31. Januar

Kämpfe den guten Kampf des Glaubens, ergreife das ewige Leben, dazu du auch berufen bist. (1. Timotheus 6, 12a)

Der Kampf der Christen ist schwierig sowohl wegen der eigenen Schwachheit als wegen der Beschaffenheit ihrer Feinde. Sie selbst, die Streiter, sind schwach und wohl so schwach, daß sie auch keinen Augenblick bestehen können. Sogar ist etwas in ihnen, das es mit den Widersachern hält, und ihnen zum Siege behilflich zu sein sucht, was die
Gefahr verdoppelt. „Ich bin zum Hinken geneigt“, ruft David aus. Die Feinde sind kühn, so daß der Hauptsächlichste unter ihnen sich sogar an den Sohn Gottes selbst wagte. Sie sind so mächtig, daß sie schon die ausgezeichnetsten Heiligen zu Boden geworfen haben, und werden deswegen auch mit Löwen verglichen. Wurde Adam überlistet, was soll aus andern werden? Sie sind so listig wie Schlangen und so giftig wie sie; alles fallen sie an, die Keuschheit, die Geduld, die Demut, die Liebe. Sie schonen des historischen Glaubens nicht, und suchen vorab das Vertrauen und die Hoffnung wankend zu machen. Diesen suchen sie durch Vorhaltung seiner Sünden und jenen durch Vorspiegelung seiner Tugenden zu stürzen, diesen durch Lust, den durch Furcht, den einen durch Leichtsinn, den andern aber durch übermäßige Traurigkeit zu Grunde zu richten. Ist der Kampf schwer, so ist selbst die Entschließung zu demselben nicht leicht. Wer sagt denn gern
allem ab, um Christo zu folgen, bei dem man zunächst das Kreuz findet? Wer entbehrt wohl ohne die höchste Not ein Auge, Hand oder Fuß?

Jedoch ist’s ein guter Kampf. Wohl dem, der sich in denselben einläßt, es wird ihn nie gereuen. Dieser Kampf nimmt ein gutes Ende, und alle sind durch Geduld gelaufen in dem Kampf, der uns verordnet ist.

Fällt’s euch zu schwer, ich geh‘ voran,
Ich steh‘ euch an der Seite;
Ich kämpfe selbst, ich brech‘ die Bahn,
Bin Alles in dem Streite.
Ein böser Knecht, der still darf steh’n,
Wenn er den Feldherrn sieht angeh’n.

Andacht aus: Tägliches Manna für Pilger durch die Wüste. Schatzkästlein aus Gottfried Daniel Krummachers Predigten, Seite 32. Neu herausgegeben von J. Haarbeck, Pastor in Elberfeld, im November 1899 (Verlag der Buchhandlung des Erziehungsvereins, Neukirchen, Kreis Mörs)

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