Karl Heinrich von Bogatzky oder Carl Heinrich von Bogatzky (* 7. September 1690 in Jankowe bei Militsch in Niederschlesien; † 15. Juni 1774 in Halle/Saale) war ein deutscher Erbauungsschriftsteller und Liederdichter des halleschen Pietismus.
Leben
Karl Heinrich von Bogatzky wurde 1690 auf dem seinem Vater gehörenden Gut Jankowe (auch Jantkawe, „Hansdorf“, genannt) „in der Militscher freyen Standesherrschaft“ als Sohn von Eva Eleonora von Kalckreuth († 1715) und ihrem Ehemann Johann Adam von Bogatzky († 1718), einem zunächst protestantischen österreichischen Oberstleutnant aus polnischem Adel, geboren und in der katholischen Kirche von Jankowe getauft.
Nachdem seine Mutter erfuhr, dass ihr Ehemann katholisch geworden sei, schickte sie den frommen Karl Heinrich zu einem protestantischen Verwandten namens von Brandenstein nach Sachsen. Karl Heinrich von Bogatzky wurde Page am herzoglichen Hof im sächsischen Weißenfels. Danach wurde er in Breslau Page bei dem Grafen Heinrich XXIV. von Reuß-Köstritz. Bogatzky nahm 1713 in Breslau ein Jurastudium auf. Im selben Jahr studierte er auch Jura und Theologie, unter anderem bei den Pietisten Johann Franz Buddeus und Stulte, an der Universität Jena. Bei einem Besuch 1714 bei August Hermann Francke in Halle drang Bogatzky zu einem lebendigen Glauben durch und entschloss sich am Grab seiner Mutter Eva Eleonore, geb. von Kalckreuth Ende 1715 gegen den Willen des Vaters zum Theologiestudium. Dieser brach 1716 den Kontakt zu seinem Sohn ab, für den er eine Offizierslaufbahn vorgesehen und bereits eine Stelle als Fähnrich in der österreichischen Kavallerie in seinem in Ungarn stationierten Regiment besorgt hatte.
Im Jahr 1715 setzte Bogatzky, finanziell unterstützt von Heinrich XXIV., zunächst sein Jurastudium in Halle fort und wechselte dann 1717 zur Theologie.
Bogatzky brach jedoch aus gesundheitlichen Gründen bereits 1718 sein Theologiestudium wieder ab und konnte demzufolge kein Predigtamt übernehmen. Er wirkte danach als privater Seelsorger und Erbauungsprediger, vornehmlich in adeligen Kreisen in Schlesien, Böhmen und Sachsen. Er hielt sich auch in Glaucha auf, wo er mit dem dortigen Grundherren Johann Friedrich von Kessel und dem Pfarrer Johann Mischke befreundet war und 1725 wohl als Lehrer im Waisenhaus bis zu dessen Schließung 1728 tätig war. 1726 heiratete er in Glaucha seine Cousine Barbara von Felß (* 1694), die unter seiner Predigt eine Bekehrung im Verständnis des halleschen Pietismus erfahren hatte. Mit ihr hatte Bogatzky zwei Söhne (1728 wurde Gotthilf und 1730 ein zweiter geboren), die nach dem Tod seiner Frau (1734 auf dem Gut der Gräfin Eleonore Charlotte Gfug in Manze) von Freunden (der zweite Sohn ab 1740 von dem Grafen Reuß-Köstritz) erzogen wurden. Er selbst hatte ab 1728 ein unstetes Wanderleben als geistlicher Berater protestantischer Adliger geführt (mit dem Peilauer Grafen Ernst Julius von Seidlitz war er befreundet), lebte nach dem Tod seiner Frau zunächst bei seiner Schwester in Breslau, dann am Hof des Grafen Reuß in Köstritz und ab 1740 als Kammerjunker des ebenfalls pietistisch geprägten Herzogs Christian Ernst von Sachsen-Saalfeld in Saalfeld. Nach dessen Tod erhielt der inzwischen völlig mittellose Bogatzky 1746 freie Wohnung vom Sohn Franckes im Waisenhaus in Halle, wo er weiterhin als Schriftsteller tätig war und am 15. Juni 1774 starb.
Schriften
Unter seinen Erbauungsschriften befindet sich das vielverbreitete Güldene Schatz-Kästlein der Kinder Gottes, das in erster Auflage 1718 in Bogatzkys Studienzeit erschien. Er gab zudem das bewegende Schreiben der evangelischen Anna von Reibnitz heraus, die wegen der drohenden Zwangskatholisierung ihrer Kinder 1703 aus Schlesien geflohen war.
Nicht minder bekannt wurden seine Geistlichen Gedichte (Halle 1749) und Lieder (Halle 1756), darunter: Wach‘ auf, du Geist der ersten Zeugen, das bis in die Gegenwart in evangelischen Gesangbüchern verortet ist (EKG 216, EG 241). Sein Lebenslauf, von ihm selbst beschrieben, erschien 1801 in Halle, hrsg. von Albert Knapp, in neuer Ausgabe Berlin 1872.
Literatur
- Friedrich Wilhelm Bautz: Karl Heinrich von Bogatzky. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 1, Bautz, Hamm 1975. 2., unveränderte Auflage Hamm 1990, ISBN 3-88309-013-1, Sp. 669–671.
- Dryander, Georg Müller: Bogatzky, Karl Heinrich. In: Realencyklopädie für protestantische Theologie und Kirche (RE). 3. Auflage. Band 3, Hinrichs, Leipzig 1897, S. 279–280.
- Paul Gabriel: Bogatzky, Karl Heinrich von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, ISBN 3-428-00183-4, S. 414 f. (Digitalisat).
- Paul Pressel: Bogatzky, Karl Heinrich von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 3, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 37–39.
- Karl Friedrich Ledderhose: Das Leben Carl Heinrich v. Bogatzky’s. K. Winter, Heidelberg 1846.
- Michael Sachs: Die Flucht der evangelischen Frau Anna Magdalena von Reibnitz (1664–~1745) mit ihren von der Zwangskatholisierung bedrohten fünf Kindern aus Schlesien im Jahre 1703 – ein Stimmungsbild aus dem Zeitalter der Gegenreformation und des Pietismus. In: Medizinhistorische Mitteilungen. Zeitschrift für Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung. Band 34, 2015 (2016), S. 221–263, hier: S. 233 f.
Weblinks
- Literatur von und über Karl Heinrich von Bogatzky im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Karl Heinrich von Bogatzky in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Texte von Karl Heinrich von Bogatzky in der Glaubensstimme
- Karl Heinrich von Bogatzky. In: Ostdeutsche Biografie (Kulturportal West-Ost)
Betrachtungen
Der Hohe Artikel von der Rechtfertigung Eines armen Sünders vor Gott