Psalm 139, 24 (Arndt)

Und siehe, ob ich auf bösem Wege bin, und leite mich auf ewigem Wege. (Psalm 139, 24)

Gott, Du erfüllest mit Deiner heiligen Gegenwart Himmel und Erde. Wo sollen wir hingehen vor Deinem Geist? Lehre uns doch zu Dir beten in wahrem Glauben an Deine heilige und gnädige Gegenwart. Ach, wir bekennen vor Deinen heiligen Augen, daß wir nicht würdig gehandelt haben dem hohen Beruf und den großen Absichten, die Du mit uns hast. O Herr, wie haben wir nicht so zerstreut, so unachtsam, so abgewichen von Dir so manche Stunde zugebracht! Du hast Dich über uns erbarmt und uns aus vielen Banden gerissen, und Deine Gnade in Christo erfahren lassen. O daß wir uns Deiner Gunst hinfüro durch nichts weiter verlustig machten! Erneuere in uns den Glauben an Deine gnädige Gegenwart. Laß diese Deine Gegenwart einen beständigen Grund sein zum Frieden, zum Vertrauen, zum Mut auf unserm Pilgerwege. Hast Du Dich zu uns geneigt in Gnaden, o so neige uns doch auch zu Dir, daß wir Dich im Glauben mögen gegenwärtig sehen und gegenwärtig behalten in einem andächtigen und liebenden Herzen!

O Herr, laß die Welt je länger je mehr aus unsern Sinnen und Gedanken verschwinden, daß wir von allen nichtigen Dingen mögen absehen. Deine gnädige Gegenwart nehme unser ganzes Herz ein, daß wir mit Dir uns beschäftigen und Dich niemals vermissen mögen. Wir gewöhnen uns nicht genug an Dich: o mache uns doch andächtiger; laß unser Herz unverwandter bei Dir bleiben, daß die Gedanken an Deine Gegenwart und das Gespräch unseres Herzens mit Dir uns immerdar so begleiten, daß wir Deiner weder lebend noch sterbend vergessen können. – Bringe uns zum wahren Herzensgebet. Lehre uns auf Deine Stimme lauschen und Deines Geistes Wirkungen Raum geben. Laß uns vor Dir als ein recht priesterliches Geschlecht wandeln. Gib Gnade, daß wir unser Liebstes nirgend scheuen, sondern alles unsrige Dir gern zum Opfer bringen. O laß Alles verzehrt und vernichtet werden in unsern Herzen, was nicht von Dir und von Deiner Gnade herrührt, daß endlich nichts in uns lebe, als Du allein. Ist doch unser Herz von Dir erkauft, berufen und erwählt, daß es dir sollte zum Tempel und Heiligtum werden. Nun komm, wir bringen Dir unser armes Herz zum Opfer. Komm und erfülle Dein Heiligtum, und laß ewig nichts Unreines hineinkommen.

Amen.

(Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

Quelle: Glaubensstimme – Die Archive der Väter: Psalm 139


Übersicht Psalm 139

Weitere Betrachtungen zum Vers von Pfr. Dr. Carl Eichhorn, Veit Dietrich und Prof. Adolf Schlatter

Eingestellt am 13. März 2024 – Letzte Überarbeitung am 14. April 2024