Der glaubige Christ betet in Kriegszeiten (Starcks Handbuch)

A u f m u n t e r u n g.

Ach Herr! siehe doch,  wie bange mir ist,  daß mir’s im Leibe davon wehe tut;  mein Herz wallet mir in meinem Leibe, denn ich bin hoch betrübt.  Draußen hat mich das Schwert, und im Hause hat mich der Tod zur Witwe gemacht (Klagl. Jer. 1, 20).
Der HErr hat seinen Bogen gespannt, wie ein Feind (2, 4).
Er hat vertilgt alle Paläste (2, 5).
Es lagen in den Gassen Knaben und Alte, meine Jungfrauen und Jünglinge sind durch’s Schwert gefallen (2, 21)

Die drei Landplagen, mit denen der erzürnte Gott ganze Länder und Städte verheert und wüste macht, sind Krieg, Hunger und Pest* (Jer. 14, 12+15; 24, 10), welche auch Gott David vorlegte (2. Samuel 24).

Krieg ist eine schwere Strafe; wenn Gott seinen Schutz einem Lande entzieht, so macht sich der Feind so bald auf.  Die Ursachen, warum Gott ein Land mit Krieg und Verwüstung straft, sind verschieden:

1) Ungehorsam, Jes. 1, 19.20.
2) Wenn man nur nach seinen eigenen Lüsten lebt, und die Furcht Gottes aus den Augen setzt, Richter 4, 1; Kap. 6, 1.
3) Verachtung des göttlichen Worts, wenn man es entweder gar nicht hört, oder doch nicht darnach lebt, 3. Mose 26, 17.
4) Abgötterei, Richt. 2, 12-14.  Es mag auf eine grobe oder subtile Weise geschehen, wohin die Ueppigkeit, Hurerei, Mord, unschuldig Blut, Unterdrückung der Fremden, Witwen, Beraubung der Armen gehört.  Wenn Gott aber dem Schwert rufet, und den Frieden wegnimmt, Jer. 15, 6., so nimmt er auch die Kraft des Schwerts weg, Ps. 89, 44., daß viele Völker und ein großes Kriegsheer keine Siege erhält; daher kommt, daß sie vor ihren Feinden fliehen müssen, Ps 43, 2., worauf Zerstörung, Plünderung, Unterdrückung des Landes, und endlich Jammer und Elend folgen.

Gebet.

Erzürnter Gott, wir kommen hier mit gebeugten Herzen und Knieen vor dein allerheiligstes Angesicht und bejammern das große Elend, worein uns unsere großen Sünden und dein gerechter Zorn gesetzt haben.  HErr! HErr!  wir wohnten unter deinem Schutze sicher, uns durfte kein Schwert schrecken, weil du unserer Feinde Feind und unserer Widerwärtigen Widerwärtiger warest; wir gingen ruhig zu unsern Thoren aus und ein und genossen der Früchte des Feldes ungestört; aber nun, o großer Gott!  hast du deinen Schutz und den Frieden von uns genommen, daher hat sich der Feind aufgemacht; er hat das Schwert gezückt, er droht mit Verbrennen, Plündern, mit dem Verderben der Städte und Eroberung des Landes.

