“Burmeister *) (Buhrmeister), Franz Joachim aus Lüneburg, ein vertrauter Freund und Gehülfe Joh. Rists in seinen literarischen Arbeiten. Dieser ertheilte ihm als Kaiserlicher Pfalzgraf um’s Jahr 1659 den Dichterlorbeer und nahm ihn 1660 unter dem Namen „Sylvander“ in den Elbschwanorden auf. Als ein „der h. Schrift Beflissener“ hat er zu Rist’s Liedersammlungen manches Ehrengedicht verfaßt, und als einen solchen erwähnt ihn Rist auch in den Vorberichten zu mehreren seiner Schriften. Im Jahr 1670 wurde er Prediger an St. Michaelis in Lüneburg, legte aber schon nach einigen Monaten dieses Amt wieder nieder. Sonst ist nichts Sicheres über seine Lebensverhältnisse weiter bekannt, als daß er auch in vertrauten Beziehungen zu dem sangeskundigen Mühlhauser Bürgermeister Johann Rudolph Ahle gestanden ist und demselben, sey es von Lüneburg aus, sey es während eines zeitweiligen längern Aufenthalts in Mühlhausen manches werthvolle Lied zu seinen Compositionen geliefert hat, nämlich:
1. Die vier letzten Lieder zu Ahles „drittem Zehn neuer geistlicher Lieder. Mühlhausen. Gedr. bei Joh. Hüter. In Verlegung Andr. Möckerts in Sondershausen. 1662.“ Hier:
„Es ist genug, so nimm, Herr, meinen Geist zu Zions Geistern hin“ ─ über die Sehnworte des Eliä. 1. Buch der Könige 19, 4.
2. Alle 14 Lieder zu Ahle’s „neuen geistlichen, auf die hohen Festtage durch’s ganze Jahr gerichteten Andachten. Mühlhausen. Gedr. bei Joh Hüter. 1662. In Selbstverlegung des Autoris.“
Davon haben sich am meisten verbreitet und stehen auch noch im neuesten Thüringer G. von 1861:
„Es ist genug, nun geh ich fort in deinem süßen Namen“ ─ auf das Fest der Reinigung Mariä.
„Der große Drache zürnt und will mit Gotte rechten“ ─ auf das Michaelisfest.
„Heiligt euch, ihr Menschenkinder“ ─ auf das Trinitatisfest.
„Hier grünt des Aaronis Stab“ ─ auf das Christfest. Bei der Wiege des Herrn Jesu.
„Heut ist der geboren, der des Herren Herold war“ ─ auf das Fest Johannes des Täufers.
„Ich, ein Fürst der Engelschaar“ ─ auf das Fest Mariä Verkündigung.
„Ist das Grab auch noch verriegelt“ ─ auf das Fest der Auferstehung Christi.
„Komm, Seele, setze dich andächtiglich“ ─ zur Passion. Beim Kreuze Christi.
„Triumph, ihr Himmel, freuet euch“ ─ auf das Fest der Himmelfahrt Christi.
„Was soll ich, liebstes Kind, dir für Geschenke geben“ ─ auf das Fest der drei Könige aus dem Morgenland.
3. Die vier ersten Lieder zu Ahle’s „Neuen geistlichen, auff die Sonntage durch’s ganze Jahr gerichteten Andachten. Mühlhausen. Gedr. bei Joh Hüter. Im Verlag des Buchbinders Seb. Erdmann in Sondershausen. 1664.“ Hier:
„Ja, er ist’s, das Heil der Welt“ ─ auf den 3. Sonntag der Zukunft Christi.
*) Vergl. Aug. Jak. Rambachs Anthologie christl Gesänge, 5. Band, Altona 1831. Nachträge S. XI. – Bei den biographischen Angaben über Burmeister kommen viele Verwechslungen vor. Winterfeld macht ihn zu einem Rechts=Candidaten, und Andere, wie Kirchner zu Freylingh. G., A. Knapp u. s. w. machen ihn zu einem Rector in Nürnberg unter Verwechslung mit Simon Bornmeister, den wir beim Blumenorden näher kennen lernen werden. Deßhalb wird dessen Todesjahr 1688 sonst auch als das des Franz Joachim angegeben.
Koch, Kirchenlied. III.
Quelle:
Geschichte des Kirchenlieds und Kirchengesangs der christlichen, insbesondere der deutschen evangelischen Kirche. Von Eduard Emil Koch, Dekan, ordentlichem Mitglied der historisch=theologischen Gesellschaft zu Leipzig. Erster Haupttheil: Die Dichter und Sänger. Dritter Band. Dritte umgearbeitete, durchaus vermehrte Auflage. Stuttgart. Druck und Verlag der Chr. Belser’schen Verlagshandlung. 1867.
[Seiten 448-450 / Digitalisat]
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Biographie
B. war ein Freund Johann Rists, des kaiserlichen Pfalzgrafen, der ihn 1660 als „Sylvander“ in den Elbschwanorden aufnahm. 1670 wirkte er als Prediger an Sankt Michaelis in Lüneburg (nur kurze Zeit). Koch weiß 22 Lieder von ihm zu nennen, Festlieder, Sonntagslieder, auch das Lied zum Heimgang „Es ist genug“, dessen 4. Strophe Johann Sebastian Bach zum 24. Sonntag nach Trinitatis aufgenommen hat. Mit den meisten Liedern hat er Johann Rud. Ahle, dem Bürgermeister und Musiker von Mühlhausen, die Texte geschenkt, die den Leser mit ihrer dem Inhalt angemessenen Form heute noch aufhorchen lassen. – Poeta laureatus.
Werke
s. A. Fischer-W. Tümpel, Das dt. ev. Kirchenlied d. 17. Jh. IV, 1908, S. 436-39;
A. J. Rambach, Anthol. christl. Gesänge, 1817-32, Bd. 5 u. Nachträge, S. XI.
Literatur
ADB III;
Koch III, S. 448 ff.;
P. Althaus, Der Friedhof unserer Väter, 1915, ³1928.
Quelle:
Gabriel, Paul, „Burmeister, Franz Joachim„ in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 54 [Online-Version]