Lukas 13, 24

Jesus Christus spricht:

Ringet darnach, daß ihr durch die enge Pforte eingehet; denn viele werden, das sage ich euch, darnach trachten, wie sie hineinkommen, und werden’s nicht tun können.

Vor dem schmalen Weg steht die enge Pforte. Da hindurch muß jeder, der das Leben finden will. Es gibt keine Ausnahmen! Niemand kann da für einen anderen hindurchgehen, jeder muß es persönlich tun. Unter Jesu Kreuz der Sünde tot sein, das ist die enge Pforte. Hier lege ab jegliche Bürde. Der Heiland selbst findet die Pforte eng; hier dringt nur der hindurch, der sich selbst, der Welt und der Sünde sterben will. Das eigne Wesen mit seinen Leidenschaften kommt nicht durch.

Der Herr ruft dir zu: Gehe ein durch die enge Pforte!

Sie ist also für dich da. Frage nicht: Was wird mein Nachbar tun? Freue dich, daß es dich persönlich angeht, denn auch du kannst ein Erstling Gottes werden. Heute handelt es sich um den Gehorsam, schlage alle Entschuldigungen sogleich nieder. Wer durch die enge Pforte eingegangen ist, kann und soll wandeln auf dem schmalen Wege. Jesus selber geht täglich voran, und gar so einsam ist der Weg auch nicht. Du findest Anschluß an liebe Mitpilger. Den Weg breiter machen zu wollen, wäre Vermessenheit und Selbstbetrug, vergebliche Mühe. Die Freuden des schmalen Weges sind keine geringen. Wahre Freiheit ist dir hier geschenkt, denn der Sohn Gottes macht wahrhaft frei. Leben genießest du, Lebenswasser aus dem Lebensquell fließt hier reichlich dem Wanderer zu. Nur unverzagt vorwärts, es geht der ewigen Heimat zu. Heute noch kann der Weg rauh und steil sein, und morgen schon endet er ganz unvorhergesehen im wonnenreichen ewigen Leben. Aufwärts führt der Pfad; bald darfst du eintreten in das Land des himmlischen Lebens.

(Markus Hauser)

Quelle (Andacht): Glaubensstimme – Christliche Texte aus 2000 Jahren

Schmal ist der Weg zu Gottes Höh’n,
Und wen’ge sind es, die ihn geh’n.
Die Pfort‘ ist eng, und der nur dringt
Durch sie zu Gott empor, der ringt.
Ich lieg‘ auf meinem Angesicht,
Und fleh‘ und weine: Laß dein Licht
Mir leuchten, Vater, laß mich dein
Im Leben und im Tode sein!

(G. F. Klopstock, Geistliche Lieder Zweiter Teil: Ich Staub vom Staube)

Bild: Der breite und der schmale Weg – Ausschnitt: Die enge Pforte (Wikimedia Commons, Public domain)

Breiter Weg und schmaler Pfad,
Gott stellt dich vor beide,
Und Sein Wort ergeht an dich:
Pilger, auf, entscheide!

Es geht immer um die  g a n z e  Wegstrecke, die der Mensch als Ewigkeitswesen durchwandert. Auch der Gottferne hat mit dieser ganzen Wegstrecke zu rechnen. Der eine erlöst, der andere unerlöst. Beide, der Gottferne wie der Christ, sind – einfach, weil sie Menschen sind – Wanderer zwischen zwei Welten.

Beider Ziel ist dir bekannt,
Wähle drum und wandre!
Führt der eine dich zum Licht,
Führt in Nacht der andre.

(Fritz Hubmer)

Welches ist wohl das letzte Ziel für all unsere geistlichen Bestrebungen, für unser Forschen und Lesen? Ist es nicht dieses, daß wir selig werden, daß wir hier in einem guten Verhältnis zu Gott stehen und im Tod zu Ihm heimgehen und allezeit bei Ihm sein werden? Müßten wir darum nicht stillhalten und untersuchen, ob unsere geistlichen Bemühungen auch von der Beschaffenheit sind, dass sie uns wirklich zu diesem seligen Ziele führen, damit wir weder „als aufs Ungewisse laufen, noch fechten, als die in die Luft streichen“? Es ist notwendig, erst zu untersuchen, ob auch alle geistlichen Bestrebungen ans Ziel führen, und ob ein jeder, der in irgendeiner Weise nach dem Reiche Gottes trachtet, auch wirklich hineinkommen wird, oder ob es im Gegenteil nur einen Weg zum Leben gibt. Dann bleibt zu untersuchen, ob wir uns auf diesem allein selig machenden Weg befinden, so daß wir mit Freuden die Jahre zu Ende eilen sehen können, oder ob wir zuvor noch zu einem anderen Leben kommen müssen, bevor wir selig sterben können. – Traurig, schrecklich, wenn man nicht Gnade zu einer solchen Besinnung erhält! Traurig, schrecklich, wenn man die Sache mit dem Leichtsinn seiner fleischlichen Sicherheit abmachen kann, ohne Prüfung vor dem Herrn! Wer aber Gnade zur Besinnung erhält und wer gegen seine Seele aufrichtig sein will, der hüte sich davor, die Antwort auf seine Fragen aus der Luft zu holen oder sich niederzusetzen, um nur zu denken oder nachzusinnen und unmittelbare Antwort im Herzen zu erwarten. In so wichtigen Fragen darfst du auch nicht nach den Meinungen eines Menschen fragen, sondern mußt nur auf das Wort des Herrn achten, der am Jüngsten Tag richten wird. Deshalb führen wir einige bedenkenswerte Worte aus dem Mund Jesu an. Gott gebe uns Gnade, sie recht zu beachten!

