Kommt, Brüder, laßt uns gehen! (Württ. Gesangbuch 1912 #429)

Himmlischer Sinn. Nachfolge.

1) Kommt, Brüder, laßt uns gehen,
der Abend kommt heran;
es ist gefährlich stehen
auf dieser öden Bahn.
Kommt, stärket euren Mut,
zur Ewigkeit zu wandern
von einer Kraft zur andern;
es ist das Ende gut!

2) Es soll uns nicht gereuen
der schmale Pilgerpfad;
Wir kennen ja den Treuen,
der uns gerufen hat.
Kommt, folgt und trauet dem!
Ein jeder sein Gesichte
mit ganzer Wendung richte
stracks nach Jerusalem!

3) Der Ausgang, der geschehen,
ist uns fürwahr nicht leid;
Es soll noch besser gehen
zur stillen Ewigkeit.
Ihr Lieben, seid nicht bang,
verachtet tausend Welten,
ihr Locken und ihr Schelten,
und geht nur euren Gang.

4) Geht’s der Natur entgegen,
so geht‘s gerad‘ und fein;
die Fleisch und Sinne pflegen,
noch schlechte Pilger sein.
Verlasst die Kreatur
und was euch sonst will binden,
laßt gar euch selbst dahinten;
Es geht durchs Sterben nur.

5) Man muß wie Pilger wandeln,
frei, bloß und wahrlich leer;
Viel Sammeln, Halten, Handeln
macht unsern Gang nur schwer.
Wer will, der trag‘ sich tot!
Wir reisen abgeschieden,
mit wenigem zufrieden,
und brauchen‘s nur zur Not.

6) Schmückt euer Herz aufs beste,
weit mehr als Leib und Haus;
wir sind hier fremde Gäste
und ziehen bald hinaus.
Das Kinderspiel am Weg
laßt uns nicht viel besehen;
durch Säumen und durch Stehen
wird man verstrickt und träg‘.

7) Ist gleich der Weg gar enge,
so einsam, krumm und schlecht,
der Dornen rings in Menge
und manches Kreuze trägt:
Es ist doch nur ein Weg.
Laßt sein! Wir gehen weiter,
wir folgen unserm Leiter
und brechen durchs Geheg‘.

8) Kommt, Kinder, laßt uns gehen,
der Vater gehet mit;
er selbst will bei uns stehen
bei jedem sauren Tritt;
er will uns machen Mut,
mit süßen Sonnenblicken
uns locken und erquicken;
ach ja, wir haben’s gut.

9) Kommt, Brüder, laßt uns wandern,
wir gehen Hand in Hand;
eins freuet sich am andern,
in diesem fremden Land.
Kommt, laßt uns kindlich sein,
uns auf dem weg nicht streiten;
die Engel selbst begleiten
als Brüder unsre Reihn.

10) Sollt‘ wo ein Schwacher fallen,
so greif‘ der Stärk’re zu;
Man trag‘, man helfe allen,
man pflanze Lieb und Ruh‘.
Kommt schließt euch fester an!
Ein jeder sei der Kleinste,
doch auch wohl gern der Reinste,
auf unsrer Pilgerbahn.

11) Kommt, laßt uns munter wandern,
der Weg kürzt immer ab.
Ein Tag, der folgt dem andern;
bald fällt das Fleisch ins Grab.
Nur noch ein wenig Mut,
nur noch ein wenig treuer,
von allen Dingen freier,
gewandt zum ew’gen Gut!

12) Es wird nicht lang mehr währen –
harrt noch ein wenig aus –
Es wird nicht lang mehr währen,
so kommen wir nach Haus.
Da wird man ewig ruh‘n;
wenn wir mit allen Frommen
heim zu dem Vater kommen,
wie wohl, wie wohl wird’s tun!

13) Drauf wollen wir´s denn wagen –
es ist wohl wagenswert –
und gründlich dem absagen,
was aufhält und beschwert.
Welt, du bist uns zu klein!
Wir gehn durch Jesu Leiten
hin in die Ewigkeiten;
es soll nur Jesus sein!

Liedtext: Gerhard Tersteegen (1697-1769)
Melodie: „Zeuch ein zu deinen Toren“
Auch nach Choralbuch 17 (25):Aus meines Herzens Grunde

Weblinks und Verweise

Liedeintrag bei „Christliche Liederdatenbank“

Eingestellt am 16. Februar 2022