Psalmlied (Psalm 124)
1) Wo Gott der Herr nicht bei uns hält,
wenn uns’re Feinde toben,
und er uns’rer Sach‘ nicht zufällt
im Himmel hoch dort oben;
wo er Israels Schutz nicht ist
und selber bricht der Feinde List:
So ist’s mit uns verloren.
2) Was Menschenkraft und -witz anfäh’t,
soll uns billig nicht schrecken;
er sitzet an der höchsten Stätt‘,
der wird ihr’n Rat aufdecken.
Wenn sie’s auf Klügste greifen an,
so geht doch Gott ein and’re Bahn;
es steht in seinen Händen.
3) Sie wüten fast und fahren her,
als wollten sie uns fressen,
zu würgen steht all‘ ihr Begehr,
Gott ist bei ihn’n vergessen.
Wie Meereswellen einhergehn
nach Leib und Leben sie uns stehn,
des wird sich Gott erbarmen.
4) Sie stellen uns wie Ketzern nach,
nach unserm Blut sie trachten;
noch rühmen sie sich Christen auch,
die Gott allein groß achten.
Ach Gott, der teure Name dein
muß ihrer Schalkheit Deckel sein,
du wirst einmal aufwachen.
5) Aufsperren sie den Rachen weit,
und wollen uns verschlingen,
Lob und Dank sei Gott allezeit,
es wird ihn’n nicht gelingen.
Er wird ihr’n Strick zerreißen gar,
und stürzen ihre falsche Lahr‘,
sie werden’s Gott nicht wehren.
6) Ach Herr Gott! wie reich tröstest du,
die gänzlich sind verlassen!
Die Gnadentür steht nimmer zu,
Vernunft kann das nicht fassen.
Sie spricht: Es ist nun All’s verlor’n,
da doch das Kreuz hat neu gebor’n,
die deiner Hülfe warten.
7) Die Feind‘ sind all‘ in deiner Hand,
dazu all‘ ihr Gedanken;
ihr‘ Anschläg‘ sind dir wohl bekannt;
hilf nur, daß wir nicht wanken.
Vernunft wider den Glauben ficht,
aufs Künft’ge will sie trauen nicht,
da du wirst selber trösten.
8) Den Himmel und den Kreis der Erd’n
hast du, Herr Gott! gegründet;
dein Licht laß hier uns helle werd’n,
das Herz laß sein entzündet,
in rechter Lieb, im Glauben rein
bis an das End beständig sein;
die Welt laß immer murren.
Liedtext: Justus Jonas (1493-1555)
Melodie: Wittenberg, 1529
Bei Klug, 1535
Obige Liedfassung folgt: Lied Nr. 250 (Evangelisch-Lutherisches Gesangbuch von Wisconsin und anderen Staaten, publ. Georg Brumder, Milwaukee/Wisc. 1872). EG 297 hat 4 Strophen von Justus Jonas und 2 Verse von Martin Luther zu einem Lied mit 6 Strophen zusammengestellt.
Psalm 124
Ein Loblied im höhern Chor.
Wo der HERR nicht bei uns wäre, so sage Israel,
wo der HERR nicht bei uns wäre,
wenn die Menschen sich wider uns setzen:
so verschlängen sie uns lebendig,
wenn ihr Zorn über uns ergrimmte;
so ersäufte uns Wasser,
Ströme gingen über unsre Seele;
es gingen Wasser allzu hoch über unsre Seele.
Gelobet sei der HERR,
daß er uns nicht gibt zum Raub in ihre Zähne!
Unsre Seele ist entronnen
wie ein Vogel dem Stricke des Voglers;
der Strick ist zerrissen, wir sind los.
Unsre Hilfe steht im Namen des HERRN,
der Himmel und Erde gemacht hat.
Weblinks und Verweise:
Lied Nr. 57: Kirchenlieder als Anhang zum Gesangbuch für die Evangelische Kirche in Württemberg, herausgegeben von Landeskirchenmusikwart Wilhelm Gohl mit Genehmigung des evangelischen Orberkirchenrats. Verlag Gustav Stürner, Waiblingen 1936.