Micha 1, 1

„Dies ist das Wort des Herrn, welches geschah zu Micha von Maresa, zur Zeit Jothams, Ahas, Jehiskia’s, der Könige Judas, das er gesehen hat über Samaria und Jerusalem.“ (Micha 1, 1)

Der Prophet Micha mahnt die Israeliten zur Umkehr

Die richtende Gerechtigkeit Gottes wird sich in Strafgerichten offenbaren.

Der Verfasser des heiligen Buches nennt seinen Namen, seine Heimat, seine Zeit, seinen Auftrag und die Leute, denen sein Auftrag gilt.

Micha ist sein Name. Michaeas nennt man ihn mit lateinischer Wendung und Endung. Wir erkannten schon seine Bedeutung, die er mit dem Engelnamen Michael teilt, nämlich: Wer ist wie Gott. Der Name Micha war kein ungewöhnlicher in Israel. Er tritt uns zuerst entgegen bei jenem unsauberen Ephraimiten, der in der alten Richterzeit Israels der Erzvater der Ketzerei des Bilderdienstes in Israel war. Ein anderer Micha wird uns in der Geschichte Davids als Enkel seines Freundes Jonathan genannt.

Viel bedeutender als die beiden genannten ist ein dritter Micha, der Sohn Jemlas, ein Prophet Gottes zu Elias Zeiten und von Elias Geiste, einer der wenigen Männer des Glaubens, die nach den schweren Verfolgungen der Isebel noch in Israel vorhanden waren; wir wissen von ihm, daß er um der Wahrheit willen, die er im Gegensatz zu den Hofpropheten predigte, von Ahab gefangen gehalten wurde. Noch bedeutender aber als er, ist nun eben derjenige Micha, dessen Weissagungen und Reden unserer Betrachtung harren. Derselbe war aus Maresa, wie Luther den Namen gibt, wörtlich nach dem Hebräischen: aus Moreseth. Es ist wohl Moreseth-Gath gemeint, eine Stadt im Süden des Stammes Juda, wahrscheinlich auf einem Platze gelegen, der einmal der Philisterstadt Gath abgewonnen war.

Micha von Moreseth empfing das Wort des Herrn zur Zeit Jothams, Ahas, Jehiskia’s, der Könige Juda’s. Jotham regierte von 758 bis 742 vor Christo, Ahas von 742 bis 727, Hiskia von 727 bis 696; gleichzeitig mit letzterem regierte als letzter König Israels Hosea bis 722, wo Salmanassar dem Reiche Israel ein Ende machte. So haben wir also die Wirksamkeit des Propheten Micha in die zweite Hälfte des achten Jahrhunderts, deren Mittelpunkt der Untergang des Reiches Israel ist, zu setzen, in dieselbe Zeit, wo auch die Propheten Hosea und Jesaias wirkten. Wenn er aber auch schon unter Jotham und Ahas weissagte, die eigentliche Zeit seiner Blüte, wo er auch schriftlich niederlegte, was er mündlich geredet, ist die Zeit des Regimentes des Hiskias; dafür spricht die Stelle Jeremias 26, 18.19:

„Zur Zeit Hiskias, des Königs in Juda, war ein Prophet, Micha von Moreseth, und sprach zum ganzen Volk Juda: So spricht der HERR Zebaoth: Zion wird wie ein Acker gepflügt werden, und Jerusalem wird zum Steinhaufen werden und der Berg des Tempels zu einer wilden Höhe.

Doch ließ ihn Hiskia, der König Juda’s und das ganze Juda darum nicht töten; ja sie fürchteten vielmehr den HERRN und beteten vor dem HERRN. Da reute auch den HERRN das Übel, das er wider sie geredet hatte. Darum täten wir sehr übel wider unsre Seelen.“

Von dem Auftrage, der ihm zu Teil wurde, spricht Micha also: „Dies ist das Wort des Herrn, welches geschah zu Micha, das er gesehen hat über Samaria und Jerusalem.“

„Das Wort des Herrn“ ist ein Gesamtausdruck; es ist die Summe der Gottessprüche gemeint, die dem Propheten zur Mitteilung an Israel gegeben wurden. Wenn Micha von dem Wort des Herrn sagt, daß er es gesehen, geschaut hat, so bezeichnet er sich damit als einen heiligen Seher, dem der Herr in Gesichten offenbarte, was der Gegenwart not tat, und was die Zukunft bringen würde. Samaria und Jerusalem, jenes die Hauptstadt des Zehnstämmereichs, dieses die Hauptstadt Juda’s, werden genannt als die Stätten, auf welche sich Micha’s Gesichte bezogen; die Hauptstädte repräsentieren die Länder; am ganzen Israel will Gott seine richtende Gerechtigkeit und seine erlösende Erbarmung offenbaren; am Zehnstämmereich mehr die Gerechtigkeit, am Lande Jerusalems mehr seine Erbarmung; wie solches geschehen soll, macht er durch seinen Knecht Micha bekannt.

Quellenangabe:

Carl Emil Wilhelm Quandt: Micha, Der Seher von Moreseth – Micha 1.
(Download in verschiedenen Formaten möglich in der Lesekammerzip-File)

Carl Emil Wilhelm Quandt: Micha, der Seher von Moreseth. Eine Auslegung des prophetischen Buches Micha in sieben Bibelstunden. Von E. Quandt, Pastor im Evangelischen Vereins=Hause. Herausgegeben und verlegt von dem Haupt=Verein für christliche Erbauungsschriften in den Preußischen Staaten. Berlin, 1866.
(Digitalisat des Originalwerkes in der Google Buchsuche)


Übersicht: Der Prophet MichaMicha 1, 2-4

Eingestellt am 30. Oktober 2023 – Letzte Überarbeitung am 6. November 2023