Und das ist die Freudigkeit, die wir haben zu ihm, daß, so wir etwas bitten nach seinem Willen, so höret er uns. Und so wir wissen, daß er uns höret, was wir bitten, so wissen wir, daß wir die Bitten haben, die wir von ihm gebeten haben. (1. Johannes 5, 14.15)
Betrachtung zum 21. Juni
Beten ist eine heilige Kunst. Der rechte Beter hat Freudigkeit, Freimüthigkeit vor Gott; er ist in der inneren Verfassung, in der er mit gläubiger Zuversicht sich rückhaltlos aussprechen kann vor Gott. Diese freudige Zuversicht setzt voraus, dass keine Kluft, keine Trennung zwischen dem Beter und seinem Gott ist, daß er mit der inneren Ruhe, die eine Frucht der Gnade und der Versöhnung in Christo ist, vor den Gnadenthron treten kann. Nur im Genuß der Gnade und Liebe in Christo Jesu können wir das völlige Vertrauen haben, aus dem freimütiges Beten hervorgeht. Solche Beter sind gewiß, daß Bitten nach Gottes Willen erhört werden. Es ist ihnen auch ein Anliegen, nach Gottes Willen zu bitten, weil es ihnen vor Allem am Herzen liegt, nach Gottes Willen zu leben. Die Leute, die nicht nach Gottes Willen leben, werden es überhaupt schwer finden, nach Gottes Willen zu bitten, weil ihr Eigenwille und ihre Selbstsucht in Alles hineinspielt. Beter nach Gottes Willen können etwas empfangen, weil sie Gottes Gaben zu seiner Ehre brauchen. Der selbstsüchtige und eigenwillige Beter sucht nie Gottes Ehre und wird nicht erhört. Bittest du nach Gottes Willen, so darfst du fest glauben, daß du die Bitten hast, die du von ihm gebeten hast, daß du erhört bist. Das schließt aber nicht aus, daß es längere oder kürzere Zeit anstehen kann, du dich also gedulden mußt, bis. die Erhörung offenbar wird. Hier liegt für manche Beter eine Klippe: sie haben nach Gottes Willen gebetet; aber weil die Erhörung nicht gleich sichtbar wurde, fingen sie an zu zweifeln. Der rechte Glaube kann warten. Wie oft muß Gott an uns Dieses und Jenes erst erreichen, ehe wir die freudige Offenbarung bekommen können, wir sind erhört! Bist du zubereitet, die Erhörung zu empfangen?
Vater im Himmel! Schenke mir täglich Freudigkeit zu Dir zu nahen und bewahre mich, daß diese Freudigkeit nicht durch eigene Sünde gestört wird.
Amen.

Elias Schrenk
(1831-1913)
Quelle: Suchet in der Schrift. Tägliche Betrachtungen für das ganze Jahr mit Anhang, S. 173. Von E. Schrenk. 2. Auflage, 32. bis 36. Tausend. Kassel. Druck und Verlag von Ernst Röttger, 1892.
Übersicht: 1. Johannes 5