Offenbarung 1, 9-20: Der himmlische Herr erscheint dem Apostel

Zweite Bibelstunde

Kapitel 1, 9-20.

9 Ich, Johannes, der auch euer Bruder und Mitgenosse an der Trübsal ist und am Reich und an der Geduld Jesu Christi, war auf der Insel, die da heißt Patmos, um des Wortes Gottes willen und des Zeugnisses Jesu Christi.
10 Ich war im Geist an des HERRN Tag und hörte hinter mir eine große Stimme wie einer Posaune,
11 die sprach: Ich bin das A und das O, der Erste und der Letzte; und was du siehst, das schreibe in ein Buch und sende es zu den Gemeinden in Asien: gen Ephesus und gen Smyrna und gen Pergamus und gen Thyatira und gen Sardes und gen Philadelphia und gen Laodizea.

12 Und ich wandte mich um, zu sehen nach der Stimme, die mit mir redete. Und als ich mich umwandte sah ich sieben goldene Leuchter
13 und mitten unter den sieben Leuchtern einen, der war eines Menschen Sohne gleich, der war angetan mit einem langen Gewand und begürtet um die Brust mit einem goldenen Gürtel. Daniel 7,13, Offenbarung 2,1  

14 Sein Haupt aber und sein Haar war weiß wie weiße Wolle, wie der Schnee, und seine Augen wie eine Feuerflamme Daniel 7,9, Offenbarung 2,18, Offenbarung 19,12  
15 und seine Füße gleichwie Messing, das im Ofen glüht, und seine Stimme wie großes Wasserrauschen;
16 und er hatte sieben Sterne in seiner rechten Hand, und aus seinem Munde ging ein scharfes, zweischneidiges Schwert, und sein Angesicht leuchtete wie die helle Sonne.
17 Und als ich ihn sah, fiel ich zu seinen Füßen wie ein Toter; und er legte seine rechte Hand auf mich und sprach zu mir: Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte Daniel 8, 18  
18 und der Lebendige; ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel der Hölle und des Todes.
19 Schreibe, was du gesehen hast, und was da ist, und was geschehen soll darnach.

20 Das Geheimnis der sieben Sterne, die du gesehen hast in meiner rechten Hand, und die sieben goldenen Leuchter: die sieben Sterne sind Engel der sieben Gemeinden; und die sieben Leuchter, die du gesehen hast, sind sieben Gemeinden.

Johannes schaut Jesum und hört ihn reden. Wir wollen zuschauen und zuhören. Der Apostel will uns Anteil geben an dem was er in jener Stunde erlebt hat. Darum schreibt er:

„Ich, Johannes, der euer Bruder ist“.

Er schreibt es ja zunächst an die sieben Gemeinden und an ihre Vorsteher, aber wir wagen es auf die versöhnende Gnade Jesu Christi, mit den hohen Aposteln und mit den Christgläubigen aller Zeiten uns zusammenzuschließen als eine Gottesfamilie. Wir sind auch eingeladen zu der verborgenen Schar derer, von denen gilt:

Sie sind einander nicht all‘ bekannt,
und dennoch sind sie sich nah verwandt:
e i n e r  ist ihr Heiland,
ihr Vater  e i n e r,
e i n  Geist regiert sie,
und ihrer  k e i n e r
lebt mehr sich selbst.

Geschwistern ist Hab und Gut, Erleben und Ergehen gemeinsam. “In Jesu”, in der Lebensgemeinschaft mit ihm, die dem Glauben täglich geschenkt wird und im Gehorsam sich täglich betätigt, werden sie untereinander verbunden durch “die Trübsal und das Reich und die Geduld”.  Aus der Trübsal heraus ist die Offenbarung geboren, niedergeschrieben für die Christenheit, die in der Welt Trübsal hatte, hat und haben wird, bis die letzte große Trübsal überstanden ist und der König denen, die in Geduld ausgeharrt haben, das Reich der Herrlichkeit bescheiden wird.

