Jakobus 1, 27

Ein reiner unbefleckter Gottesdienst vor Gott dem Vater ist der: Die Waisen und Witwen in ihrer Trübsal besuchen und sich von der Welt unbefleckt erhalten.

Zwei Apostel heißen Jakobus; man nennt zum Unterschiede den einen Jacobus den älteren, den andern Jacobus den jüngern. Jener ist der Bruder des Evangelisten Johannes, und der erste Märtyrer unter den Aposteln; er wurde schon im Jahre 44 n. Chr. enthauptet. (Ap. Gesch. 12, 2.). Dieser ist ein Sohn des Alphäus, hieß auch der Gerechte, und starb erst im Jahre 69 den Märtyrertod in Jerusalem, wo er so lange als eine Säule der Kirche Christi stand. (Gal. 2, 9.). Er ist der Verfasser dieses Briefes und hat ihn an die hart verfolgten und gedrückten, sehr armen Christen aus den Juden in Palästina gerichtet, zu ihrem Trost und zur Stärkung in der Heiligung. Bei Jacobus, dessen Lehrweise sich an das Evangelium Matthäi anschließt, ist Alles auf die Tat, auf das werktätige Christentum gerichtet. Im Gegensatz gegen den toten und stolzen Verstandesglauben fordert er von Anfang bis zu Ende Haltung des Gesetzes als Lebensbeweis des christlichen Glaubens. Wer lebendigen Glauben hat, bewährt ihn daher unter den Leiden des Lebens und erträgt sie geduldig und standhaft, im Gebet zum Herrn, ohne zurückzuweichen vor feindlichen Angriffen, und erkennt gerade in seinen niedrigen Umständen etwas Erhebendes und dem Himmelreich näher Bringenderes als in allen Gütern der Erde, ja, ist fröhlich und getrost in der Hoffnung der Lebenskrone.

Wer lebendigen Glauben hat, hört das Wort Gottes gern als den Samen seiner Wiedergeburt und nimmt es auf mit aller Stille und Sanftmut, und läßt es beim bloßen Hören nicht bewenden, sondern macht das Hören fruchtbar durch die Tat. Ach, was hilft’s, wenn der Mund ganze Predigten wieder hersagen kann, und das Leben widerspricht? Wird das nicht ein größeres Urteil häufen auf den Tag des Gerichts, des Herrn Wille gewußt und doch nicht getan zu haben? Wer Gottes Wort hört und tut, der allein ist selig in seiner Tat, selig im Hören und selig im Tun, und hat in solcher Seligkeit schon ein Unterpfand und eine Bürgschaft der künftigen Seligkeit im Himmel. Es steht fest, daß der Mensch durch den Glauben an den Herrn Jesum allein selig wird; aber nicht minder fest, daß dieser Glaube Wesen, Tat und Wahrheit sein muß. Amen.

(Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

Quelle: Glaubensstimme – Christliche Texte aus 2000 Jahren
Eingestellt am 24. August 2021