Was sollen wir in solcher Angst sagen? Wir müssen gestehen, daß wir diese Strafe und Rute der Züchtigung längst verdient haben; wir haben leider des Friedens und der guten Zeit mißbraucht.  Als wir uns erbauen und in deiner Furcht wandeln, dir dienen und gehorsam sein sollten, so haben bei uns leider Entheiligung des Sabbaths, Mißbrauch deines heiligen Namens, Ungerechtigkeit, Sicherheit, Bosheit mit den abscheulichsten Lastern geherrscht. Wir schämen uns, erzürnter Gott, unsere Sünden alle zu erzählen, die ohnedies in den Himmel rufen. Ach, barmherziger Gott, gedenke doch nicht unserer Missetaten, deren viel sind wie des Sandes am Meere, gedenke aber unser nach deiner großen Barmherzigkeit um deiner Güte willen. Wir liegen hier vor dir mit unserem Gebet, nicht auf unsere Gerechtigkeit, sondern auf deine große Gnade und Barmherzigkeit.  Wir haben gesündigt, Unrecht getan, sind gottlos gewesen und abtrünnig geworden und von deinen Geboten gewichen.  Ach! strafe uns nicht in deinem Zorn und züchtige uns nicht in deinem Grimm.  Wir flehen zu dem Gnadenthron, zu Jesu Christo, unserm einzigen Helfer und Fürbitter.  Ach! siehe sein Blut und seine Wunden an.  O Erbarmer! erbarme dich über uns!  Willst du nach unsern Sünden und deiner Gerechtigkeit mit uns handeln, so wird der Feind uns vertilgen, verschlingen, verbrennen und überwältigen, und es wird kein Erretter da sein.  Mächtiger Schutzherr der Elenden! stehe auf, daß Menschen nicht Oberhand gewinnen.  Du kannst uns mit Stärke zum Streite rüsten; du kannst unter uns werfen, die sich wider uns setzen.  Auf dich steht all‘ unser Vertrauen und unsere Hoffnung in dieser großen Not. Wenn Menschen gegen dich wüten, so legest du Ehre ein.  Ach Gott! wie lange soll der Widerwärtige schmähen und der Feind deinen Namen lästern, als ob uns Niemand aus deiner Hand erretten könne? Errette uns, Gott unsers Heils! und vergib uns unsere Sünden um deines Namens willen. Nimm dem Feind den Muth, vertreibe ihn und wache über unser Land, unsere Häuser und unsere Wohnung.  Laß doch bald den Frieden blühen, und wende die Gefahr, in der wir schweben.  HErr! dir gebührt die Ehre, daß du Schwerter zerbrichst, Spieße zerschlägst und Wagen mit Feuer verbrennest.  Erhöre, o liebreicher Gott! das Schreien derer, die jetzt in Gefahr stehen und in des Feindes Händen sind, und manche Schmach und Unbarmherzigkeit erdulden. Erbarme dich der Armen, der Witwen, der alten und betagten Leute, der Kinder und Unmündigen, welche nicht entfliehen können.  Mache des schädlichen Krieges ein baldiges Ende und erhöre unser Gebet um deiner Güte und Barmherzigkeit willen!

O großer Gott von Treu‘!
Weil vor dir Niemand gilt
Als dein Sohn Jesus Christ,
Der deinen Zorn gestillt,
So sieh doch an die Wunden sein,
Sein‘ große Angst und bitt’re Pein,
Um seinetwillen schone,
Und nicht nach Werken lohne.

Amen.

Gesang.

Mel.: Ach, was soll ich Sünder machen etc.

1) Was für Jammer, was für Schrecken
Bringet nicht die Kriegesnot,
Welche uns, erzürnter Gott,
Soll vom Sündenschlaf aufwecken;
Angst und Not vermehret sich,
Großer Gott! erbarme dich!

2) Ach, das Schwert ist scharf gewetzet,
Welches uns erwürgen soll,
Ja, der Feind ist Zornes voll,
Der sich schon das Ziel gesetzet,
Wie durch seine große Macht
Alles werde umgebracht.

3) Städt‘ und Länder steh’n verstöret,
Es vergießet Menschenblut
Diese scharfe Kriegesflut;
Man erstaunet, wenn man höret,
Wie die Unbarmherzigkeit
Alten und den Jungen dräut*.  * dräut = droht

4) Alles stehet voller Jammer,
Alles zittert, Alles weicht,
Wer nur fliehen kann, der fleucht,
Sogar die verborg’ne Kammer,
Täler, Wälder, Wüstenei
Sind von Feindesfurcht nicht frei.

5) Höre, wie die Armen weinen,
Wenn man ihnen Alles nimmt,
Und zur Knechtschaft sie bestimmt,
Wenn die Feuerflammen scheinen.
Man verheert, zerreißt, verbrennt,
Daß man kaum den Ort mehr kennt.