Auf der Insel Patmos südwestlich von Ephesus nahe der kleinasiatischen Küste hat Johannes die Offenbarung geschaut. Es war für ihn ein Ort der Trübsal. Er war dahin gekommen um des Wortes Gottes und um des Zeugnisses von Jesu willen. Es ist kein Grund vorhanden, der Überlieferung zu mißtrauen, die besagt, der Apostel sei ums Jahr 95 vom Kaiser Domitian verbannt, von seinem Nachfolger Nerva aber im Jahr 96 wieder freigelassen worden. Der Apostel Beruf war, in alle Welt hinauszugehen mit dem Wort Gottes und Zeugnis Jesu – und Gott lässt es geschehen, daß der Apostel, dessen Obhut zu allem auch für die jungen Christengemeinden Kleinasiens unentbehrlich schien, auf einem öden, menschenarmen Eiland gefangen gehalten wird. Das war ein Umweg, und doch ordnet es Gott so, daß aus dieser Weltabgeschlossenheit und von dieser Stätte der Trübsal das Zeugnis der Hoffnung, das bis ans Ende der Dinge hinausführt, der ganzen Christenheit geschenkt wird.

Es war ein Sonntag. Schon seit Jahrzehnten – das zeigt der im Jahr 58 n.Chr. geschriebene erste Korintherbrief (16, 2) – war dieser Tag den Christen ein heiliger Tag und heißt ihnen als der Tag der Auferstehung Jesu „des Herrn Tag“. Johannes muß einsam in der Ferne weilen am Tag des Herrn, in dessen Abendstunden die Christenhäuflein hin und her zur heiligen Feier des Gebets, des Worts und des Abendmahls sich zusammenfanden. Aber er ist nicht allein: der Herr selbst kommt zu dem einsamen Knecht.

„Ich war im Geist“. Wir vermessen uns nicht, in das Wunder einzudringen, durch das Johannes zu seinem Prophentendienst ausgerüstet worden ist. Von ferne aber möchten wir es uns doch anschaulich machen, so gut wir können. Wir hören von Paulus (2. Kor. 12), daß er in die himmlischen Wohnungen Gottes entrückt worden sei. Wie das? Paulus selbst durchschaute das Wunder nicht. „Ob er im Leibe oder außer dem Leibe gewesen ist“, weiß er selbst nicht, sondern überläßt es seinem Gott. Jedenfalls ist sein Geist nicht mehr offen gewesen für die natürliche, sichtbare Umgebung, sondern das Irdische entschwand der Wahrnehmung, dem Denken und Empfinden, und an seine Stelle trat Überirdisches. So war es, als Jesaja zu seinem Prophetenamt berufen und geweiht wurde, Jesaja 6. Er sah nicht mehr die Dinge um sich her, sondern ganz anderes: Jehova in seinem himmlischen Tempel thronend, umgeben von Seraphim, und sich selbst sah der Prophet in dieses Tempelhaus versetzt, in welchem vom Altar himmlischer Weihrauch aufsteigt. Das ist lehrreich. Obgleich der Prophet dem irdischen Gesichtskreis entrückt ist, schaut er das Überirdische doch in den Bildern, die seinem irdischen Anschauungskreis entnommen sind:

Gottes unsichtbare Wohnung gleicht dem Tempel zu Jerusalem, und Jehova selbst, den doch kein Ort noch Raum fassen kann, sitzt einem Könige gleich auf prächtigem Throne mit einem Herrlichkeitsgewande angetan.  Es ist uns Erdenbürgern versagt, anders als durch von der Erde entlehnte Bilder vom Überirdischen uns irgendeine Vorstellung zu machen. Wir sehen nicht „von Angesicht zu Angesicht“ (1. Kor. 13, 12), und wenn das, was droben im Himmel ist, nicht unausgesprochen und „unaussprechlich“ für uns bleiben soll (2. Kor. 12, 4), so muß es in unzureichende, menschliche Worte und Bilder umgesetzt werden. So, in irdischen Bildern geschaut und doch voll überirdischer Bedeutung, ist das, was Johannes in seinem Buch voll Zeichen- und Bildersprache niedergelegt hat für die Gemeinde Christi. –

