Mensch, was du tust, nimm dich in Acht! (Knapp, Evangelischer Liederschatz)

Ermahnung.

1. Mensch, was du tust, nimm dich in Acht!
Denn hier kann nichts geschehen,
das Gott, der in dem Himmel wacht,
nicht alles sollte sehen.

2. Der Himmel ist sein Spiegelglas,
darin all´ deine Taten,
die du begehst ohn´ Unterlaß,
sich hell bei ihm verraten.

3. Wie man dem armen Nächsten tut,
schaut Gott aus seiner Höhe;
dein Werk sei böse oder gut:
O glaub´, daß er es sehe.

4. Er sieht gar deutlich, hell und klar
die zornigen Gebärden;
es ist ihm alles offenbar,
wie du dich stellst auf Erden.

5. Bild´ dir nicht ein, er acht´ es nicht,
der in dem Himmel wohnet;
du stehst vor dessen Angesicht,
der nach den Werken lohnet.

6. Hast du mit deines Nächsten Schuld
ein herzliches Erbarmen,
so trägt er auch mit dir Geduld,
und läßt dich nicht verarmen.

7. Sei nicht vermessen, stolz und frei!
Belache nicht die Sünden!
Denk´, daß dein Gott zugegen sei;
er weiß dich wohl zu finden.

8. Denk´ an den ew´gen Flammenschein,
der nichts läßt unverborgen!
Gott wird dereinst dein Richter sein,
ob´s Wen´ge auch besorgen.

Liedtext: Unbekannt – Aus dem Evangelischen Liederschatz von Albert Knapp
Melodie: Michael Praetorius (1571-1621) Ich dank‘ dir schon durch deinen Sohn

Quelle: Lied Nr. 35, in: Evangelischer Liederschatz für Kirche und Haus, aus allen christlichen Jahrhunderten, gesammelt und nach den Bedürfnissen unserer Zeit bearbeitet von M. Albert Knapp, Diakonus an der Hospitalkirche in Stuttgart. Erster Band, Stuttgart und Tübingen, Seite 17f. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung. 1837. [Digitalisat]

Eingestellt am 23. Februar 2022