1. Johannes 4, 1

Ihr Lieben, glaubet nicht einem jeglichen Geist, sondern prüfet die Geister, ob sie von Gott sind; denn es sind viel falsche Propheten ausgegangen in die Welt. (1. Joh. 4, 1)

Wenn Menschen etwas mit großem Ernst und Eifer vortragen, um Andere zu belehren, und sich dabei anstatt anderer Beweise auf die Aufschlüsse oder Offenbarungen, welche sie bekommen haben, berufen, so reden sie aus dem Geist als Propheten. Dergleichen Leute hat es in den alten und neuen Zeiten gegeben; Johannes aber sagt: ihr Lieben, glaubet nicht einem jeglichen Geist, sondern prüfet die Geister, ob sie von Gott sind; denn es sind viele falsche Propheten ausgegangen in die Welt.

Wie soll man sie aber prüfen? Die Prüfung muß anders angestellt werden, wenn solche Leute zukünftige Dinge weissagen, und anders, wenn sie als Lehrer weissagen oder Lehren im Geist vortragen. Wer aus dem Geist Gottes zukünftige Dinge weissagt, dessen Weissagungen müssen nicht nur den schon bewährten göttlichen Weissagungen, die in der heiligen Schrift stehen, nicht widersprechen, sondern auch pünktlich erfüllt werden, s. 5. Mos. 18, 20.21.22, Jer. 28, 8.9.

Wer aber im Geist Lehren vorträgt, darf der schon geoffenbarten göttlichen Lehre nicht widersprechen. Geister, die nicht von Gott sind, haben zu jeder Zeit unter dem Beistand der bösen Engel solche falsche Lehren ausgebildet, welche damals dem fleischlichen Sinn der Menschen die angenehmsten waren, und den größten Schaden anrichten konnten. Zu den Zeiten der Richter und hernach, da der Hang zur Abgötterei bei den Israeliten groß war, konnte ein falscher Prophet oder Träumer auftreten und sagen: lasset uns andern Göttern folgen und ihnen dienen, 5. Mos. 13, 2. Zu der Zeit Ezechiels gab es Propheten und Prophetinnen, welche, von ihrer Armut gedrückt, den Leuten Kissen unter die Arme und Pfühle zu den Häuptern machten, die Seelen zu fangen, das ist, welche sich im Weissagen dem fleischlichen Sinn der Menschen gefällig machten, um sich einen Anhang zu machen, und alsdann ihren Anhängern das Leben verhießen; überdies aber auch um einer Handvoll Gerste und eines Bissen Brots willen die Seelen zum Tod verurteilten, die doch nicht sterben sollten, und die zum Leben, die doch nicht leben sollten, Ezech. 13, 18.19.

Bei den Korinthern lästerten begeisterte Leute Jesum, weil es dem Teufel daran gelegen war, Juden und Heiden dadurch in ihrem Haß wider das Christentum zu befestigen, 1. Kor. 12, 3. In Asien, wo Johannes lehrte, standen hernach Leute auf, welche sonderbare Offenbarungen von einem ewigen Licht und Finsternis, oder von einem guten und bösen Gott vorgaben, und die Leiber, und Alles, was körperlich oder materiell war, für ein Werk des bösen Gottes hielten, da sie dann von Jesu Christo behaupteten, Er sei nicht im Fleisch gekommen, oder habe keinen Leib gehabt. Deswegen schrieb Johannes seinen Zuhörern diese Regel vor: daran sollt ihr (zur gegenwärtigen Zeit und in unserer Gegend) den Geist Gottes erkennen: ein jeglicher Geist, der da bekennet, daß Jesus Christus ist in dem Fleisch gekommen, der ist von Gott, und ein jeglicher Geist, der nicht bekennet, daß Jesus Christus ist in dem Fleisch gekommen, der ist nicht von Gott. Kein Geist, der der heiligen Schrift widerspricht, ist von Gott; die Beschaffenheit der Propheten selbst aber wird aus ihren Früchten erkannt, Matth. 7, 15.16.

(Magnus Friedrich Roos)

Quelle: Glaubensstimme  – Die Archive der Väter
Bibelübersetzung: Luther 1912 (bibeltext.com)

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Johannes Seitz (1839-1922), einer der Väter der deutschen Gemeinschaftsbewegung, hat auf Grund vieler Erfahrungen, Beobachtungenn und manchen gezahlten Lehrgelds in seiner Generation darauf hingewiesen, daß alles, was nicht haarscharf mit dem Wort Gottes übereinstimmt, abgelehnt werden müsse:

„Wer da nicht prüft alles und gründlich prüft an dem untrüglichen Prüfstein des Wortes Gottes, kann, ohne daß er es ahnt, ein Betrogener Satans werden, der bald auch ein Betrüger an andern wird.  Die Zerrbilder des Feindes haben darum so große Verführungsmacht, weil sie das Göttliche, nach dem man sich sehnt, das man erwartet, scheinbar bieten; aber es ist immer eine Mischung aus scheinbar Göttlichem, Menschlichen, Dämonischem und Fragwürdigem beisammen. Aber das Dämonische, Schriftwidrige, Ungöttliche ist meistens so versteckt*, daß es nur der sieht, der jedes Wort so hoch schätzt und ehrt, wie es geschätzt und geehrt sein will, und der nie etwas annimmt, das nicht ganz und gar schriftgemäß ist.“

Bei der Prüfung einer Bewegung und einer Person sind zuerst die drei Fragen zu stellen:

  1. Bilden Gott und dessen Ehre den Mittelpunkt?
  2. Stimmt alles mit dem Worte Gottes überein?
  3. Ist unverstellte Demut als Kennzeichen einer bußfertigen Haltung erkennbar?

*) In dieser gegenwärtigen Endzeit ist die Verführung schon soweit fortgeschritten, daß offenbar Schriftwidriges, Ungöttliches, ja sogar Dämonisches von Vielen nicht mehr als solches erkannt wird, nach dem Gotteswort:

Ihm, dessen Zukunft geschieht nach der Wirkung des Satans mit allerlei lügenhaftigen Kräften und Zeichen und Wundern und mit allerlei Verführung zur Ungerechtigkeit unter denen, die verloren werden, dafür daß sie die Liebe zur Wahrheit nicht haben angenommen, auf daß sie selig würden. Darum wird ihnen Gott kräftige Irrtümer senden, daß sie glauben der Lüge, auf daß gerichtet werden alle, die der Wahrheit nicht glauben, sondern haben Lust an der Ungerechtigkeit. (2. Thess. 2, 9-12)

Weblinks und Verweise

Bibelverse zum Thema „Warnung vor Verführung

Betrachtung von M. Roos zu 2. Thessalonicher 2, 12

Eingestellt am 24. Mai 2022 – Letzte Überarbeitung am 13. Juni 2023