6) O der schrecklichsten Gerichte,
Welche jetzt dein Zorn ausübt,
Gegen die, so dich betrübt;
Alles macht der Feind zunichte,
Wenn du nicht, o Gott, erwachst
Und zur Hülfe dich aufmachst.

7) Ach, wir fallen dir zu Fuße,
Rette uns aus dieser Not,
Mächtiger HErr Zebaoth!
Ach! wir tun von Herzen Buße,
Schone, lieber Vater! schon‘,
Sieh‘ uns an in deinem Sohn!

8) Dessen Blut sieh‘ an in Gnaden,
Tilg‘ damit die Missetat,
Welche dich erzürnet hat,
Laß den Feind uns nicht mehr schaden,
Gib ihm nimmermehr den Sieg,
Großer Gott! in diesem Krieg.

9) Ach! zerbrich des Feindes Waffen,
Und nimm ihm den stolzen Mut.
Räche das vergoss‘ ne Blut,
Nimm weg die verdienten Strafen,
Baue, was da liegt verheert,
Richt‘ auf, was ist umgekehrt.

10) Laß den Feind bald von uns ziehen,
Schließ‘ des Jammers Pforte zu,
Schenk uns nach der Trübsal Ruh‘,
Laß den edlen Frieden blühen,
Bringe das verwüst’te Land
Wiederum in guten Stand.

11) So soll, HErr! dein Lob erklingen,
Es soll sagen Jedermann:
Siehe, das hat Gott getan;
Und wir wollen fröhlich singen:
Lobet Gottes Lieb‘ und Gnad‘,
Der dem Krieg gesteuert hat.

12) Ja, wir wollen hinfort leben
In der wahren Frömmigkeit,
Und dir jetzt und allezeit
Unser Herz zum Opfer geben;
Also soll nach bitt’rem Schrei’n
Unser Mund voll Rühmens sein.

Quelle:

Johann Friedrich Stark’s, weil. evang. Predigers und Konsistorialraths zu Frankfurt a. M., Tägliches Handbuch in guten und bösen Tagen, enthaltend Aufmunterungen, Gebete und Gesänge für Gesunde, Betrübte, Kranke und Sterbende; ferner Sprüche, Seufzer und Gebete, den Sterbenden vorzusprechen, mehrere Festandachten, Buß=, Beicht=, Communion= und Wetter=Gebete, Trost- und Erquickungs=Gebete und Gesänge, wie auch Kriegs=, Theurungs=, Pest= und Friedens=Gebete, nebst einem Gebetbüchlein für Schwangere, Gebärende, Wöchnerinnen und für Unfruchtbare. Neue wohlfeile Ausgabe in großem Druck. 31. Stereotypdruck. Mit dem Bildniß des sel. Verfassers und vier weiteren Bildern. Stuttgart. Druck und Verlag von J. F. Steinkopf, ca. 1870, Seiten 371-375. [Digitalisat]


Schriftstellen

Wollt ihr mir gehorchen, so sollt ihr des Landes Gut genießen. Weigert ihr euch aber und seid ungehorsam, so sollt ihr vom Schwert gefressen werden; denn der Mund des HERRN sagt es. (Jesaja 1, 19.20)

Aber die Kinder Israel taten fürder übel vor dem HERRN, da Ehud gestorben war. (Richter 4, 1)

Und da die Kinder Israel übel taten vor dem HERRN, gab sie der HERR unter die Hand der Midianiter sieben Jahre. (Richter 6, 1)

Und ich will mein Antlitz wider euch stellen, und sollt geschlagen werden vor euren Feinden; und die euch hassen, sollen über euch herrschen, und sollt fliehen, da euch niemand jagt. (3. Mose 26, 17)

Du hast mich verlassen, spricht der HERR, und bist von mir abgefallen; darum habe ich meine Hand ausgestreckt wider dich, daß ich dich verderben will; ich bin des Erbarmens müde. (Jeremia 15, 6)

Siehe auch

Gebete in Leiden


Eingestellt am 25. September 2024