2. Petrus 3, 9 (Magnus Roos)

Der HERR verzieht nicht die Verheißung, wie es etliche für einen Verzug achten; sondern er hat Geduld mit uns und will nicht, daß jemand verloren werde, sondern daß sich jedermann zur Buße kehre. (2. Petrus 3, 9)

Das Warten auf die Zukunft Christi zum Gericht war zur Zeit der Apostel sehr gewöhnlich. Es gab Leute, welche meinten und sagten, sie sei schon nahe vorhanden, 2. Thess. 2, 2, und bejammerten schon diejenigen, die starben, folglich den jüngsten Tag, den man für nahe hielt, nicht erlebten, weil man meinte, sie werden später zum Genuß der himmlischen Herrlichkeit kommen als diejenigen, die der jüngste Tag lebendig ergreifen werde. Paulus hielt [es] deswegen für nötig, den Thessalonichern hiervon eine richtige Erkenntnis beizubringen, 2. Thess. 2. und 1. Thess. 4.

Als nun eine Zeit nach der andern verstrich, ohne daß der jüngste Tag einbrach, so sagten Einige: der HErr verzieht die Verheißung; welch’ ein Verzug ist das! Wie lange muß man doch warten! Hierauf antwortete Petrus: es gehe seltsam unter den Menschen her. In den letzten Tagen der Welt, wenn die Zukunft des HErrn ganz nahe sein werde, werden Spötter leben, die sagen: „Wo ist die Verheißung Seiner Zukunft?“ Diese Spötter werden von der langen Dauer der gegenwärtigen Welt den Anlaß nehmen zu sagen: die Verheißung von der Zukunft des HErrn werde gar nimmer erfüllt, und es werde gar kein jüngster Tag kommen, gleichwie sie in den Tagen des Noah nicht geglaubt haben, daß die Sündflut einbrechen werde; zu derjenigen Zeit aber, da der jüngste Tag noch entfernt sei, beschuldige man den HErrn des Verzugs oder einer Langsamkeit, da doch ein Tag vor Ihm wie tausend Jahre sei, weil Er sehr schnell Vieles aufräumen und schaffen könne, und tausend Jahre wie ein Tag: folglich bei Ihm keine Langsamkeit statt habe, und wir uns auch im Geist an Seine göttliche Zeitrechnung anschließen, und einen Aufschub von tausend Jahren bei der Erfüllung der Verheißung vom jüngsten Tag für eine Kleinigkeit achten sollen.

Endlich sagt er, wie unter diesem Aufschub eine göttliche Barmherzigkeit verborgen liege. Gott ist langmütig gegen uns Menschen, und will nicht, daß Jemand verloren werde, sondern daß sich Jedermann zur Buße kehre. Er gibt also durch den Aufschub des jüngsten Tages den Menschen noch Raum, Buße zu tun, weil die Buße an demselben und nach demselben nicht mehr statt hätte. Diese Langmut Gottes sollen wir uns dann zu Nutze machen, und die gegenwärtige Weltzeit als eine Frist ansehen, die uns gegeben wird, Buße zu tun. Dazu sollen wir sie auch anwenden. Gott scheint in Seinen Werken den Menschen oft zu hurtig und oft zu langsam zu sein. Er tut aber Alles zur rechten Zeit. Der jüngste Tag wird einbrechen, wenn die Zahl der Auserwählten wird vollkommen, und wenn alle Weissagungen, welche von den Schicksalen der streitenden Kirche handeln, werden erfüllt sein.

Diejenigen, welche er als lebendig ergreifen wird, werden denjenigen, die vorher entschlafen sind, nicht zuvorkommen, sondern beide werden mit einander hingerückt werden in den Wolken dem HErrn entgegen in der Luft, 1. Thess. 4, 17. Lasset uns auf die Zukunft des HErrn warten, und mit der Vorbereitung dazu eilen, 2. Petr. 3, 12. Gott verzieht die Verheißung nicht, Er macht keinen unnötigen Aufschub: wir aber sind langsame und träge Leute; Er aber hat Geduld mit uns, und diese Seine Geduld sollen wir preisen, und nicht meinen, daß wir bei dem Warten ein Recht zur Ungeduld haben.

Sein Wille geschehe an uns; weil Er nicht will, daß Jemand verloren werde. Seine Gnade bereite uns in der Gnadenzeit zur Seligkeit!

(Magnus Friedrich Roos)

Quelle:

Schriftstellen

Wenn du geängstet sein wirst und dich treffen werden alle diese Dinge in den letzten Tagen, so wirst du dich bekehren zu dem HERRN, deinem Gott, und seiner Stimme gehorchen. (5. Mose 4, 30)

Denn er selbst, der HERR, wird mit einem Feldgeschrei und der Stimme des Erzengels und mit der Posaune Gottes herniederkommen vom Himmel, und die Toten in Christo werden auferstehen zuerst. Darnach wir, die wir leben und übrig bleiben, werden zugleich mit ihnen hingerückt werden in den Wolken, dem HERRN entgegen in der Luft, und werden also bei dem HERRN sein allezeit. (1. Thessalonicher 4, 16+17)

Weblinks und Verweise

Endzeit – Ende der Tage

Ebertshäuser, Rudolf: Die Welt in den Wehen der Endzeit – Zeitgeschichtliche Entwicklungen aus biblischer Perspektive gedeutet. Artikel bei das-wort-der-wahrheit.de

Kauffmann, Karl-Hermann:
Endzeit – und sie merkten nichts. Manuskript zur Verkündigung (pdf-Format; über Matthäus 24, 36-51; externer Link; mp3 Audio, über Matthäus 24, 36-42)
Johannes, Vorbild im Ausharren in den Kämpfen der Endzeit (Manuskript zur Verkündigung (pdf-Format; Audio; über Offenbarung 1, 9; externer Link zu predigten-und-vortraege.ch)

Steyn, Prof. Gert Jacobus: Warum dauert die Wiederkunft Jesu so lang? IDEA, online-Artikel vom 09.05.2024; IDEA – Das christliche Spektrum, Ausgabe 19/2024. Zeitschriftenartikel vom 08.05.2024.


Eingestellt am 9. Mai 2024