Ungeahnt und plötzlich ertönt hinter ihm eine gewaltige Stimme, einer Posaune vergleichbar. Es ist die Stimme Jesu, die einst über alle Welt hintönen soll und deren Ruf Johannes aller Welt zu verkündigen hat. Sie befiehlt ihm: „Schreib in ein Buch, was du siehst“. Nicht, als ob er jetzt in diesem Augenblick Buch und Feder zur Hand nehmen sollte. Wir haben gewiß den Seher, solange er „Im Geist“ ist, dem Leibe nach ruhend zu denken. Aber derselbe, der ihm die Gesichte zu schauen gab, hat gewiß sich seiner auch wirksam angenommen, als er in seinem Auftrag sie später niederschrieb. Senden soll er sein Buch den 7 Gemeinden, denen es zunächst und ausdrücklich zugedacht ist. Sie brauchen das Wort des Buches gerade in ihrer Gegenwart. Die 7 Gemeinden werden in der Reihenfolge aufgezählt, daß  E p h e s u s,  die Provinzhauptstadt, zugleich die von Patmos aus nächstgelegene Gemeinde, den Anfang macht.

Dann geht es nordwärts der Küste entlang nach  S m y r n a  und  P e r g a m u s,  von da südwärts  und zugleich landeinwärts  nach  T h y a t i r a  und  S a r d e s, und den Schluß machen die zwei am weitesten südlich liegenden Städte  P h i l a d e l p h i a  und L a o d i  z e a.  Warum 7 Gemeinden, und warum gerade diese 7 und warum in dieser Reihenfolge?

Die Reihenfolge ergibt sich aus ihrer geographischen Lage; warum aber diese 7 Gemeinden aus allen kleinasiatischen ausgewählt sind, das zu erklären, reicht unsere Kenntnis ihrer Geschichte nicht zu. Ohne Zweifel hatten gerade diese Gemeinden nach ihrem inneren Stand und ihrer äußeren Lage das Buch damals in besonderer Weise nötig. Und damit streitet nicht, daß die Siebenzahl allen Lesern und der ganzen Gemeinde außerdem einen besonderen Fingerzeig gibt: die Zahl 7 deutet auf das Ganze, nach Gottes Plan in sich Abgeschlossene. Was jenen ersten 7 Gemeinden nottat, das braucht die ganze Gemeinde Christi aller Orten und aller Zeiten: „Selig, der da liest und die da hören die Worte der Weissagung und sie bewahren!“ (1, 3)

Erschüttert wendet sich Johannes nach der Stimme um, die wie ein gewaltiger Posaunenton an sein Ohr dringt. Und nun schaut er noch Überwältigenderes:  7 goldene Leuchter und in ihrer Mitte eine menschenähnliche und doch einer höheren Welt angehörende Gestalt. Auf ihr bleibt sein Auge haften. Zuerst ihre Kleidung: ein auf die Füße herabwallender Talar, wie Fürsten und Priester ihn trugen. Das Gewand ist durch einen Gürtel zusammengehalten, der um die Brust gelegt ist. Daniel 10,5 ist der himmlische Bote um die Lenden gegürtet, wie man es unterwegs ist; aber der priesterliche König in unserer Stelle will nicht als auf dem Weg oder in der Arbeit befindlich, sondern in majestätischer Ruhe zwischen den Leuchtern stehend und sich bewegend gedacht werden.

