Klosterschule Denkendorf

Inneres der Klosterkirche Denkendorf
(Bildnachweis: siehe unten, Liz. CC BY-SA 4.0)

Geschichte

Das Kloster Denkendorf geht zurück auf ein Stift der Chorherren vom Heiligen Grab. Dieses wurde von einem urkundlich bezeugten Bertholdus nach 1128 mit der Pelagiuskirche gestiftet. Am 22. April 1142 übertrug dieser Stifter den Chorherren das Gut nach seinem Tod endgültig. Um 1130 stellte Papst Honorius II. die Propstei unter päpstlichen Schutz und sicherte ihr die freie Wahl des Propstes zu. König Konrad III. gewährte dem Stift 1139 das Recht, einen eigenen Vogt zu wählen und stellte es unter den Schutz des Königs. Dieser Schutz wurde von weiteren Herrschern bestätigt, so 1181 durch Friedrich I., 1226 und 1228 durch Friedrich II., 1291 durch Rudolf I. und 1299 durch Albrecht.

Die Zeit der Chorherren vom Heiligen Grabe endete 1535, als Ambrosius Blarer (1492-1564, Bild links) im Auftrag des Herzogs Ulrich von Württemberg (1487-1550) die Reformation einführte. Die (nunmehr evangelische) Propstei mit den ihr unterstellten Pfarreien und weltlichen Gütern blieb jedoch weiterhin bestehen. Von 1599 bis 1804 war der Propst von Denkendorf zusammen mit den Äbten von Adelberg, Bebenhausen und Maulbronn einer der vier Generalsuperintendenten bzw. Prälaten der Württembergischen Landeskirche. Viele der Pröpste waren gleichzeitig Hofprediger in Stuttgart und hielten sich nur zeitweise in Denkendorf auf, wo ein ständiger Verwalter eingesetzt war. Im Jahr 1553 wurde in den Gebäuden des Stifts eine evangelische Klosterschule eröffnet, die bis 1584 bestand. Von 1207 bis zum Verkauf im Jahre 1585 war das Heilig-Grab-Kloster Speyer ein Filialkonvent von Denkendorf.

Bengelstube

Im Jahr 1713 wurde eine solche Klosterschule erneut eingerichtet, welche unter dem Pietisten Johann Albrecht Bengel (1687-1852) großes Ansehen gewann. Diese zweite Schule bestand bis ins Jahr 1810. Ein besonders namhafter Schüler war Friedrich Hölderlin. Zu den Lehrern zählte Johann Georg Hutten.

Nach Auflösung der Schule war das Kloster in Privatbesitz und diente unter anderem als Senfmanufaktur. Im Jahr 1907 wurde es erneut vom Land Württemberg gekauft und war bis 1920 Sitz einer Ausbildungsanstalt für Lehrer. Von 1921 bis 1934 beherbergte es ein Volkshochschulheim für Mädchen. Ab 1934 war es ein sogenanntes Frauenschullager sowie ein Kindergarten der NSDAP. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs war das Kloster bis 1949 Auffangstätte für Vertriebene, und 1950 wurde hier ein Evangelisches Diakonieseminar eingerichtet. Im Jahr 1972 wurde es schließlich zu einer Fortbildungsstätte der Evangelischen Kirche.

Gedenkstätten

An den früheren Präzeptor, den Theologen und Schriftsteller Johann Albrecht Bengel, erinnert im Klostergebäude eine kleine literarische Gedenkstätte, das sogenannte Bengelstüble. Gezeigt werden Ausgaben von Bengels Werken, Porträtbilder und verschiedene persönliche Dokumente. Seit Aufgabe der Landeskirchlichen Fortbildungsstätte stehen die Vitrinen leer.

Im Kloster wurde der Kunstschriftsteller Fritz Alexander Kauffmann geboren. Seinem Vater gehörte die Firma Kauffmann, die den Denkendorfer Klostersenf herstellte. Sein Bildungsroman Leonhard – Chronik einer Kindheit (1947) erzählt von seiner Kindheit im Kloster Denkendorf.

2015 wurde auf dem Platz vor dem Westportal eine Stauferstele errichtet. Sie erinnert u. a. daran, dass König Konrad III. und Kaiser Friedrich I. Barbarossa das Kloster 1139 bzw. 1181 unter ihren Schutz nahmen. [8]

Quelle: Seite Kloster Denkendorf in der deutschsprachigen Wikipedia (auszugsweise)

Bildnachweise:
Bengelstube: Thomoesch, Public domain, via Wikimedia Commons
Klosterkirche Denkendorf: Pjt56 — If you use the picture outside Wikipedia I would appreciate a short e-mail to pjt56@gmx.net or a message on my discussion page, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Weblinks und Verweise

Klosterkirche Denkendorf (mit Rundgang) auf der Webseite der Evangelischen Kirchengemeinde Denkendorf

Hermann Ehmer, Martin Klumpp, Ulrich Ott (Hrsg.): Evangelische Klosterschulen und Seminare in Württemberg 1556–2006. Lernen – Wachsen – Leben. Theiss, Stuttgart 2006, ISBN 978-3-8062-2037-7.

Lateinschulen

450 Jahre Evangelische Klosterschulen in Württemberg (Poster, als pdf-Datei, Landesbildungsserver Baden-Württemberg, bei schule-bw.de)


Eingestellt am 6. September 2025