Psalm 103, 9

Er wird nicht immer hadern noch ewiglich Zorn halten. (Psalm 103, 9)

Er wird zuweilen hadern, sonst würde Er kein weiser Vater sein für solche arme, irrende Kinder, wie wir es sind. Sein Hadern ist sehr schmerzlich für die, welche wahrhaft sind, weil sie fühlen, wie sehr sie es verdienen, und wie unrecht es von ihnen ist, Ihn zu betrüben. Wir wissen, was dieses Hadern bedeutet, und wir beugen uns vor dem Herrn und trauern darüber, daß wir Ihm Anlaß geben, mit uns zu zürnen.

Aber was für einen Trost finden wir in diesen Zeilen! „Nicht immerdar“ will Er hadern. Wenn wir Buße tun und uns zu Ihm wenden mit einem Herzen, das gebrochen ist um der Sünde willen und ihr entsagt hat, wird Er sofort freundlich gegen uns sein. Es ist Ihm kein Vergnügen, denen, die Er von ganzem Herzen liebt, ein strenges Antlitz zu zeigen: es ist seine Freude, wenn unsre Freude voll ist.

Kommt, laßt uns sein Angesicht suchen. Es ist kein Grund da zum Verzweifeln, nicht einmal zum Verzagen. Laßt uns einen hadernden Gott lieben, und nicht lange, so werden wir singen: „Dein Zorn hat sich gewendet, und Du tröstest mich“ (Jesaja 12, 1).

Hebt euch hinweg, ihr düstern Ahnungen, ihr Raben der Seele! Kommt herein, ihr demütigen Hoffnungen und dankbaren Erinnerungen, ihr Tauben des Herzens! Er, der uns längst als Richter begnadigt hat, will uns wiederum als Vater vergeben, und wir sollen uns in seiner süßen, unveränderlichen Liebe freuen.

(Charles Haddon Spurgeon)

Quelle: Glaubensstimme – Psalm 103


Eingestellt am 2. Mai 2024