Nun die Person selbst: Alles, was von seinem Leibe sichtbar wird, leuchtet in hellem Glanz, das Haupt vom weißesten Licht des Haares umrahmt, in reinster, heiligster Helle erstrahlend, die Augen wie Feuer, für alles unreine Wesen vernichtend, wo es ihr Blick trifft; die Füße wie Golderz, das im Ofen glüht: sie verzehren, wo sie hintreten, alles, was nicht feuerbeständig ist. Und seine Stimme wie das Rauschen vieler Wasser; sie klang, als sie den Seher anrief, einer Posaune gleich, sie wird einst wie scharfer Posaunenton die Welt erwecken, aber sie braust durch die Weltgeschichte hin, wie Wassersturz, wie das Wogen des Meeres. – Dieser furchtbar Herrliche und Mächtige hält in  seiner rechten Hand 7 Sterne: Sie sind sein Eigentum, sie sind ihm teuer und wert und sie ruhen in seinem Schutze. Aber zugleich ist er der Richtende sowohl über die Welt als über seine Gemeinde: ein zweischneidiges scharfes Schwert geht aus seinem Mund, das will sagen: sein Wort übt Gericht auf Erden, und bei diesem Herrn ist es nicht zweierlei, einen Richterspruch fällen und ihn dann vollstrecken; der Spruch vollstreckt sich von selbst, sein Wort ist zugleich sein Schwert, und „die ganze Erscheinung war wie die Sonne strahlt in ihrer Macht“, wenn sie von keiner Wolke verdeckt, durch keinen Nebel verhüllt am Himmel steht, alles mit ihrem Lichte erfüllend.

Das erste der vielen „Bilder“ und „Zeichen“, das die Offenbarung vor unser Auge hinstellt, ist also das Bild des verklärten Gottes- und Menschensohns. Gewiß nicht, daß er so aussähe mit dem Auge der Himmlischen geschaut, sondern so erscheint er dem Erdensohne Johannes, und er erscheint ihm in einer Gestalt, die dem entspricht, was er jetzt gerade seinem Knecht und durch ihn den 7 Gemeinden zu sagen hat. Nachher erscheint er unter der Gestalt eines Lammes (Kap. 5) und dann wieder als Reiter hoch zu Roß (19, 11): ganz wie es der Lage, für die er abgebildet ist, jedesmal entspricht. Auch der Auferstandene, solange er noch auf Erden weilte, war den menschlichen Augen nur sichtbar, wenn er wollte und in der Gestalt, in welcher er wollte: das eine Mal einem Gärtner, das andere Mal einem Wanderer gleichend, wieder ein anderes Mal mit den Nägelmalen. Man kann überhaupt nicht fragen: wie sieht Gott, Christus, wie sehen die Engel oder die Seligen oder der Himmel oder die Hölle aus, sondern: wie werden sie uns nach Gottes Ordnung und Willen abgebildet oder versichtbart? Und wenn wir nun das Bild, das hier von Jesus gezeichnet ist, uns im Geist festlegen oder gar mit Stift und Farben nachzeichnen wollten, würden wir erkennen: auch hierin sind wir auf einem Irrweg.

Das Buch der Offenbarung malt uns die einzelnen Züge und Stücke der Bilder nicht dazu, daß wir dieselben zu einer Gesamtgestalt zusammenfügen und so ein einheitlich vorstellbares Bild gewönnen. Am ehesten ginge das noch bei diesem ersten Bilde des Buchs. Aber wer möchte doch auch hier schon eine Menschengestalt mit flüssig glühenden Füßen, feuerstrahlenden Augen und einem Mund, aus dem ein Schwert ragt, vor sich hinstellen, um sie zu betrachten; vollends aber eine Lammesgestalt mit 7 Hörnern und 7 Augen (Offb. 5, 6) oder gar ein Tier mit 7 Köpfen, 10 Hörnern und 10 Kronen, dem Bären oder Löwen oder Parder gleichend, je nachdem man einen Körperteil ansieht? (13, 2)? Es führt irre, wenn wir aus dem bunten Vielerlei  e i n  Ganzes zusammensetzen wollten. Der Seher richtet sein Auge und will unser Auge richten  auf den jenigen Zug und auf dasjenige Stück, das er gerade jetzt uns zeichnet; dann tritt ein neues Stück hervor, das einen neuen, andern geistigen Zug am Wesen des Geschilderten versinnbildlicht, und dann wohl noch ein anderes oder noch mehrere solche neue Stücke und Züge. Diese einzelnen bildlichen Stücke betrachtend sollen wir erwägen und festhalten, was sie sachlich bedeuten und besagen wollen; nicht aber dürfen wir sie wie Stücke eines Mosaiks zusammensetzen und so völlig unvorstellbare Phantasiegestalten uns selber zusammenzeichnen, die der Seher   n i  c h t  so geschaut hat, weil für sein Auge Zug um Zug hervortrat und zurücktrat, wenn ein neuer weiterer Zug sich ihm an dessen Stelle schob. –

