1) Von dir, o Vater, nimmt mein Herz
Glück, Unglück, Freuden oder Schmerz,
von dir, der nichts als lieben kann,
vertrauensvoll und dankbar an.
2) Nur du, der du allweise bist,
nur du weißt, was mir heilsam ist;
nur du siehst, was mir jedes Leid
für Heil bringt in der Ewigkeit.
3) Die kurze oder längre Pein
kann nie umsonst erduldet sein;
der bittern Wurzel Frucht ist süß,
und einst quillt Licht aus Finsternis.
4) Ist alles dunkel um mich her,
die Seele müd und freudenleer,
bist du doch meine Zuversicht,
bist in der Nacht, o Gott, mein Licht.
5) Verzage, Herz, verzage nie!
Gott legt die Last auf; Gott kennt sie;
er weiß den Kummer, der dich quält;
und geben kann er, was dir fehlt.
6) Wie oft, Herr, weint‘ ich, und wie oft
half deine Hand mir unverhofft!
Oft jammert‘ ich untröstlich heut,
und morgen schon ward ich erfreut.
7) Oft sah ich keinen Ausgang mehr;
dann weint‘ ich laut und klagte sehr:
„Wo bist, mein Gott, du, schauest du
denn meinem Elend gar nicht zu?“
8) Dann hörtest du, o Herr, mein Flehn,
und eiltest bald, mir beizustehn!
Du öffnetest mein Auge mir:
ich sah mein Glück und dankte dir.
9) Wie vielen Seelen hat die Nacht
der schwersten Trübsal bang gemacht;
so viele hast zu rechter Zeit
mit deiner Gnade du erfreut!
10) Sagt’s alle, die Gott je geprüft,
die ihr zu ihm um Hilfe rieft;
sagt’s Fromme, hat er das Gebet
geduldig Leidender verschmäht?
11) Die Stunde kommt, früh oder spät,
wo Dank und Freud aus Leid entsteht;
wo Pein, die Stunden nur gewährt,
in Freudentage sich verkehrt.
12) Du erntest deiner Leiden Lohn
vielleicht in diesem Leben schon;
vielleicht, daß, eh du ausgeweint,
dir Gott mit seiner Hilf‘ erscheint.
13) Wenn niemand dich erquicken kann,
so schaue deinen Heiland an;
schütt aus dein Herz in Seinen Schoß,
denn Seine Huld und Macht ist groß.
14) Einst hat auch er, der Menschenfreund,
im Tränentale hier geweint.
Auf deine Tränen gibt er acht,
und dir zu helfen hat er Macht!
15) Und helfen will er: zweifle nicht!
Er hält getreu, was er verspricht:
„Nicht lassen will ich, Seele, dich:
sei guten Mutes! Glaub an mich!“
Liedtext: Johann Caspar Lavater (1741-1801)
Musik: Ludwig van Beethoven (1770-1827)
Weblinks und Verweise
Lied Nr. 558: Johann Peter Lange, Deutsches Kirchenliederbuch, 1843 (bearb.)
Liedeintrag bei „Christ My Song“
Liedeintrag bei Hymnary.org
Notensatz: Download Notensatz (als pdf bei Liederindex)
Audiofile der Melodie