Jesus sagt: „Ringet danach, daß ihr durch die enge Pforte eingeht; denn viele werden, das sage Ich euch, danach trachten, wie sie hineinkommen, und werden es nicht tun können.“ Hier wird die wichtigste Frage diese sein: Was bedeutet dies? Wie geschieht es, daß auch solche, die danach trachten, durch die enge Pforte einzugehen, es nicht werden tun können? Glücklicherweise hat der Herr auch dies erklärt. Und die Erklärung der Schrift darüber ist eine zweifache. Die erste lautet so: Viele trachten nach dem Reiche Gottes, tun es aber nicht mit genügendem Ernst, um durch die enge Pforte eingehen zu können. Sie sind erweckt, aber nicht ganz wach; sie wollen Gott und Seine Gnade, aber auch die Welt und ihre Freundschaft haben. Sie wollen zwei Herren dienen und nicht alle Sünden fahren lassen.

Christus sprach: „Wer zu Mir kommt und haßt nicht sein eigenes Leben, wer nicht um Meinetwillen alles fahren lassen kann – Vater, Mutter, Bruder, ja, sein eigenes Leben -, der kann nicht Mein Jünger sein. Er ist gleich einem Menschen, der einen Turm baute, aber nicht hatte, es hinauszuführen.“ Er hat dann gewiß Mühe und Kosten daran gewandt, hat aber nichts davon. Es war ein reicher Jüngling, der Jesus nachfolgen wollte, es ließ sich aber nicht tun mit Beibehalten des Reichtums; und als er hörte, dass er diesen fahren lassen müßte, ging er betrübt von dannen.

So geht es vielen. Welch herzzerreißender Umstand, daß sie dann betrübt von dannen gehen! Sie waren der Pforte des Himmels so nahe. Sie sahen den Herrn und liebten Ihn in gewisser Weise, waren aber gezwungen, von Ihm wegzugehen, denn sie konnten nicht alles um Seinetwillen verlassen. Sie trachteten also danach, hineinzugehen, konnten es aber nicht tun. – Andere gehen unwissend, in falschem Troste fern vom Herrn; sie meinen, daß sie Ihm angehören, obwohl ihnen die Kennzeichen der Neugeburt und der neuen Kreatur fehlen. – Noch andere wollen wohl um alles in der Welt das Suchen nicht aufgeben, meinen auch nicht, daß mit ihnen alles schon gut stehe; das eigentliche Eingehen durch die Pforte aber schieben sie fortwährend auf. Sie denken an die Bekehrung und den Glauben, ihre eigene Bekehrung aber vorzunehmen, oder jetzt Gnade und Versöhnung mit Gott zu suchen und die Gabe des Glaubens, das Leben und den Frieden des Glaubens zu suchen, daraus wird nichts, weil sie zögern und warten, bis es zu spät ist. Sie zögern ein Jahr nach dem anderen und meinen, daß der Herr immer auf sie warten und ihnen die Tür nicht zuschließen würde, bevor sie hineingegangen sind; so werden sie betrogen, daß sie schließlich nicht hineingehen können.

Die andere Ursache ist viel schwerer zu fassen, sie ist „der eigentliche Stein des Anstoßes und der Fels des Ärgernisses“- Viele werden so ernstlich danach trachten, durch die enge Pforte einzugehen, daß sie deshalb Vater, Mutter, Brüder verlassen, ja, dass sie ihr eigenes Leben drangeben können, sie werden aber nur deshalb nicht eingehen können, weil sie nicht einer Sache entsagen wollen, an der sie noch mehr als an ihrem Leben hängen, nämlich an ihrer eigenen Meinung und dem Ansehen ihrer eigenen Bekehrung und Entsagung. Mit anderen Worten: Sie trachten danach, durch die enge Pforte einzugehen, lassen sich aber nicht sagen, wo diese ist, sondern gehen darauf los und stoßen mit dem Kopf gegen die Mauer, wo keine Pforte ist. Das sind die Leute, die Jesus mit dem Manne auf der Hochzeit beschreibt, der kein hochzeitliches Kleid anhatte, und mit den Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen und dem Bräutigam entgegengingen, aber kein Öl in ihren Gefäßen mit sich nahmen. Sie haben Christus und den Glauben zwar in der Lehre, im Verstand und im Mund, im Herzen aber ist etwas anderes ihr Weg, etwas anderes ihnen wichtiger – nämlich das, was sie selbst „durch Gottes Hilfe“ sein und tun sollen.

Geht drum hin und fallet nieder,
bittet: Herr, erforsche mich!
Sucht das Wort, durchsucht es wieder,
Prüft euch doch ganz ernstiglich!

Laßt euch sagen und zerschlagen,
Wenn euch Gott im Worte lehret,
Daß ihr Ihm nicht angehöret!

(Carl Olof Rosenius)

Eingestellt am 25. April 2021 – Letzte Überarbeitung am 15. Oktober 2022