Offenbarung 13, 10

„Hier ist die Geduld und der Glaube der Heiligen.“

Es gibt solche, die rufen: „Wie lange noch?“ und denen es schwer wird, noch länger Geduld zu üben. Doch es ist bedeutsam, daß gleich zu Beginn dieses Buches, das vom Gericht handelt, Johannes von sich sagt: „Euer Bruder und Mitgenosse in der Trübsal und der Königsherrschaft und der Geduld in Jesus.“

Die Offenbarung führt uns zu dem Punkt, wo Gott die Geduld schließlich beiseite setzt und Gericht hält. Geduld ist nur gefordert, solange das Gericht noch in der Zukunft liegt. Wenn es begonnen hat, ist Geduld nicht mehr nötig. Aber dieser Augenblick ist noch nicht gekommen, und wie Johannes leben auch wir noch in der Zeit, wo sie vonnöten ist. Daß wir gegen Unterdrückung und Bosheit das Schwert ergreifen wollen, ist verständlich; aber selbst den gemarterten Heiligen wird gesagt, daß sie warten müssen, bis ihre Zahl voll ist (Kap. 6, 10f.). Ungeduld wird von Gott nie gutgeheißen. Er selbst leidet seit langem. Zeigen wir, daß wir auf ihn vertrauen, indem wir geduldig sind wie er.

„Wenn das Kreuz nicht tief in die Seele des Gläubigen einschneidet und er noch Dinge für sich selbst zurückbehält, kann er dem Herrn nur begrenzt dienen. Gott sucht Menschen, die ganz zerbrochen sind und bis zum Tode in seinem Dienst stehen.“ (Watchman Nee)

Quelle des Zitats: Evangeliums.net

Der Evangelist Fritz Steinwender schreibt zu dieser Schriftstelle:

„In solcher Zeit helfen also keine Proteste mehr; man soll sie auch nicht erheben, schon gar nicht mit Gewalt sich wehren, sondern in der Kraft des Herrn druntenbleiben und den Weg gehen, den der einzelne geführt wird, so wie Jesus, als seine Stunde gekommen war, sich verhalten hat und sich abführen ließ und schwieg, wissend, daß das der Weg zum Sieg und zur Herrlichkeit ist. So sollen seine Gläubigen dann auch ihren Leidensweg gehen, wissend, daß das Kommen ihres Herrn in Kraft und Herrlichkeit ganz nahe ist.“

Quelle des Zitats: Steinwender, Fritz: Die kommende neue Welt, S. 127. Das letzte Buch der Bibel neu gehört. Lahr-Dinglingen, Verlag der St.-Johannis-Druckerei, Dr. Schweickhardt 1991; TELOS-Paperback Nr. 72 345 (ISBN 3-501-00982-8)

Hier ist die Geduld…

Unter „Geduld“ [griech. ὑπομονὴ, hypomonē] versteht die Heilige Schrift das Darunterbleiben und Ausharren unter Haß, Verfolgung, Einsamkeit, Verleumdung und Leid. Dies soll uns sagen: Alles Leid, alle Trübsal aus des Herrn Hand nehmen. Über solchem Stillehalten werden wir erfahren, daß Jesu Joch sanft ist (Matth. 11, 30), und daß Christus das Aufnehmen und Tragen seines Joches segnet. Unter dem Schatten des Kreuzes, unter Bürde und Last entspringt eine Quelle, aus der unsere Seele – wie Elia, der ein Mensch war wie wir – trinken und Kraft schöpfen kann. Unter dem Kreuz begegnen wir dem, der versprochen hat: „Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Nehmet auf euch mein Joch und lernet von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen.“ (Matth. 11, 28.29)

…und der Glaube der Heiligen.

„Glaube“ bedeutet, unter dieser Last den Sieg Jesu Christi über Hölle, Tod und Teufel festzuhalten und angesichts des scheinbaren Triumphes Satans und seiner Heere auf Jesus und nirgends anderwohin zu blicken – nicht auf die Not, nicht auf die Schwierigkeiten, nicht auf die Kraftlosigkeit, nicht auf uns selbst. Wie Christus die Welt überwunden1) hat, so werden wir die Kraft seiner Auferstehung und die Gemeinschaft seiner Leiden2) erleben und das Festhalten an ihm wird zum „Sieg“, durch den wir – mit ihm, durch ihn und ihm nach – die Welt zu überwinden 3) vermögen.

1) Solches habe ich mit euch geredet, daß ihr in mir Frieden habet. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden. (Johannes 16, 33)
2) …zu erkennen ihn und die Kraft seiner Auferstehung und die Gemeinschaft seiner Leiden, daß ich seinem Tode ähnlich werde, damit ich gelange zur Auferstehung der Toten. (Philipper 3, 10.11)
3) Denn alles, was von Gott geboren ist, überwindet die Welt; und unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat. (1. Johannes 5, 4)

(nach Hellmuth Frey)

„Wer andre ins Gefängnis bringt, geht ins Gefängnis, wer zu den Waffen greift, den werden die Waffen töten“

Es kommt für die Seinigen und für seine Gemeinden eine Zeit, in der gilt, was dort der Herr in Gethsemane sagte, als er sich von den Häschern binden ließ: „Aber dies ist eure Stunde und die Macht der Finsternis“ (Luk. 22, 53). Da hilft kein Rechtsweg in einer Welt, die das Unrecht auf den Schild erhebt; da hilft kein Zusammenschluß, um mit Gewalt der Gewalttat zu wehren. So dringend auch der Mensch meinen kann, man müsse sich zur Wehre setzen: es bleibt alles ungesegnet und fällt auf den eigenen Kopf zurück: „Wer andre ins Gefängnis bringt, geht ins Gefängnis, wer zu den Waffen greift, den werden die Waffen töten“ (Vers 10). Was bleibt zu tun? Hier gilt es Geduld, die drunten bleibt unter dem Druck, unter dem Unrecht, unter der Gewalttat, unter der Trübsal; hier gilt es den Glauben, der sich an den hält, den man nicht sieht, als sähe man ihn; den Glauben, der es Gott zutraut, daß er um Christi willen vor Verzweiflung behüten will durch seinen heiligen Geist; und es gilt den Zusammenschluß der Heiligen in Fürbitte und Liebe, daß einer des andern Halt werde, und einer den andern aufrichte, wie es Jes. 35, 4 heißt: „Saget den verzagten Herzen: Seid getrost, fürchtet euch nicht! Sehet, euer Gott, der kommt zur Rache; Gott, der da vergilt, kommt und wird euch helfen.“

(Christian Römer)

Eingestellt am 28. April 2021 – Letzte Überarbeitung am 30. Dezember 2021

Weitere Auslegung von Offenbarung 13, 10 (J. F. W. Arndt)

Offenbarung 13Offenbarung des Johannes