Offenbarung 22, 12

Siehe, ich komme bald und mein Lohn mit mir, zu geben einem jeglichen, wie seine Werke sein werden. (Offenbarung 22, 12)

Das letzte Gebet der Bibel ist ein Adventsgebet. Für drei ganz bestimmte Fälle ist es besonders geeignet. Zunächst für das Sterbebett eines Jüngers Jesu. – Da liegt ein sterbender Pilger in Atemnot und großem Elend. Er hat sein Lebenswerk getan und möchte nur noch seinem Heiland stillehalten. Der tut die letzten Meißelschläge, damit sein Kind ein rechter Baustein werde am Tempel des lebendigen Gottes. Und aus der Tiefe der Leidensnot dringt das Gebet zum Heiland: „Komm, Herr Jesu, komme bald!“ Das ganze Leben hindurch hat er treu gebetet. Jetzt ist sein letztes Stündlein gekommen. Was sollte er zuletzt anders tun, als beten: Amen, ja komm Herr Jesu!

Das ist seine letzte Bitte, und diese Bitte wird erhört. – Sie ist auch die richtige Bitte für die letzte Trübsalszeit der Gemeinde Jesu. Die Schrift sagt uns, daß in der letzten Zeit Trübsale hereinbrechen werden, wie nie zuvor. Der Haß der Welt und die Macht des Antichristen wird eine solche Drangsal heraufbeschwören, daß jedermann erkennt: Hier kann nur Jesus selbst mit seiner Allgewalt helfen. Und alle Gebete verdichten sich zu einer einzigen Bitte, die in einem einzigen Wort zum Himmel schreit: Komm! Und der es hört, antwortet: Ja, ich komme bald! Und die Gemeinde ruft als letztes Gebet: „Amen, ja komm, Herr Jesus!“ – Doch auch die in Sündennot befindliche Seele darf sich diese Bitte aneignen. Sie spürt es ganz deutlich, ihr kann niemand anderes helfen, als Jesus allein. Darum darf sie mit dem Geist und der Braut, wie Offenbarung 22 es sagt, laut rufen: „Amen, ja komm Herr Jesus!“ Komm auch zu mir, wie du zu Zachäus kamst, und wie du zu Emmaus eingingest. Bleibe nicht fern, komme bald. – Laßt uns dies Adventsgebet auch mit in unser Gebetskämmerlein nehmen und treulich rufen: Amen, ja komm Herr Jesu!

(Alfred Christlieb)

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Wie viele werden wohl hier sein, die das von Herzen glauben, was ich bisher gesagt habe? Und wie viele unter denen, die es glauben, werden vielleicht in ihrem Inwendigen denken: Ach, das kann noch lange anstehen; ich will indessen in den Weinberg gehen; ich will indessen kochen und waschen und andere häusliche Arbeiten verrichten, schlafen, essen und trinken, da und dort hingehen, genießen, was zu genießen ist; es ist heute noch nicht gerade aller Tage Abend. Lieber Mensch! Höre doch, was der Apostel sagt: »Es ist nahe gekommen das Ende aller Dinge.« Dies sagte er vor achtzehnhundert Jahren, wie viel näher muß es uns jetzt sein! Der Apostel Petrus wußte so wenig als wir, welche Stunde der Vater seiner Macht vorbehalten habe. Aber das hat er gewußt, daß der Herr vor der Tür stehe und jeden Augenblick kommen könne; das hat er gewußt, was wir auch wissen, daß des Herrn Tag kommen wird wie ein Dieb in der Nacht, daß er gerade dann erscheinen wird, wenn jedermann spricht: »Es ist Friede und hat keine Gefahr«, wenn sie es machen wie zu der Zeit Noahs, wo sie in der tiefsten Sicherheit begraben lagen und aßen und tranken, und freieten und ließen sich freien, und scherzten und lachten und spielten, und dachten nicht an das Ende und an die Drohungen des Predigers der Gerechtigkeit, und machten es eben so, wie man es in unsern Tagen im Großen und Kleinen auch macht. Der Apostel Johannes ruft in seinem Briefe aus: »Kinder, es ist die letzte Stunde.« Es ist dies zwar eine lange Stunde; aber eine Stunde ist eine Zeit, und eine Zeit läuft zu Ende, und es ist gegenwärtig die letzte Zeit in der großen Weltuhr. Denn zwischen der Himmelfahrt Christi und zwischen der zweiten Erscheinung des Heilands liegt nichts mitten inne, was man einen Zeitlauf nach göttlichem Maßstabe nennen könnte. Es ist das die Zeit des Neuen Bundes, die Zeit des Kreuzreichs, die Zeit der Bekehrung der Sünder, die Zeit, in der man noch Buße tun und seine Seligkeit schaffen kann mit Furcht und Zittern. Wann aber diese Stunde abgelaufen ist, so kommt der Herr, und mit ihm das Ende aller Dinge. Darum siehe zu, daß du von des Herrn Tag nicht übereilt werdest in der Sünde; siehe zu, daß das Ende aller Dinge nicht herbeikomme, während du dich in dieselben vertieft hast; siehe zu, daß dir deine Freude, dein Schatz, dein Gut nicht unter den Händen verbrenne und dich selbst mit ins Verderben reiße.

(Ludwig Hofacker)

Herr, laß mich von den Fünfen sein,
die sich auf deine Zukunft freun
und helle Lampen tragen!
Gieß Glauben, Hoffnung, Liebe zu!
Das allerschönste Licht bist du,
davor die Nacht muß tagen.
Eile, heile und erneue
deine treue wache Seele,
daß sie alle Stunden zähle!

Ihr Törichten, schlaft immerhin!
Was ists, daß ihr vergesset ihn
und euer Licht nicht scheinet?
Drum klopft ihr bald vergebens an.
Und euch wird nimmer aufgetan,
obschon ihr klagt und weinet.
Klaget, fraget doch beizeiten,
eh sich scheiden Nacht und Morgen!
Nur auf ihn lenkt eure Sorgen!

Weblinks und Verweise:

Susanna und Stefan Weiler: Dieser Bibelvers, für Kinder erklärt.

Bibeltext: Luther 1912 (bibeltext.com)

Eingestellt am 3. Januar 2022 – Letzte Überarbeitung am 14. Juni 2022