Wie lieblich ist der Maien (EG 501)

Martin Behm/ JohannSteuerlein: Wie lieblich ist der Maien
Rundfunkchor Berlin · Jörg Strodthoff · Simon Halsey
Morgenlicht – Kirchenlieder & Choräle ℗ 2013 Deutsche Grammophon GmbH, Berlin

1) Wie lieblich ist der Maien
aus lauter Gottesgüt,
des sich die Menschen freuen,
weil alles grünt und blüht.
Die Tier sieht man jetzt springen
Mit Lust auf grüner Weid,
die Vöglein hört man singen,
die loben Gott mit Freud.

2) Herr, dir sei Lob und Ehre
für solche Gaben dein!
Die Blüt zur Frucht vermehre,
laß sie ersprießlich sein.
Es steht in deinen Händen,
dein Macht und Güt ist groß;
d’rum wollst du von uns wenden
Mehltau, Frost, Reif und Schloß‘.

3) Herr, laß die Sonne blicken
ins finstre Herze mein,
damit sich’s möge schicken,
fröhlich im Geist zu sein,
die größte Lust zu haben
allein an deinem Wort,
das mich im Kreuz kann laben
und weist des Himmels Pfort.

4) Mein Arbeit hilf vollbringen
zu Lob dem Namen dein
und laß mir wohl gelingen,
im Geist fruchtbar zu sein;
die Blümlein laß aufgehen
von Tugend mancherlei,
damit ich mög bestehen
und nicht verwerflich sei.

Liedtext: (1604) 1606, Martin Behm (1557-1622)
Melodie: 1575, Johann Steuerlein (1547-1613), geistlich Nürnberg (1581)

Entstehung und Rezeption

Martin Behm (1557–1622), lutherischer Pfarrer in Lauban und geistlicher Schriftsteller, veröffentlichte 1606 (Vorwort datiert 1604) seinen Kirchen Calender – Das ist, Christliche Erklerung Des Jahres vnd der zwölff Monaten: Allen Pfarherrn, Schuldienern vnnd Haußvätern in 13 Predigten verfasset vnd abgehandelt.

Im Vorwort erklärt er seine Absicht, die Leser und Hörer auf Gottes für den Menschenverstand unbegreifliches Schöpferwirken aufmerksam zu machen, denn „die grösten Wunderwercke GOttes werden geringe gehalten, weil sie teglich geschehen“.

Aus der Wahrnehmung, gedeutet durch das offenbarte Gotteswort, sollen Dankbarkeit und gottgefälliges Leben erwachsen. Jede Monatspredigt schließt mit einem gereimten Gebet, das den Inhalt zusammenfaßt und Lob und Bitte an Gott richtet. Von diesen Monatsliedern steht im Evangelischen Gesangbuch auch das für den Juni (Nr. 500).

Entsprechend dem Programm des Gesamtwerks beginnt das Mailied mit der Anschauung des erwachenden Lebens in der Natur und dem Dank an Gott. Dann folgt die Bitte um das Fruchttragen der blühenden Pflanzen und um Schutz vor Wetterschäden („Mehltau, Frost, Reif und Schloß’“), weiter um die geistliche Sonne, die auch „im Kreuz kann laben“, und schließlich um die Fruchtbarkeit des Glaubens in der alltäglichen Arbeit. Dabei entfaltet es wesentlich Aussagen des Psalms 104.

„Wie lieblich ist der Maien“ fand als Kirchenlied jahrhundertelang kaum Verwendung und stand bald im Schatten der jüngeren Jahreszeitenlieder Paul Gerhardts, vor allem „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“. Es fehlt in allen Auflagen der Praxis Pietatis Melica und noch im Deutschen Evangelischen Gesangbuch von 1915. Für den Gottesdienstgesang findet es sich erstmals im Evangelischen Kirchengesangbuch von 1950, dort auch erstmals mit der freudigen Melodie, die es rasch beliebt machte (Nr. 370).

Melodie

Behms Text war zunächst als gereimtes Gebet, nicht als Lied konzipiert. In der 1617er Auflage seines Kirchen Calenders fügte er aber den Hinweis hinzu: „Im Thon, Ich danck dir lieber HErre“; diese Melodie ist heute bekannt als „Lob Gott getrost mit Singen“. Die Herausgeber des EKG entschieden sich jedoch für eine Melodie, deren Urform sich in den Weltlichen Gesengen von Johann Steuerlein (Erfurt 1575) findet (Mit Lieb bin ich umfangen), und die seit 1581 auch mit geistlichen Texten verbunden worden war. Mit ihrem freudig „laufenden“ Charakter, ihrem eingängigen Rhythmus und ihrer reinen Dur-Tonalität ohne modale Reste bietet sie sich etwa auch für christliche Wandergruppen im Mai an.

Quellen und Verweise:

Seite „Wie lieblich ist der Maien“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 16. Mai 2020, 19:38 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Wie_lieblich_ist_der_Maien&oldid=200018847 (Abgerufen: 2. Juli 2020, 12:00 UTC)

Eingesungen von Kantor Arnd Pohlmann (mp3, externer Link zu eingesungen.de)

Melodie (midi, pdf, externe Links zu Hymnary.org)

Liedeintrag (externer Link zu evangeliums.net)

Notenblatt, 4stimmig (pdf, externer Link zu ks.imslp.net )

Liedpredigten:

Pfarrer Rüdiger Schnurr (externer Link zu kirchezumhoeren.de)