Der Anblick der Gestalt in ihrer furchtbaren Herrlichkeit wirft den Seher zu Boden in tödlichem Schreck; hilflos, regungslos, erstarrt liegt er da. Aber nun erlebt er die wunderherrliche Liebe des Herrn. Dieser legt die rechte Hand auf ihn, wie Johannes ihn auf Erden es so manchmal hat tun sehen bei Schwachen und Kranken; und er hört die Worte, die ihm auch so wohlbekannt klingen: „Fürchte dich nicht, ich bin`s!“  Der, an dessen Brust er einst gelegen, der, dessen Bild ihn von der Jugend bis ins hohe Greisenalter begleitet hatte, steht neben ihm; nun weiß er’s und die Furcht ist weg.*)

*) Es ist wohl nicht überflüssig zu bemerken, daß die Worte V. 11: „Ich bin das A und das O, der Erste und der Letzte“, wie die ältesten Handschriften zeigen, eine Zutat zum Text sind,. Erst V. 17f. sagt die Erscheinung, wer sie sei.

Und der ihm so vertraute Freund und Meister steht vor ihm als der, der das Leben in sich hat und gibt, wem er will, dem Vater gleich an Macht und Leben und Ewigkeit. In diese seine Gottesherrlichkeit und Gottesmacht ist aber aufgenommen und eingeschlossen, was er durch sein irdisches Werk erlangt hat. Er hat den Tod auf sich genommen – Johannes hat es selbst miterlebt – und er hat nun die Schlüssel des Todes und des Totenreiches. Er tut, was er verheißen hat: „Wer an mich glaubt, wird leben, ob er gleich stürbe“; diese kommen nicht ins Totenland, sondern ins Land des Lebens, ins Vaterhaus (Joh. 5, 24: 9, 51f; 11, 25); die andern aber übergibt er dem Todeszustand, darin sie warten, bis einst auch der „Hades“, d.h. das Totenreich (20, 13) seine Toten bis zur letzten Entscheidung wiedergibt.

Leben und Tod sind in seiner Hand. Als Lichtquellen und Lebensbrunnen hat er mitten in der Welt, die die Todesschatten decken, hin und her seine Gemeinden erweckt, goldenen Leuchtern vergleichbar, von denen aus sein Licht in die Finsternis leuchtet und zum Lichte des Lebens einlädt. In den Gemeinden stehen als Botschafter an Christi Statt „Engel“, wie das griechische Wort lautet, „Boten“, wie wir es wohl übersetzen dürfen, die ähnlich den Propheten und Lehrern des alten Bundes „den Sternen gleich“ (Daniel 12, 3) dem Volke des Herrn Weg und Richtung durchs Dunkel weisen sollen, als ihre Lehrer, Leiter und Vorsteher.

Dan. 12,3: Die Lehrer aber werden leuchten wie des Himmels Glanz, und die, so viele zur Gerechtigkeit weisen, wie die Sterne immer und ewiglich.

Lichtpunkte, Sterne sollen sie sein, damit sich an ihnen in der Nacht der Erde, der Sünde und des Todes die zurechtfinden, die nach oben schauen. „Lasset euer Licht leuchten“, rufen ihnen die 7 Sendschreiben (Kap. 2 und 3) zu; die Lichtquelle aber auch für sie ist der Herr selbst, dessen Gnade und Wahrheit über allem leuchten will „wie die Sonne in ihrer Macht“ (Richter 5, 31).

Richter 5, 31: Die ihn aber liebhaben, müssen sein, wie die Sonne aufgeht in ihrer Macht!

