen dich.

5. Ich selber kann mich nicht
Gerecht und heilig machen.
Ach schenke Gnade mir,
Wenn ich soll beten, wachen.
Ich kann nichts ohne dich;
Das, was du willst von mir
Das fordre ich getrost
Und will es nur von dir.

6. Ich lasse mich von dir
So leichtlich nicht abweisen;
Ich halte mich an das,
Was du im Wort verheißen.
Mach alles wahr an mir
Und rette mich doch recht;
Ich bin doch auch ein Kind
Vom göttlichen Geschlecht.

7. Fehlt’s mir an Zucht und Treu,
Wer soll mir die erflehen?
Bin ich zu matt im Lauf,
Wer macht mich stärker gehen?
Bist du es, Jesu, nicht,
Der alles tut und kann?
Fang, was du immer willst,
Mit mir auf Erden an.

8. Und mußt du die Natur
Zermalmen und zerreiben,
So mache doch nur fort
Und laß nichts unterbleiben.
Es liegt an der Natur
Und ihrem Leben nicht;
Ich bin mit dir verlobt
In Gnade und Gericht.  (Hosea 2, 19)

9. Es geht durchs Cherubs Schwert,   (1. Mose 3, 24)
Ins Paradies der Freuden;
Laß es verzehren mich,
Ich will es gerne leiden,
Es ist kein andrer Weg,
Das hat mein Geist erblickt,
Darum er sich auch gern
In deine Wege schickt.

10. Ach, ach, erhöre doch
Mein ernstliches Begehren:
Laß doch Gerechtigkeit
Die Eigenheit verzehren. (Lukas 9, 23-25)
Und murret die Natur (Klagelieder 3, 39)
Im Leiden und Gericht,
Das rechne mir nicht zu
Und höre solche nicht.

11. Was du willst, will ich auch;
Was sollt‘ es hindern können?
Es liegt dir selber ob,
Mein Eig’nes zu verbrennen.
Wird in dem Feuer auch  (1. Petrus 4, 12)
Der Seele oftmals bang,
So fahre dennoch fort,
Ruf ich gleich: ach wie lang!

12. Nur laß mich das Vertraun
Niemalen mehr verlieren;
Du weißt wohl, wie du mich
Sollst zu dem Ziele führen.
Ich schreibe dir nichts vor,
Nur bitte ich von dir:
Vollende mich doch ganz,
Dieweil ich lebe hier.

13. Und ob jetzt endet sich
Mein laut‘ Gebet und Singen,
Soll doch mein  G e i s t  so fort
In deinen Willen dringen.
Ich lasse doch nicht nach,
Bis ich in dich verklärt,
Und bis ich wie das Gold
Im Tiegel bin bewährt.  (1. Petrus 1, 7)

Liedtext:  Johann Michael Hahn (1758-1819)
Melodie: 1710, Johann Georg Christian Störl (1675-1719) »O Gott, du frommer Gott«

Quelle:

Lied Nr. 38, in: Christliches Hausbüchlein. Von Pfarrer Gottlob Baumann in Kemnat. Eine Sammlung meist alter, bewährter Gebete und Lieder, besonders über die Heilsordnung, 15. Auflage, Seite 90-92. Verlag der Evangelischen Gesellschaft, Färberstraße 2,  Stuttgart 1910. (13 Strophen)

Schriftstellen

Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht, das königliche Priestertum, das heilige Volk, das Volk des Eigentums, daß ihr verkündigen sollt die Tugenden des, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht; (1. Petrus 2, 9)

…Jesu Christi, der sich selbst für uns gegeben hat, auf daß er uns erlöste von aller Ungerechtigkeit und reinigte sich selbst ein Volk zum Eigentum, das fleißig wäre zu guten Werken. (Titus 2, 14)

…und trieb Adam aus und lagerte vor den Garten Eden die Cherubim mit dem bloßen, hauenden Schwert, zu bewahren den Weg zu dem Baum des Lebens. (1. Mose 3, 24)

Ich will mich mit dir verloben in Ewigkeit; ich will mich mit dir vertrauen in Gerechtigkeit und Gericht, in Gnade und Barmherzigkeit. (Hosea 2, 19)

Da sprach er zu ihnen allen: Wer mir folgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich täglich und folge mir nach. Denn wer sein Leben erhalten will, der wird es verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird’s erhalten. Und welchen Nutzen hätte der Mensch, ob er die ganze Welt gewönne, und verlöre sich selbst oder beschädigte sich selbst? (Lukas 9, 23-25)

Wie murren denn die Leute im Leben also? Ein jeglicher murre wider seine Sünde! (Klagelieder 3, 39)

Ihr Lieben, lasset euch die Hitze, so euch begegnet, nicht befremden (die euch widerfährt, daß ihr versucht werdet), als widerführe euch etwas Seltsames; (1. Petrus 4, 12)

Auf daß euer Glaube rechtschaffen und viel köstlicher erfunden werde denn das vergängliche Gold, das durchs Feuer bewährt wird, zu Lob, Preis und Ehre, wenn nun offenbart wird Jesus Christus; (1. Petrus 1, 7)

Weblinks und Verweise

Zum 9. April, in:  Geistliches Liederkästlein, oder kurzer Auszug aus den sämmtlichen Liedern J. M. Hahn’s. Zusammengetragen von Freunden der Wahrheit und zum Druck befördert von der Druckgesellschaft. Erster Theil. Sechste Auflage. Druck der G. Hasselbrink’schen Buchdruckerei, Stuttgart 1850. [Seite 100; Digitalisat]

Melodieseite: »O Gott, du frommer Gott«

»O Gott, du frommer Gott«: 4 stimmiger Notensatz der Komposition von 1710 (Störl: im pdf-Format, jeweils externe Links zu Hymnary.org)

Audiofiles (Störl: midi, mp3), jeweils externe Links zu Hymnary.org;
pdf-Datei, Courtesy of The Cyber Hymnal


Eingestellt am 19. November 2024 – Letzte Überarbeitung am 20. November 2024