Besinne dich und stehe stille (Michael Hahn, Geistliches Liederkästlein 1)

„So wahr der Herr lebet, es ist nur ein Schritt zwischen mir und dem Tode.“ (1. Sam. 20, 3)

Zum 2. November.

Zum Nüchternwerden gehört Stille und Nachdenken. Ueber Tod, Ewigkeit und Gericht nachdenken, macht nüchtern.

Mel.: Wer weiß wie nahe mir mein etc.

1. Besinne dich und stehe stille,
Denk über deinen Zustand nach.
Lebst du aus Gottes Gnadenfülle?
Warum bist du im Geist so schwach?
Einmal, du willst noch mancherlei,
Drum kannst du auch nicht werden frei.

2. Besinne dich! einst muß man lassen,
Was man im Leben hat geliebt;
Drum wollt ich lieber Alles hassen,
Was diese Welt auch hat und gibt.
Der Tod entreißt uns doch der Welt,
Ob sie uns noch so sehr gefällt.

3. Besinne dich! denn nach dem Tode
Kriegt man nichts mehr von dieser Welt.
O Seele, deines Herrn nicht spotte,
Weil er gewiß sein Wort dir hält.
Er straft dich, oder lohnet dir,
Je nachdem du gelebet hier.

4) Besinne dich! dort liegen viele,
Wie Schafe in dem andern Tod.
Lauf du nur nach dem höchsten Ziele,
So bist du frei von jener Not.
Lauf nach dem Auferstehungsziel;
Verlange in der Welt nicht viel.

5) Besinne dich; denk, was dir fehlet,
Denk: Gottes Bild und Herrlichkeit!
Denk, wie es Manchen dort noch quälet,
Daß er nicht suchte in der Zeit.
Ach, suche es in Jesu Christ,
Der ja der Seele Alles ist.

Liedtext: Johann Michael Hahn (1758-1819)
Melodie: Wer nur den lieben Gott läßt walten
(1641) 1657, Georg Neumark (1621-1681)

Quelle:

Geistliches Liederkästlein, oder kurzer Auszug aus den sämmtlichen Liedern J. M. Hahn’s. Zusammengetragen von Freunden der Wahrheit und zum Druck befördert von der Druckgesellschaft. Erster Theil. Sechste Auflage. Druck der G. Hasselbrink’schen Buchdruckerei, Stuttgart 1850. [Seite 307; Digitalisat]

Weblinks und Verweise

Lied Nr. 41, in: Christliches Hausbüchlein. Von Pfarrer Gottlob Baumann in Kemnat. Eine Sammlung meist alter, bewährter Gebete und Lieder, besonders über die Heilsordnung, 15. Auflage, Seite 93f. Verlag der Evangelischen Gesellschaft, Färberstraße 2,  Stuttgart 1910. (7 Strophen)


Eingestellt am 31. Oktober 2024 – Letzte Überarbeitung am 20. November 2024