Johannes 16, 33

Solches habe ich mit euch geredet, daß ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Drangsal [thlipsin – θλῖψιν]; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden. (Joh. 16, 33)

Meines Herrn Worte über die Trübsal sind wahr. Ich habe meinen Anteil daran, ohne allen Zweifel. Der Dreschflegel ist nicht aufgehangen, und ich kann nicht hoffen, daß er beiseite gelegt wird, so lange ich auf der Dreschtenne liege. Wie kann ich erwarten, in des Feindes Lande daheim zu sein, fröhlich in der Verbannung oder behaglich in der Wüste? Hier ist nicht meine Ruhe. Hier ist der Ort des Schmelzofens, der Schmiede und des Hammers. Meine Erfahrung stimmt mit den Worten meines Herrn überein.

Ich beachte, wie Er mich „getrost sein“ heißt. Ach, ich bin viel zu geneigt, niedergeschlagen zu sein. Mein Mut sinkt bald, wenn ich schwer geprüft werde. Aber ich muß diesem Gefühl nicht nachgeben. Wenn mein Herr mich getrost sein heißt, so darf ich nicht wagen, niedergedrückt zu sein. Was ist der Grund, den Er zu meiner Ermutigung gebraucht? Nun, es ist sein eigner Sieg. Er sagt: „ich habe die Welt überwunden“. Sein Kampf war viel schwerer als der meine. Ich habe noch nicht bis aufs Blut widerstanden. Warum verzweifle ich daran, zu überwinden? Sieh, meine Seele, der Feind ist schon einmal überwunden worden! Ich streite mit einem geschlagenen Feind. O Welt, Jesus hat dich schon besiegt, und in mir wird Er dich durch Seine Gnade wiederum überwinden. Deshalb bin ich getrost und singe meinem siegreichen Herrn ein Lied.

(Charles Haddon Spurgeon)

Die Welt, sagt Jesus seinen Jüngern, ist gegen euch; sie unterstützt euch nicht, sondern drängt euch in die Ecke und leistet euch entschlossen Widerstand. Daran haben die Jünger damals, als Jesus es ihnen vor seinem Abschied sagte, nicht gezweifelt. Sie erlebten damals, daß sich alle gegen Jesus verbündeten, die Priester und die Lehrer, die Frommen und das Volk, die Juden und die Römer; mit einem Wort, „die Welt“ war gegen ihn. Damals war dies buchstäblich wahr. Wie steht es aber heute? Gibt es nicht christliche Völker? Sind sie auch der kleinere Teil der Menschheit, so sind sie doch der regsamere und mächtigere Teil derselben. Ist es nun nicht mehr richtig, daß die Welt denen widerstehe, die sich zu Jesus halten? Gilt dies heute nur von einem Teil der Welt, etwa von der heidnischen Welt? Die Erfahrung der Christenheit lehrt aber, daß Jesus nicht nur damals recht hatte, sondern recht hat und recht behalten wird bis zum jüngsten Tag. Auch in unseren christlichen Völkern besteht ein schroffer Gegensatz zwischen dem, was Jesus ist und dem, was wir Menschen sind, zwischen dem, was Jesus über Gott sagt, und dem, was wir über Gott sagen, zwischen dem, was Jesus gebietet, und dem, was wir für uns wünschen und für richtig halten.

Zwischen diesen beiden Wegen gibt es keinen Ausgleich und darum bleib das Wort Jesu immer wahr: Keiner sieht euch gern, ihr seid alle unbequem; darum bemüht sich jedermann, daß ihr nichts erreicht. Was wollen wir tun? Wollen wir Frieden schließen und die Waffen niederlegen und zu den anderen sagen: ihr habt recht, Auferstehung gibt es nicht; der Mensch stirbt, und Geist Gottes gibt es nicht; denn das seelische Leben verläuft einzig nach seiner natürlichen Gesetzmäßigkeit, und von der Liebe reden nur die Toren; wer vorankommen will, muß seine Fäuste gebrauchen?

Jesus sagt uns aber: Habt keine Angst. Haben wir denn die Macht, die Welt zu überwinden? Das wäre wahnsinnige Selbstverblendung. Aber Jesus sagt: Ich habe die Welt überwunden und habe alle ihre Einreden zunichte gemacht und alle ihre Angriffe abgeschlagen. Auch wenn es nicht nur menschliche Waffen waren, mit denen sie focht, sondern die satanische Macht sie in Bewegung brachte, blieb ich unerschüttert, Gott treu bis zum Kreuz, Gott gewiß in der Gottverlassenheit, Gott zum Dienst ergeben, auch als er seinen Sohn nicht schonte. Ich bin Sieger und das genügt für euch. Nun steht fest und bleibt in Mir.

Herr, mach uns Deines Sieges froh. Du bist der Unüberwindliche. Du warst es in deiner irdischen Gestalt und bist es jetzt in deiner himmlischen Herrlichkeit und wirst es in deiner neuen Offenbarung sein. Laß es uns schauen, daß die Welt nichts gegen uns vermag, weil Du Dich zu uns hältst und das Lichtlein unseres Glaubens mit Deinen schützenden Händen deckst.
Amen.

(Adolf Schlatter)

Was bereitet in der „Welt“ Angst denen, welche Nachfolger Christi sind? Den Herrn verlassen bringt Angst. Das Gewissen macht Vorwürfe, die „Welt“ spottet und lästert, der Feind wird übermütig und rüstet weitere Netze und Schlingen zu. Gehen dir die Augen auf über deine Sünde, so halte dich an die Treue des Herrn. Seine Sünde sehen bringt auch Angst. Hast du noch in dir einen Feind, der dir zu stark ist? Verwachsen sein mit einer Sünde ist schlimm. In Jesu Sieg aber winkt dir der Sieg. Licht haben über das, was uns noch mangelt und fehlt, bringt ebenfalls Angst. – Du hörest reden vom Heiligen Geist, vernimmst das Zeugnis lebendiger Christen und verspürst ihre innige Gemeinschaft mit Gott. „Das habe ich nicht“, sprichst du, und weil du schon lange in der Erkenntnis des Heils stehst und dabei immer so mager geblieben bist, so befällt dich nun große Angst. Diese kann sehr heilsam sein, du erkennst, daß du nicht voll Geistes bist. O, so glaube es, daß Jesus mit Heiligem Geiste tauft. – Die Frage: Werde ich auch ausharren bis ans Ende? löst Angst aus. In der Trübsalshitze heißt es nicht selten: Ich kann nicht weiter! Oftmals sehen Jesu Nachfolger keinen Ausweg mehr; da steigt denn die Angst aufs höchste. Wie, wenn ich doch daniederliegen müsste? „Ich habe die Welt überwunden!“, ruft der Feldherr Christus dir zu.

Wenn Angst dich einzuhüllen droht, so bete um so anhaltender; hange innig an deinem himmlischen Führer, Sein Herz ist mit dir. Wohl uns, wir sind in guten Händen, alles muß uns zum besten dienen; denn der Herr will uns auf den Thron erheben.

(Markus Hauser)

Quelle: Glaubensstimme – Die Archive der Väter

Eingestellt am 6. Juli 2022