Als sie aber und ihr Haus getauft ward, ermahnte sie uns und sprach: So ihr mich achtet, daß ich gläubig bin an den HERRN, so kommt in mein Haus und bleibt allda. Und sie nötigte uns.
Es geschah aber, da wir zu dem Gebet gingen, daß eine Magd uns begegnete, die hatte einen Wahrsagergeist und trug ihren Herren viel Gewinnst zu mit Wahrsagen. (Apostelgeschichte 16, 15.16); (1. Timotheus 6, 6-10).
Göttliche und ungöttliche Weise, Unterhalt, Licht und Macht zu erlangen.
1. Göttliche und ungöttliche Weise, Unterhalt zu erlangen.
Wenn wir die Reise Pauli nach Philippi und seinen Aufenthalt dort betrachten, so finden wir einerseits Leute, die Besitz, Licht und Macht auf sündliche Weise erreichen, andererseits solche, die dies auf gottwohlgefällige Weise erlangen. Laßt uns zuerst zweierlei Weise ansehen, den Unterhalt zu bekommen.
Da sind zuerst Personen, die auf einem schändlichen Weg ihr Vermögen gewinnen. Es sind die Herren der Wahrsagerin, die mit echter Geschäftsklugheit die bedauernswerte Wahrsagergabe ihrer Sklavin ausbeuten, um ihren Beutel zu füllen. Es gelang ihnen, großen Gewinn zu erlangen, indem sie ihre Magd gegen Geldentschädigung wahrsagen ließen. Ob auf dieser Art, Geld zu bekommen, göttlicher Segen ruhte oder nicht, danach fragten diese Herren nichts – wenn sie nur reich wurden. Alles andere war ihnen gleichgültig.
Diesen Besitzern der Wahrsagerin gleichen Tausende in unserer Zeit, die auf fluchbeladenem Weg ihren Unterhalt gewinnen und sich kein Gewissen daraus machen, wie sie ihren Reichtum erwerben (Jeremia 22, 13).
Wie ganz anders bekommen Paulus und seine Gefährten ihre äußere Versorgung. Sie arbeiten auf Gottes Wegen und erfahren auch im Irdischen die treusorgende Vaterhand des Herrn. Lydia nimmt sie gastlich auf, und die philippische Gemeinde läßt es sich nicht nehmen, für Paulus auch in späterer Zeit zu sorgen (Philipper 4, 16). Wenn ihm auch nicht große Geldsummen zufließen, wie jenen Herren, so hat er doch einen unendlich größeren Genuß, weil er in allem die Fürsorge seines himmlischen Vaters erkennen und schmecken darf.
Gebe Gott, daß wir in der Erlangung unseres irdischen Besitzes niemals jenen Herren, sondern Paulus und seinen Gefährten gleichen (Lukas 16, 13).
2. Göttliche und ungöttliche Weise, Licht zu erlangen.
(Psalm 43, 3; 119, 105; Jesaja 8, 19).
Aus der Tatsache, daß die Wahrsagerin vielen Gewinn einbrachte, können wir den Schluß ziehen, daß viele Menschen sie benutzten. Viele suchten durch sie Licht zu bekommen über Dinge, die sie auf andere Weise nicht erforschen konnten. Besonders die Begierde, über ihre eigene Zukunft Näheres zu erfahren, mochte viele zu solcher Person treiben.
Leider geschieht das bis auf den heutigen Tag mitten in der Christenheit. Die Schrift verurteilt diese Art, Licht zu empfangen, auf das allerschärfste (3. Mose 20, 27). Ganz anders empfängt Paulus sein Licht durch Gottes Wort (V. 32), Gottes Geist (V. 6 und 7) und durch brüderliche Gemeinschaft (V. 10). Wieviel besser ist doch diese göttliche Art, Licht zu bekommen, als die widergöttliche Weise der Leute, die zur Wahrsagerin eilen!
Als einst Bileam den freudigen Siegeslauf Israels prophetisch vorausschaute, da wurde ihm auch der innere Grund für die Freudigkeit dieses Volkes gezeigt. Er bestand einerseits darin, daß „kein Zauberer in Jakob und kein Wahrsager in Israel“ war, andererseits darin, daß diesem Volk „zu seiner Zeit gesagt wird, was Gott tue“ (4. Mose 23, 22 und 23).
So hängt auch die Freudigkeit des neutestamentlichen Gottesvolkes damit zusammen, daß es jedes verbotene Licht flieht, das nur Fluch und Bann bringt, aber sich um so treuer an das rechte Licht des göttlichen Wortes anschließt (2. Petrus 1, 19).
3. Göttliche und ungöttliche Weise, Macht zu erlangen.
Apostelgeschichte 16, 18-24; Lukas 10, 19.
Sowohl bei den Feinden Pauli, den Besitzern der Wahrsagerin, als auch bei Paulus selbst tritt uns in dieser Geschichte eine nicht geringe Macht entgegen. Laßt uns die Macht auf beiden Seiten und die Art, wie sie erlangt wurde, anschauen. Die Herren der Wahrsagerin erlangten eine Macht gegen die Apostel, indem sie dieselben vor die Obersten der Stadt zogen und durch eine gewandte Anklage eine grausame Bestrafung derselben durchsetzten.
Wie elend sieht diese äußerliche, auf fleischlichem Weg erlangte Gewalt aus im Vergleich mit der Macht, die Paulus von seinem Heiland empfing, als er zu dem Wahrsagergeist sprach: „Ich gebiete dir in dem Namen Jesu, daß du von ihr ausfährst!“ –
Das war g ö t t l i c h e Gewalt, die der heilige Geist gab. Durch ein einziges Wort brachte Paulus hier mehr zustande, als jene Herren mit all ihren Bemühungen.
Laßt uns nie auf die Art jener Herren, sondern auf die Weise Pauli durch innige Gemeinschaft mit Gott heilsame Macht zu erlangen und auszuüben suchen.
Als einst Petrus mit dem Schwert Jesu beispringen wollte, und das Ohr des Malchus abschlug, verwies ihm der Herr solches (Matthäus 26, 52; Johannes 18, 11). Als aber derselbe Mann am Pfingsttag das Schwert des Geistes zog, da gab es bleibenden Sieg und wahre Ewigkeitsfrucht. Das erste Mal brauchte er fleischliche Macht, mit der Jesu Jünger nicht kämpfen sollen, das zweite Mal geistliche Macht, die Verheißung hat.
Quelle: P. Alfred Christlieb, Der Apostel Paulus, S. 186f. Druck und Verlag: Adolf Reuter, Wiehl (Bez. Köln), 1936. Mit einem Vorwort von Karl Stegemann.
Bild: Galerie christlicher Männer und Frauen / Glaubensstimme
Schriftstellen
Weh dem, der sein Haus mit Sünden baut und seine Gemächer mit Unrecht, der seinen Nächsten umsonst arbeiten läßt und gibt ihm seinen Lohn nicht. (Jeremia 22, 13)
Kein Knecht kann zwei Herren dienen: entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird dem einen anhangen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott samt dem Mammon dienen. (Lukas 16, 13)
Und wir haben desto fester das prophetische Wort, und ihr tut wohl, daß ihr darauf achtet als auf ein Licht, das da scheint in einem dunklen Ort, bis der Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe in euren Herzen. (2. Petrus 1, 19)
Sehet, ich habe euch Macht gegeben, zu treten auf Schlangen und Skorpione, und über alle Gewalt des Feindes; und nichts wird euch beschädigen. (Lukas 10, 19)
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