Brief an einen Bekannten (Fritz Binde)

Gott wird nicht aus der Natur wirklich erkannt, sonst müßte er ja allbekannt sein, sondern nur aus seiner Selbstoffenbarung in der Heiligen Schrift. Deshalb ist der Fluch des Unglaubens, der die Heilige Schrift als Quelle der Gotteserkenntnis ablehnt, Ungewißheit über Gott. Jesus lernte Gott nicht aus der Natur kennen, sondern berief sich auf Schritt und Tritt auf die „Schrift“, und erst vom Schriftstandpunkt aus wurde ihm die Natur zum Gleichnis. Aus menschlicher Liebe und Freundschaft wird Gott ebenfalls nicht erkannt, denn alle Tugenden der Menschen sind wohl echt menschlich, aber noch lange nicht göttlich. Vielmehr ist die Bibel ein einziger Protest Gottes gegen allen menschlichen Tugendstolz. Nur die Heilige Schrift zeigt uns den Menschen, wie er in Wahrheit ist. Alle menschlichen Tugendspiegel lügen. Der Mensch ist mit all seiner vermeintlichen Liebe und Freundschaft und Religiosität nichts als ein verlorener Übertreter der Gesetze Gottes, dem die Heilige Schrift den Mund stopft.

Das Heidentum vermenschlicht Gott und vergottet den Menschen; die Bibel tut das nie, wenngleich es dem Unglauben oft so scheint, besonders im Alten Testament. Das ist eben nur orientalische Bildersprache. So sinken alle Ihre Einwände gegen das biblische Christentum dahin und beweisen nur, daß Sie nach 1. Korinther 2, 14 als unwiedergeborener, natürlicher Mensch die Heilige Schrift eben gar nicht zu begreifen vermögen. Denn der natürliche Mensch vernimmt nichts vom Geiste, er kann’s nicht begreifen, es ist ihm eine Torheit. Und Jesus sagt: „Den Weisen und Verständigen hast du es verborgen, aber den Einfältigen und Unmündigen hast du es offenbart…“„

(Fritz Binde)

Quelle: Glaubensstimme – Die Archive der Väter

Schriftstellen

Der natürliche Mensch aber vernimmt nichts vom Geist Gottes; es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen; denn es muß geistlich gerichtet sein. (1. Kor. 2, 14)

Zu der Zeit antwortete Jesus und sprach: Ich preise dich, Vater und HERR Himmels und der Erde, daß du solches den Weisen und Klugen verborgen hast und hast es den Unmündigen offenbart. (Matth. 11, 25)

Bibelverse: Luther 1912 (bibeltext.com)

Eingestellt am 18. Juni 2022