Apostelgeschichte 10, 44 (Schrenk)

Betrachtung zum 7. Juni

Da Petrus noch diese Worte redete, fiel der heilige Geist auf alle, die dem Wort zuhörten. (Apostelgesch. 10, 44)

Der Name des Cornelius ist einer der lieblichsten Namen, die uns in der heiligen Schrift begegnen. Niemand kann seine Geschichte lesen, ohne einen tiefen Eindruck zu bekommen. Wie groß steht ein solcher Mann da mit seiner verhältnismäßig geringen Erkenntnis gegenüber so vielen Christen mit ihrem vielen Wissen! Er war fromm und gottesfürchtig sammt seinem ganzen Hause. Gerade diese Thatsache ist ein kräftiger Beweis für seine persönliche Frömmigkeit. Wissen wir doch aus Erfahrung, wie viel bei einem Hausvater vorausgesetzt werden muß, wenn sein ganzes Haus ihm gleichgesinnt sein soll. Wir verstehen aber seinen Einfluß im Hause, wenn wir weiter sehen, wie seine Frömmigkeit auch außerhalb des Hauses zu sehen war, in Werken der Barmherzigkeit und Liebe, und wie er zu Allem die Kraft schöpfte aus dem täglichen Umgang mit seinem Gott, dem er mit Beten und Fasten diente. Ja, Cornelius ist eine ehrwürdige Gestalt, die uns mit
ihrem heiligen Ernst und ihrer Treue um so mehr anzieht, als wir wissen, daß auch im Herzen dieses treuen Menschen eine Lücke war, die nichts ausfüllen konnte, bis der Herr sie selber ausfüllte, der sein Sehnen nach vollem Frieden und sein Verlangen, Gott zu gefallen, kannte.

Und eben das ist das Herrlichste in der Geschichte des Cornelius: zu sehen, wie
unser treuer Gott für die sorgt, die aufrichtig sind, die treu umgehen mit dem, was
sie empfangen haben. Er sandte ihm den Petrus mit dem vollen Evangelium von
Jesu Christo. Da hörte Cornelius und sein Haus durch geistesmächtiges Zeugnis von
der Vergebung der Sünden im Namen Jesu, und es kam nicht nur der Friede, den
nur Jesus geben kann, in ihre Herzen, sondern der Herr füllte ihre Herzen mit
seinem Geist, wie er es bei den Aposteln gethan hatte. Muß das nicht die heutige
Gemeinde des Herrn mächtig ermuntern? Je mehr wir eine betende Gemeinde
werden, je größer die Zahl derer wird, die warten auf die uns so nöthige Ausrüstung
mit dem heiligen Geist, desto zuversichtlicher dürfen wir das Amen von unserm
treuen Hohenpriester erwarten.

Ach Herr! Höre das Flehen Deiner Kinder und neige Dich zu unserer Armut. Sende uns Hilfe von Deinem Heiligthum durch Deinen Geist!

Amen.

Elias Schrenk
(1831-1913)

Quelle: Suchet in der Schrift. Tägliche Betrachtungen für das ganze Jahr mit Anhang, S. 159. Von E. Schrenk. 2. Auflage, 32. bis 36. Tausend. Kassel. Druck und Verlag von Ernst Röttger, 1892.


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Eingestellt am 7. Juni 2021 – Letzte Überarbeitung am 12. August 2024