Herr, meine Lebenshütte

1) HErr, meine Lebenshütte
Sinkt nach und nach zu Grab;
Gewähre mir die Bitte,
Und brich sie stille ab.

2) Gib mir ein ruhig Ende;
Der Augen matten Schein,
Und die gefalt’nen Hände
Laß sanft entseelet sein.

3) Laß meine letzten Züge
Nicht zu gewaltsam geh’n,
Und gib, daß ich so liege,
Wie die Entschlafenen.

4) Doch es gescheh‘ Dein Wille,
Ich scheide gleich dahin,
Im Kämpfen oder stille;
Wenn ich nur selig bin.

5) Bleibst Du mir in dem Herzen,
Dein Namen in dem Mund,
So sind mir auch die Schmerzen
Im Sterben noch gesund.

6) Dein Blut hat mich gereinigt;
Trennt Leib und Seele sich,
So werden sie vereinigt
Zum Seligsein durch Dich.

7) Nach Deiner Gnade Größe
Nimm nur den Geist zur Hand,
Es reiße oder löse
Der Tod des Leibes Band.

8) Ich werde auferstehen;
Da geht’s zum Himmel ein,
Ich werde JEsum sehen,
Und Er mir gnädig sein.

Text: Philipp Friedrich Hiller (1699-1769)
Melodie: Ach bleib mit Deiner Gnade (Melchior Vulpius, 1609) mid-File

Schriftstelle:

Ich weiß, daß ich meine Hütte bald ablegen muß. (2. Petr. 1, 14)

Es dient einem Christen,
daß er sich seine letzten Stunden vorstelle.
Seine Hoffnung wird dadurch gestärkt.
Der Unchrist muß mit Schrecken daran denken.

Quelle: Hiller, Philipp Friedrich, Geistliches Liederkästlein zum Lobe Gottes, Zweiter Teil, zum 18. Februar, bei J.B. Müller, Stuttgart 1833