Er ist das Licht der Welt, das nicht erlöschen wird. Er wird sich auf Erden allzeit seine christliche Gemeinde erhalten, bis daß er kommt. Er hat sie sich gegründet und hält sie im Bau, daß auch Tod und Totenreich ihr nichts anhaben können (Matth. 16, 18). Auf ihn steht unser Glauben und Hoffen, er halte uns im Licht der Wahrheit und durch das Band der Liebe mit sich und untereinander verbunden:

Er das Haupt, wir seine Glieder,
Er das Licht und wir der Schein,
Er der Meister, wir die Brüder,
Er ist unser, wir sind sein!

Quelle:

Christian Römer, weil. Prälat und Stiftsprediger zu Stuttgart: Die Offenbarung des Johannes, in Bibelstunden erläutert (Verlag von D. Gundert, Stuttgart 1916)

Bild: Eingang der „Cave of the Apocalypse“, Patmos

Betrachtung zu den Versen 17 und 18, von Elias Schrenk:

Johannes, der grau gewordene Jünger der Liebe, schaut auf Patmos Jesus als den Herrn der Herrlichkeit. Wie ein Toter sinkt er zu seinen Füßen. Wie wird es einst seinen Feinden
gehen, wenn der Menschensohn wiederkommen wird in der Herrlichkeit, in der Johannes ihn schaute! Da wird alle Frechheit und aller Spott ein Ende haben. Wie vernichtet
werden sie hinsinken vor seinen Augen, die sind wie Feuerflammen. Wohl allen, die in dieser Gnadenzeit Freunde Jesu werden und ihn einst sehen dürfen mit Freuden! Der Herr tröstet Johannes, indem er sich ihm darstellt als den Ersten und den Letzten und den Lebendigen. In diesen drei Namen liegt lauter Majestät. Sie sind wie ein Lebensstrom
für den Glauben. Der Herr ist der Erste, als das ewige Wort. Er war da vor allem Geschaffenen als der Grund aller Kreatur. Mag die Entwicklung der durch ihn geschaffenen Engel und Menschen sein wie sie will, Christus ist und bleibt der Erste ihnen gegenüber. Das darf der Glaube nicht vergessen. Auch als der verklärte Menschensohn ist er der Erste; der Erste, der alle Macht der Finsternis überwunden hat; der Erste als Durchbrecher für alle, die ihm im Glauben nachfolgen.

Wie er der Erste ist, so ist er der Letzte, das Endziel alles Geschaffenen. Alles soll in ihm seine Befriedigung, seine Vollendung finden. Er ist der Lebendige. Die Fülle göttlichen
Lebens wohnt in ihm leibhaftig. Was ist denn alles, was durch des Teufels und der Menschen Fall in die Welt gekommen ist? Nur Tod. Und alle Todeswogen müssen sich
brechen an dem Lebendigen, dem Felsen der Ewigkeit. Diese Majestät, der Erste und der Letzte und der Lebendige war eine Weile tot, aber nur, um dem Tode die Macht zu
nehmen. Er ist nicht nur für sich dem Tode entronnen, sondern hat in seiner siegreichen Auferstehung die Schlüssel zur Hölle und des Todes mit sich genommen, hinauf auf den
Thron. Tod und Hölle mögen sich noch eine Weile wehren, es ist umsonst:

Jesus Christus ist Sieger.

Mache dich auf, gläubige Seele! Dieser Mann ist dein Helfer!

Ich beuge mich vor Deiner Majestät, Herr Jesus Christus!
Zu Deinen Füßen lege ich meinen Unglauben und meine Verzagtheit nieder
und will glauben für mich und Deine ganze Reichssache,
denn Du lebst von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

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Bildquellen:

Ephesus: falco (pixabay.com/de), Pixabay License

Sieben Gemeinden: Wikimedia Commons (Public Domain)

Icon mosaic of St John the Theologian over the entrance to the Cave of the Apocalypse, Patmos: Wikimedia Commons (simonjenkins' photos [CC BY-SA 2.0])