21. Januar

Selig sind, die nicht sehen, und doch glauben.
(Johannes 20, 29)

Ein Gläubiger kann berufen sein, einen nackten d. i. einen solchen Glauben zu üben, der, wie Christus zum Thomas sagt, nicht siehet und doch glaubet, oder der gar, wie Abraham wider Hoffnung hoffend glauben soll. Ist er dazu berufen, was vielleicht nicht allen Gläubigen geschieht, so versteht sich’s von selbst, daß er aller natürlichen und sinnlichen Stufen beraubt, auch zugleich mit den bedeutendsten Schwierigkeiten umringt wird. Ging’s nicht Paulo so in Asien, wo er eben deswegen so über die Maßen und über Macht beschwert wurde, daß er sich schon des Lebens begab. Damit er nicht auf sich selbst, sondern auf Gott sein Vertrauen stellte. – Freilich möchte man von solchen Führungen wohl sagen: „Das widerfahre dir nur nicht!“ Aber Gott will auch solche haben, die ihn also anbeten. Doch laufen solche enge Wege zuletzt in einen weiten Raum aus, so daß es nun heißt: „Du wirst erfahren, dass ich der Herr bin, an welchem nicht zu Schanden werden, die mein harren, denn ich bin der Herr, dein Heiland, und der Mächtige in Jakob, dein Erlöser“.
Auf solche Führung mag sich indessen ein jeder Christ wohl gefaßt halten, und dann gilt’s glauben. Doch der Herr hält Treue und Glauben. Er wirke in uns das Werk des Glaubens mit Kraft!

Der Glaube bricht durch Stahl und Stein,
Und faßt die Allmacht selber,
Der Glaube wirket mehr allein,
Als alle goldnen Kälber.
Wenn Einer Nichts als glauben kann,
So kann er Alles machen;
Der Erde Kräfte sieht er an
Als ganz geringe Sachen.

Andacht aus: Tägliches Manna für Pilger durch die Wüste. Schatzkästlein aus Gottfried Daniel Krummachers Predigten, Seite 22. Neu herausgegeben von J. Haarbeck, Pastor in Elberfeld, im November 1899 (Verlag der Buchhandlung des Erziehungsvereins, Neukirchen, Kreis Mörs)

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